Schrobenhausen
Schwierige Zeiten für Einzelhändler: Teils dramatischer Rückgang der Einnahmen

Vielen ist die Lust am Einkaufen vergangen

10.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:11 Uhr
Für Spielwarengeschäfte galt die 2G-Regel nur etwa eine Woche lang. −Foto: SZ-Archiv, Moritz Frankenberg/dpa

Schrobenhausen - Kunden sind verunsichert, welche Regeln in den Geschäften gelten. Einzelhändler hatten teilweise einen Umsatzrückgang beim Weihnachtsgeschäft. Andere bauten ihren Online-Handel aus und konnten so viel auffangen. Der Dezember verlief in den Geschäften ganz unterschiedlich. Und nicht immer lag der Grund dafür nur an Corona und den Auflagen.

Von einem massiven Frequenz- und Umsatzrückgang während der Weihnachtszeit spricht Stefan Kneißl. Er betreibt zusammen mit seiner Frau die Bekleidungsläden S. Oliver, Come in und Kleiderkult in Schrobenhausen. Kneißl hat den Eindruck, dass den Kunden die Lust am Einkaufen vergangen ist. Auch das Verständnis dafür, dass im Einzelhandel in vielen Geschäften die 2G-Regel gilt, in den Supermärkten aber nicht, fehle den Kunden, bekommt Kneißl immer wieder mit. Wobei die Kunden, die zu ihm in die Läden kamen "Verständnis für die 2G-Maßnahmen hatten", sagt er. Es gab allerdings ein paar wenige, die versuchten, mit "nicht ganz sauberen Impfdokumenten", wie Kneißl es formuliert, ins Geschäft zu kommen. Sie scheiterten an der App, mit der er die Echtheit der Zertifikate überprüfte.

Gegenüber dem Vorjahr, wo ab dem 18. Dezember ein Lockdown galt, habe er heuer sogar ein leichtes Plus gemacht, so Kneißl. Relevant für einen Vergleich ist für ihn jedoch das Jahr 2019, als Corona noch kein Thema war. Verglichen mit 2019 ist der Rückgang laut Kneißl "dramatisch". Da half es auch nicht mehr, dass einige Tage nach Weihnachten für die Bekleidungsläden keine 2G-Regel mehr galt. "Das war für das Weihnachtsgeschäft zu spät", stellt Kneißl ganz nüchtern fest. Auch beim Gutscheinverkauf, der besonders in der Zeit zwischen den Jahren seine umsatzstärkste Zeit hat, sei es heuer nicht so gut gelaufen wie früher. Kneißl klingt leicht frustriert, wenn er sagt: "Letztes Jahr war Lockdown und alles war klar. Jetzt ist offen und es kommen kaum Leute." Seine Öffnungszeiten zu reduzieren, kommt für ihn trotzdem nicht in Frage.

Nur etwa eine Woche lang galt für die Spielwarengeschäfte die 2G-Regel. Dann wurde sie per Gerichtsbeschluss gekippt. Sie hätten den Kunden eine Woche lang erklären müssen, warum sie kontrollieren und dann, warum sie nicht mehr kontrollieren, sagt Christian Krömer. Die 2G-Regel hätte sie trotzdem ein paar Kunden gekostet, ist sich der Inhaber von Spielwaren Krömer sicher. "Viele kamen nicht, weil sie gar nicht wussten, dass es aufgehoben wurde." Alles in allem ist Krömer gar nicht so unzufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft. Die ersten Tage hätten sie etwa ein Drittel weniger Umsatz gemacht, sagt er. "Das hat sich dann aber eingependelt." Das liegt auch daran, dass er die Einbußen im stationären Handel mit dem Online-Geschäft ausgleichen konnte. Sie hätten sich schon im vergangenen Jahr anders aufgestellt und den Online-Anteil im Vergleich zu früher deutlich erhöht. Krömer ist überzeugt: "Hätten wir Online nicht gehabt, würde ich jetzt nicht so entspannt sprechen." Er profitiere aber auch von Stammkunden, die seinen Läden in Schrobenhausen und Aichach die Treue hielten, sagt er.

Auch das Optik-Studio von Julia Malsam gehört zu den Geschäften für den täglichen Bedarf. Ihr ist aufgefallen, dass Kunden verunsichert sind und nachfragen, ob sie einen Termin brauchen oder ob sie einen Impfnachweis mitbringen müssen. Obwohl Malsam über die sozialen Medien kommuniziert hat, dass im Optik-Studio am Lenbachplatz keine 2G-Regel gilt. Nach einem relativ ruhigen Oktober und November sei der Dezember "eigentlich ganz gut" gewesen, sagt sie.

Beim Tee- und Scholadenhaus verlief der Dezember "ein bisschen anders als normal", sagt Monika Schrittenlocher. Schuld war allerdings nicht Corona, sondern die große Baustelle vor dem Haus. Sobald die Mitte Dezember beendet war, sei es gut gelaufen, sagt Schrittenlocher. "Wir haben ziemlich noch was aufgeholt." Ganz so, wie der Umsatz normalerweise hätte sein sollen, sei er aber nicht gewesen, schränkt sie ein.

Auch das Tee- und Schokoladenhaus zählt zum täglichen Bedarf. Kunden würden trotzdem mit Handy und Ausweis in der Hand in den Laden kommen, weil sie nicht sicher seien, welche Regeln gelten, beobachtet Schrittenlocher immer wieder.

SZ


Gerlinde Drexler