Pfaffenhofen
Parteifreunde zeigen Verständnis für Aiwanger

04.08.2021 | Stand 09.08.2021, 3:34 Uhr
Sollten sich Spitzenpolitiker trotz Skepsis allein schon wegen ihrer Vorbildfunktion impfen lassen? Das wird insbesondere unter Freien Wählern derzeit kontrovers diskutiert. −Foto: Pixabay

Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger lässt sich nicht impfen - und seine geäußerte Skepsis hat eine Grundsatzdiskussion über die Vorbildfunktion von Spitzenpolitikern ausgelöst. Bei den Freien Wählern im Landkreis Pfaffenhofen herrscht in der Impffrage hingegen große Einigkeit.

Albert Gürtner

Der Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner (FW) tut sich schwer mit der Impf-Haltung seines Parteivorsitzenden: "Ich würde mich an seiner Stelle nicht so positionieren, da geht es auch um eine Vorbildfunktion", sagt Gürtner, der die persönliche Entscheidung Hubert Aiwangers aber akzeptiert: "Im Prinzip ist es seine Privatsache." Schließlich gebe es keine Impfpflicht. "Es ist jedem selbst überlassen, ob er sich impfen lässt - auch einem Hubert Aiwanger." Gürtner bedauert daher, dass Aiwangers Impfskepsis in der Öffentlichkeit so stark diskutiert werde. Als Landrat wirbt er vielmehr für die Impfung: "Ich bin selbst schon zweimal geimpft, aber ganz wichtig ist für mich vor allem der Schutz für das Umfeld." Wer sich nicht impfen lasse, solle die Folgen und Kosten selbst tragen müssen. Und die Geimpften sollten seines Erachtens mehr Freiheiten und Möglichkeiten haben. "Corona hat viel in unserem Leben verändert, der Impfschutz ist wichtig für uns alle", so Gürtner.

era/mck

Sebastian Schrott

Sebastian Schrott hat das Amt des FW-Kreisvorsitzenden ausgerechnet jetzt übernommen, da die Causa Aiwanger die Schlagzeilen beherrscht. "Ich stehe der Impfung grundsätzlich positiv gegenüber", stellt er klar. "Selbst bin ich noch nicht geimpft, erhalte aber diese Woche meine erste Impfung." Jeder müsse selbst entscheiden, ob er sich impfen lassen möchte. "Aber ich habe es jedem empfohlen", so der Baar-Ebenhausener. "Die Coronaimpfung ist Eigenschutz und auch für die Gesellschaft ein kleiner Schritt zurück ins normale Leben."

era

Max Hechinger

"Ich bin zweimal geimpft und versuche, mein Umfeld auch dazu zu bringen - aber auf freiwilliger Basis mit Argumenten", sagt das Pfaffenhofener FW-Urgestein Max Hechinger frei heraus. Der Fraktionsvorsitzende im Kreistag mahnt aber zu Verhältnismäßigkeit in der Debatte: "Zweifel sind berechtigt: Wer Einzelschicksale erleben muss, hat ein anderes Empfinden." Impfbereitschaft lasse sich nicht erzwingen. "Man hat nur durch starke Argumente Überzeugungsmöglichkeiten, jeder steht dem Problem einfach anders gegenüber", so Hechinger. "Ich bin keinem neidig, der hier Entscheidungen treffen muss." Er selbst sei bereits zweimal geimpft. "Darüber bin ich froh", so der FW-Politiker. Er habe Kinder und Enkelkinder - "und ich möchte in der Öffentlichkeit mit einem guten Gefühl unterwegs sein".

era

Karl Ecker

Karl Ecker, Bundestagsdirektkandidat der Freien Wähler, mahnt zu Gelassenheit: "Ich persönlich habe das Impfangebot sehr gerne angenommen, würde es aber niemandem aufdrängen wollen." Es gebe nun mal keine Impfpflicht - auch für Regierungsmitglieder nicht. "Es ist schade, dass das Thema so ausgeschlachtet wird", sagt Ecker - und zielt damit insbesondere auf CSU-Chef Markus Söder ab: Anstatt die Gesellschaft zu spalten, müsse Politik in der Lage sein, die Bürger mit Blick auf deren Impfentscheidung aufzuklären.

mck