Schrobenhausen
Neue Sperrstunde macht den Gastronomen im Schrobenhausener Land zu schaffen

27.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:02 Uhr
Schnell noch anstoßen: In den Gaststätten und Kneipen in Schrobenhausen und Umgebung ist wegen der hohen Corona-Inzidenzwerte derzeit um 21 Uhr Schluss. Die Gastronomen aus dem Schrobenhausener Land sehen das mit Skepsis. −Foto: dpa

Schrobenhausen - Sperrstunde ab 21 Uhr und maximal 50 Personen bei Veranstaltungen aller Art: Wegen der dunkelroten Corona-Ampel im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gelten noch strengere Regeln. Den Gastronomen im Schrobenhausener Land macht das durchaus zu schaffen.

"Die Sperrstunde um 21 Uhr ist schon arg früh", sagt Heidi Felbermaier vom Gasthof "Zu Müllers" in Winkelhausen. Da fehle einfach das gemütliche Beisammensitzen nach dem Essen, wo vielleicht noch ein Cocktail getrunken werde. "Das ist für uns natürlich nicht so schön, wenn wir den Gästen sagen müssen, dass um 21 Uhr Schluss ist und sie nach Hause gehen müssen", so die Gastronomin.

Die frühe Sperrstunde sei wenig produktiv für das Gastro-Gewerbe, das ja ohnehin mit zurückhaltenden Gästen zu kämpfen habe angesichts der derzeitigen Situation. Schon Speiselokale hätten derzeit zu kämpfen, "aber wenn ich an reine Barbetriebe denke, für die lohnt es sich ja gar nicht, für drei oder vier Stunden aufzusperren." Da könne man mit dem Umsatz kaum die Kosten für Putzhilfe, Küchenpersonal und Service ausgleichen. Und die Gäste würden sich dann eben privat treffen. "Gerade für junge Leute ist die Situation momentan sicher nicht leicht, die müssen doch eigentlich raus", sagt Felbermaier. Außerdem gebe es unter den Gästen derzeit auch ein wenig Unsicherheit, wie viele Mitglieder einer Familie, die nicht gemeinsam in einem Haushalt leben, sich gemeinsam im Wirtshaus treffen dürfen. Da würden manche derzeit sicher lieber zuhause bleiben.

Zu schaffen macht den Gasthäusern aber auch, dass derzeit nur wenige Veranstaltungen stattfinden oder auch viele angesichts der steigenden Inzidenz-Werte wieder abgesagt würden. "Da herrscht schon eine große Verunsicherung", bestätigt Heidi Felbermaier. Das fange ja schon bei runden Geburtstagen an, die oft groß gefeiert werden, wo viele Leute momentan gar nicht wüssten, was derzeit erlaubt sei und wie viele Gäste sie überhaupt einladen dürften. "Von den anderen größeren Veranstaltungen ganz zu schweigen."

Auch der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, Thomas Geppert, kritisiert die Sperrstunde in einer Pressemitteilung: Mit der Sperrstunde sehe er für das bayerische Gastgewerbe dunkelrot. "Die nunmehr beschlossenen Änderungen bedeuten aber für das bayerische Gastgewerbe einen Quasi-Lockdown, der unverhältnismäßig ist und sich nicht mehr nachvollziehen lässt." Die Zahlen würden das belegen: Das ordentlich arbeitende, konzessionierte Gastgewerbe stelle keine Gesundheitsgefahr dar, heißt es in der Mitteilung weiter. Es gebe funktionierende Hygienekonzepte, die einen sicheren Betrieb ermöglichten. "Wenn Einzelne sich nicht an Regeln halten, dann müssen diese einzeln zur Verantwortung gezogen werden", erklärt Geppert, das, was aber nun geschehe, setze die Existenz des gesamten Gastgewerbes aufs Spiel.

Geppert erläutert den Widerspruch der Regelungen: "Wenn ich die Öffnungszeiten in der geschützten Gastronomie, in der Hygienekonzepte nachweislich erfolgreich umgesetzt und Gäste registriert werden, verkürze, dränge ich diejenigen, die nicht um neun Uhr ins Bett wollen, zwangsläufig zu privaten Zusammenkünften." Bei denen dann weder Hygienekonzepte angewendet, noch Mindestabstände und maximale Teilnehmerzahlen eingehalten würden, geschweige denn eine Gästeregistrierung stattfinde. Zudem bedeute für die Hotellerie eine Sperrstunde um neun Uhr, dass es künftig nicht mehr möglich sein werde, die Gäste des Hauses in zwei Schichten Abend essen zu lassen. Dies trage derzeit maßgeblich zur Entzerrung der Gästenachfrage bei und schaffe Raum für Abstände zwischen den Tischen. Geppert: "Ich halte die Verschärfungen für kontraproduktiv und in höchstem Maße existenzgefährdend."

Dass wegen der Sperrstunde weniger Gäste kommen, macht sich auch im Café Ecker's in der Lenbachstraße in Schrobenhausen bemerkbar. Gerade junge Leute würden eher später vorbei schauen, die fehlten momentan natürlich. Wie viel tatsächlich los sei, komme aber auch aufs Wetter an. Bei Sonnenschein würden es die Gäste eben genießen, draußen zu sitzen, so eine Servicekraft.

Das kann auch Roman Heimerl vom Café Lenbach bestätigen. "Natürlich ist bei uns mehr los, wenn draußen die Sonne scheint", sagt er. An so einem nasskalten Herbsttag würden generell weniger Gäste kommen. Während der Woche mache sich die Sperrstunde nicht so sehr bemerkbar wie das am Wochenende der Fall sei. "Da macht es natürlich einen Unterschied, ob wir zwei Stunden früher zu machen müssen oder nicht." Was Heimerl beobachtet hat, ist, dass momentan abends weniger Leute unterwegs sind. Manche Gäste würden derzeit vielleicht lieber zuhause bleiben, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. "Und die, die rausgehen, wissen dann aber auch, dass wir früher zumachen müssen", sagt der Cafébetreiber, da gebe es dann auch keine Beschwerden. Wie die Sperrstunde um 21 Uhr sich weiter auswirke, müsse er sich erst mal anschauen, sagt Heimerl.

SZ

Julia Röder