Ein Mann in vielen Rollen

Kleindarsteller vor der Kamera

11.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:03 Uhr
Georg Laberger als Innendienstpolizist bei den "Rosenheim-Cops". −Foto: privat

Mal ist er Polizist, mal Pilot, dann Rettungssanitäter, Geschäftsmann oder auch Staatsanwalt. Georg Laberger steht seit seiner Jugend als Kleindarsteller vor der Kamera. Angefangen hat alles mit einem Job für die Bravo-Fotolovestory.

Auch für die Zeitschrift "Mädchen" wurde Laberger früher abgelichtet. In den Fotostorys spielte er im Alter von rund 20 Jahren meistens einen Freund der Hauptprotagonisten, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. "Danach bekam ich nur noch Anfragen als Vater", erzählt der 55-Jährige. Aktuell ist der Aichacher in eher seriöseren Rollen zu sehen, so zum Beispiel seit sechs Jahren als fester Bestandteil der "Rosenheim-Cops" (ZDF), bei denen er einen Innendienst-Polizisten mimt.

Seine ersten Schritte vor der Kamera ging Georg Laberger für Imagefilme von Unternehmen, zu denen er über seinen früheren Arbeitsplatz bei einem Pharmakonzern in Kontakt gekommen war. Vor sechs Jahren hat er sich dann dazu entschieden, die Fühler weiter auszustrecken in der TV-Landschaft, und sich bei einer Casting-Agentur angemeldet. Seitdem hat er im In- und Ausland gedreht und dabei auch in weltweit bekannten Produktionen mitgewirkt.

Seine allererste TV-Rolle war ein Brauerei-Großkunde für die BR-Serie "Dahoam is dahoam". "Von da an ging es ab wie Hölle", erinnert er sich. Die schauspielerischen Angebote wurden immer mehr, einige auch "mit ordentlichem Text-Paket". Dieses auswendig zu lernen und passagenweise zum vom Regisseur gewünschten Zeitpunkt abzurufen, sei anfangs gar nicht so leicht gewesen, erinnert sich Georg Laberger.

Was Serien angeht, war er unter anderem schon zu sehen im Ersten beim Münchner Tatort als DNA-Tester oder Polizist, bei "Um Himmels Willen" als Familienvater, in der Vorabend-Krimiserie "Hubert und Staller" als Standesbeamter, in der ZDF-Serie "Soko München" als Innendienstpolizist oder als Anwalt des Mörders und in "Der Alte" (ZDF) als Polizist oder Rechtsanwalt.Auch in Filme hat er es schon geschafft, im TV zum Beispiel 2016 in die ARD-Reihe "Bierleichen. Ein Paschakrimi" (Chauffeur) oder in die ZDF-Reihe "Lena Fauch - Du sollst nicht töten" (Arzt). Im ZDF-TV-Film "Das Glück der Anderen" spielte er 2013 einen Rechtsanwalt, zwei Jahre später folgten Rollen in den Filmen "Neid ist auch keine Lösung" (Arzt) und "Einer für alle, alles im Eimer" (Schöffe), ebenfalls im Zweiten zu sehen.

Immer wieder muss sich der Aichacher äußerlich verwandeln, um in die jeweilige Rolle zu passen: mal mit Brille, mal ohne, mit Bart oder rasiert. Vor allem bei historischen Filmen wird großer Wert darauf gelegt, dass das Auftreten in die Spielzeit passt. Derartige Drehprojekte hätten es ihm besonders angetan, berichtet der Aichacher. Die Mitwirkung an Filmen wie "Wir, Geiseln der SS" (ZDF), in dem er einen Waffen-SS-Soldaten spielte, versetzten ihn in eine komplett andere Zeit. "Dabei wirkte auf Dreh alles so authentisch, die Hakenkreuz-Fahnen, die Panzer und jüdischen Gefangenen. Dieser Dreh hat auch sehr zum Nachdenken angeregt", erzählt er. "Es macht aber auch Spaß, sich und die Kollegen mal in so veränderter Form zu sehen."

Man könnte sagen, Georg Laberger ist die Kleindarsteller-Karriereleiter schnellen Schrittes und zielstrebig nach oben gestiegen. Er hat zwar keine klassische Schauspielausbildung, hat aber Sprech- und sogar Stunt-Trainings absolviert. 2015 folgte die erste Besetzung in einem Kinofilm, damals in "Nirgendwo" von Regisseur Martin Weinhart. Darin spielte der Aichacher einen Notar. Dann war er in "Colonia Dignidad" als Botschaftsmitarbeiter zu sehen. 2016 mimte er einen FBI-Agenten in "Snowden", sein "persönliches Highlight". Im vergangenen Jahr spielte er einen Arzt im dritten Teil von "Fack ju Göhte". Das Aufeinandertreffen mit bekannten Schauspielern wie Emma Watson und Daniel Brühl werde irgendwann "völlig normal", sagt Laberger, zumal einige Prominente ohnehin sehr abgeschottet werden.
"Ich hätte niemals gedacht, dass ich das erreichen könnte", erklärt der 55-Jährige. Unbedingt noch höher hinaus müsse es aber nicht gehen, sagt er. Es soll zum einen nicht in Stress ausarten, sondern weiterhin Spaß machen, zum anderen befürchtet er, dass er dann auf einen Typ festgelegt werde und die Arbeit nicht so abwechslungsreich bliebe.
Aufgeregt ist Georg Laberger nicht mehr, wenn er auf Dreh muss. Das habe sich nach rund drei Jahren gelegt, berichtet er. Er bereite sich gut auf seine Sprechrollen vor und man lerne mit der Zeit auch zu improvisieren. "Außerdem kennt man irgendwann die Abläufe und weiß, was im Schnitt noch alles möglich ist. Da fällt es einem leichter, kleine eigene Fehler auch mal zu akzeptieren", hat der Aichacher gelernt. Seine Geheimwaffe ist seit jeher sein Filofax-Kalender, den er immer mit auf Dreh nimmt. Früher konnte er dort unauffällig seinen Text einkleben, jetzt nutzt er ihn nur noch als Requisite.
Manche Drehs sind zeitaufwendig, Laberger stand auch schon von den frühen Morgenstunden bis tief in die Nacht am Set. Körperlich anstrengende Tage können dabei sein. Die Entlohnung beim Fernsehen ist dafür verhältnismäßig gering, rund 170 Euro gibt es für kleine Sprechrollen pro Drehtag. Bei Werbekampagnen für Unternehmen lassen sich hingegen bis zu 600 Euro am Tag verdienen, plaudert Laberger aus dem Nähkästchen.
Am meisten Spaß macht Georg Laberger an der Schauspielerei, "dass du für einen Moment in einen ganz anderen Kosmos abtauchen kannst, aber ohne Konsequenzen und Nachhaltigkeit". Außerdem entwickelten sich Bekannt- und sogar Freundschaften auf Dreh und irgendwann sei es "wie heimkommen", wenn man ans Set gehe.
Momentan ist der 55-Jährige am Dreh einer ZDF-Dokumentation über die Gebrüder hinter dem Weltkonzern Adidas beteiligt, ein Sendetermin steht noch nicht fest. Ans Aufhören denkt Georg Laberger noch lange nicht, "es macht ja Spaß".

Nayra Weber