Karlshuld
Das Gießwasser gab's gratis von oben

Rund 8000 Besucher verfolgten gestern den Festumzug mit der neuen Rosenkönigin Steffi Ziegler

22.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:10 Uhr
Zu Lande, zu Wasser - allerdings nicht in der Luft: Der Fantasie waren beim Rosenfestumzug gestern kaum Grenzen gesetzt. Die Karlshulder hatten viele Arbeitsstunden in ihre Wagen gesteckt. −Foto: Fotos: Hammerl

Karlshuld (SZ) Ein Piratenschiff, Wetterhäuschen, ein Maulwurf, Schützenkönige unterm Blumenbogen, die Wappen von Schwetzingen und Karlshuld, eine blumengeschmückte Ape Calessiono - die Karlshulder Vereine hatten sich wieder einiges einfallen lassen für den Rosenfestumzug. Besonders gespannt warteten die Zuschauer gestern natürlich auf den Wagen mit der neuen Rosenkönigin Steffi Ziegler.

Auch das Wetterglück blieb den Karlshuldern treu. Während es in Schrobenhausen wie aus Kübeln schüttete, regnete es im Moos lediglich zu Beginn des Umzugs leicht, sodass die geschätzten rund 8000 Zuschauer sich mit dem Applaudieren schwer taten, weil sie Regenschirme halten mussten. Während Landrat Roland Weigert zu Fuß unterwegs war, ließen sich Bürgermeister Karl Seitle und Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl kutschieren. Das stand natürlich auch den Königinnen zu, allen voran Steffi I. (Ziegler), der frischgekürten 21. Rosenkönigin in ihrem rosengeschmückten Thronwagen mit zwei weißgekleideten Mädchen.

Für Stimmung sorgten vor allem die Sportler, die ihre Schlachtrufe skandierten; Fahnenjunker ließen die Vereinsfahnen kreisen, der FC-Bayern-Fanclub und das Bierstüberl schwangen ihre rot-weißen Fahnen, auf dem Wagen des Fanclubs prangte das FCB-Wappen, zusammengesetzt aus Dahlien. Der Churfürstliche Hofstaat Schwetzingen in seinen prächtigen Gewändern wurde angeführt von Kurfürst Karl Theodor und Kurfürstin Elisabeth Auguste samt Hofhund Carlito, der sich die letzten Meter tragen ließ. Diesmal erreichten alle Teilnehmer die Mehrzweckhalle im Trockenen, wo das Fest gemütlich ausklang.

Dort, in der Halle, hatten die Gartenfreunde Karlshuld am Vorabend einen Jaga mit der Suche nach der Rosenkönigin beauftragt. Mit dem Feldstecher vom Hochsitz aus war es alleine nicht getan. So stieg Andreas Büchele die Leiter hinunter, begegnete Hänsel und Gretel, Rotkäppchen - und schließlich Steffi I.

Die gebürtige Karlshulderin, 18 Jahre jung, derzeit noch in Ausbildung zur Flugzeugmechanikerin, mit den Hobbys Fußballspielen beim SVG und Saxofonspielen in der Neuburger Stadtkapelle und wie etliche ihrer Vorgängerinnen wohnhaft im Unteren Kanal, erfüllte alle Voraussetzungen, die Gartenbauvereinsvorsitzende Rosina Feigl und ihr Stellvertreter Florian Kösel dem Jaga (gespielt von Festausschussmitglied Büchele) auf die Pirsch mitgegeben hatten. Sie ist Mitglied des Vereins, ihre Eltern engagieren sich im Vorstand und sie ist volljährig. Vorgängerin Theresa I. (Traber) hatte sich zudem gewünscht, dass ihre Nachfolgerin "so was in der Art wie ich ist, ein junges, sympathisches Mädel, das nicht auf die Goschn gefallen ist".

Vögel zwitscherten aus den Lautsprechern der aufwendig geschmückten Mehrzweckhalle, die durchaus dem Motto eines Märchenwalds entsprach, als der Jaga von seinem Hochsitz herabstieg und sich auf die Suche machte. Als erste begegneten ihm Hänsel (Louis Kügler) und Gretel (Theresa Büchele), die dem Jaga auf die Frage, wohin sie denn wollten, trocken antworteten: "Heim." Vorher aber musste sich Gretel der Prüfung unterziehen lassen, ob sie für die Aufgabe der Karlshulder Rosenkönigin geeignet sei, was an der Altersfrage scheiterte. Auch Rotkäppchen (Michelle Wagner) brachte es noch nicht auf 18 Jahre. Der Jaga musste also weitersuchen, als ein knatterndes Gefährt die Ruhe im Wald störte - die Zuhörer waren tatsächlich mucksmäuschenstill während des Höhepunkts des rund vierstündigen Krönungsabendprogramms. Konrad Seitle und sein Roller hatten die ehrenvolle Aufgabe, die neue Regentin vor die Bühne zu fahren. "Vorletztes Jahr hat der gestiefelte Kater bei mir angefragt, aber da war ich nicht da", erklärte Steffi Ziegler - nun jedoch sei sie bereit, das Amt der Karlshulder Rosenkönigin zu übernehmen. Worauf der Jäger seinen Jagderfolg zu vermelden hatte und die Vorsitzenden in die Krönungszeremonie einstiegen. Nachdem Theresa ihre Nachfolgerin gekrönt und ihr Zepter überreicht hatte, dem Bürgermeister Karl Seitle die Schärpe folgen ließ, und nachdem die Ehrengäste gratuliert hatten, führte Steffi I. den Zug der Königinnen durch den Saal an.

27 Gastköniginnen hatten Theresa I., nun für zwei Jahre noch Vizerosenkönigin, die Ehre gegeben, ihre Vertreterinnen berichteten von der ein oder anderen Anekdote während der 165 Termine, die Theresa wahrgenommen hatte - da schwamm auf der Heimfahrt schon mal das geschenkte Bier im Fußraum des Autos. "Mit meinem Hofstaat, meist bestehend aus Mama und Papa, bin ich 19600 Kilometer gefahren", berichtete Theresa selbst, erzählte vom Donauschippern, von Trike- oder Oldtimerbulldogfahrten, Treffen mit Römern und modernen Politikern und sonstigen Promis, von unzähligen Volksfesten, einem zerrissenen Dirndl und der in Thüringen ihrem in Lederhose, Hut und Laiberl gewandeten Vater gestellten Frage, was er denn für ein König sei.

 

Andrea Hammerl