Gerolsbach
Künftig fast eine reine Bürgeranlage

Bayernwerk Natur zieht sich weitgehend aus dem Gerolsbacher Windpark zurück - Gemeinde und BEG erhöhen ihre Anteile

26.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:09 Uhr
Als echtes Erfolgsmodell sehen Gemeinde, BEG und Bayernwerk Natur GmbH den Windpark im Gröbener Forst. Dennoch verkauft der Energieversorger einen Großteil seiner Anteile - die beiden anderen Gesellschafter haben da offenbar gerne zugegriffen. −Foto: Haßfurter

Gerolsbach (SZ) Der Gerolsbacher Windpark ist ein Erfolgsmodell - da sind sich Vertreter der Gemeinde, der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Pfaffenhofen und der Bayernwerk Natur GmbH einig.

Deswegen will die Gemeinde auch keine Anteile verkaufen - ganz im Gegenteil.

Als bekannt wurde, dass die BEG ihren Mitgliedern weitere Anteile im Wert von 550 000 Euro zur Verfügung stellen will, kochte in Gerolsbach die Gerüchteküche: Will sich die Gemeinde nun etwa doch aus dem Windpark zurückziehen, der einst als Projekt der Bürger beworben worden war? Keinesfalls, stellt Bürgermeister Martin Seitz klar: "Wir verkaufen nicht - im Gegenteil: Die Gemeinde kauft Anteile dazu." Schon allein aus wirtschaftlichen Gründen wäre es unsinnig, aus dem Windpark auszusteigen, betont Seitz, denn: "Die Windkraftanlagen laufen hervorragend. Wir haben super Zahlen!"

Dieser Ansicht ist man auch bei der Bayernwerk Natur GmbH, die bisher 23 Prozent der Anteile am Windpark gehalten hat, aber den Großteil davon nun verkauft. Allerdings aus strategischen Gründen. "Alle Planungen und wirtschaftlichen Erwartungen an die Anlage wurden übererfüllt", teilt ein Unternehmenssprecher mit. So sei der Bau unterhalb der geplanten Budgetrahmen geblieben, zudem habe der Windpark früher als geplant ans Netz gehen können. Der Verkauf der Anteile sei für die Bayernwerk Natur von Beginn an eine mögliche Option gewesen: "Wir wollen gezielt Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen in unsere Projekte mit einbeziehen", erklärt der Unternehmenssprecher. Deswegen würden nun jeweils zehn Prozent der Anteile an das Gerolsbacher Kommunalunternehmen (KUG) und an die BEG veräußert. Bayernwerk Natur habe dann noch eine Beteiligung von 3,2 Prozent, und die wolle man auch nicht abgeben, sondern weiterhin im engen Verbund mit den anderen Anteilseignern bleiben.

Nicht nur bei der Gemeinde, auch bei der BEG hat man offenbar gerne zugegriffen und von einem Vorkaufsrecht für die Anteile am Windpark Gebrauch gemacht. "Die Anlagen laufen seit 2017 jetzt mit höchster Zuverlässigkeit und einer Verfügbarkeit von fast 99 Prozent", sagt BEG-Sprecher Markus Käser. Bereits jetzt liege der Mehrertrag bei über einer Million Kilowattstunden, dadurch weise auch der Kontostand ein deutliches Plus auf.

Kurz nach der Ankündigung, dass neue Anteile am Windpark verfügbar sind, habe es bei der BEG großes Interesse und viele Nachfragen gegeben, berichtet Käser. Die BEG, die künftig 35,7 Prozent des Windparks hält, wolle Beteiligungen ab 1000 Euro über ein partiarisches Darlehen, das mit 2,5 Prozent verzinst wird, anbieten. Allerdings, so Käser, hätten bei der Vergabe die derzeit rund 650 Mitglieder der BEG und darunter wiederum die aus Gerolsbach und Umgebung Vorrang. Noch vor Weihnachten sollen die Mitglieder nun offiziell angeschrieben werden. Käser: "Wir gehen davon aus, dass die Anteile dann sofort weg sind." Zumal ja alle Projekte, an denen die BEG beteiligt ist, zu 10 bis 25 Prozent über Plan lägen, also auch der Gerolsbacher Windpark.

61 Prozent des Windparks gehören künftig der Gemeinde Gerolsbach, und auch für Bürgermeister Martin Seitz ist das Projekt ein echtes Erfolgsmodell. Übrigens auch, was die Beteiligungsstruktur angeht: "Künftig ist das fast eine reine Bürgeranlage. Das ist von Anfang an unser Ziel gewesen, und dieses Ziel haben wir jetzt erreicht."