Schrobenhausen
Masken, die vor Kurzarbeit schützen

Auch Unternehmen im Schrobenhausener Land erweitern Fertigung auf Community-Masken - Teilweise ist eine Individualisierung möglich

28.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:27 Uhr
  −Foto: Budke

Schrobenhausen / Karlshuld - Überall werden Gesichtsmasken genäht, die zumindest davor schützen sollen, Mitmenschen in der Öffentlichkeit mit Covid-19 anzustecken.

 

Für manche Firmen ist es naheliegend, in die Produktion einzusteigen - nämlich vor allem dann, wenn das Designen und Nähen von Stoffen zum ursprünglichen Geschäftsfeld gehört. Und manchmal schützen die Masken so nicht nur vor Krankheiten, sondern sichern Arbeitsplätze.

Die Firma Starringer in Schrobenhausen und die Autosattlerei Märkl in Karlshuld sind über die Region hinaus bekannt. Während Märkl die Restauration von Möbeln oder Polstern bei Oldtimern bis hin zur Entwicklung und Fertigung für die Automobil- und Motorradindustrie als Unternehmensgegenstand betreibt, wird bei Starringer normalerweise Leder- und Motorradbekleidung entworfen und hergestellt. Zudem ist der Schneiderbetrieb eng mit der Firma Wearable Solutions verbunden, die auf die Entwicklung von Fasern, Geweben und Kleidungsstücken spezialisiert ist, die einen technischen Mehrwert enthalten - LED-Westen für Straßenarbeiter zum Beispiel. Was die Firmen gemeinsam haben, liegt auf der Hand: Sie kennen sich mit dem Designen und Nähen von Stoffen aus.

 

Und noch etwas ist gleich: Aufgrund der Corona-Lage wurde es schwierig, das originäre Betätigungsfeld ungetrübt auszuüben. Starringer ist eine Maßschneiderei, aber zur Anprobe kann aktuell niemand kommen. Und Märkl spürte natürlich den Fertigungsstopp in der Automobilindustrie deutlich. Aber beide Firmen sehen sich als Team, das auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten muss. Tobias Scholz, Assistent der Geschäftsführung bei Starringer, sagt: "Die Frage war: Wie können wir uns vor Kurzarbeit retten? " Und genau das trieb auch Inhaber Wolfgang Märkl um: "Mit Beginn der Krise mussten wir drei Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Da haben wir überlegt, was wir dagegen tun können. " Die Lösung lag für beide Unternehmen quasi auf dem Schneidertisch: Masken werden gebraucht, das Know-How, die technische Ausstattung und die Einkaufswege für das Material sind da, also fehlte noch ein Schnittmuster. Märkl erzählt: "Wir wollten, dass die Masken wirklich Sinn machen und haben uns selbst überlegt, was sie können müssen: Sie sollen bei 60 Grad waschbar sein. Zwischen zwei Baumwolllagen wird für besseren Schutz ein Vlies eingenäht und über der Nase befindet sich ein Metallbügel für mehr Stabilität - wie bei den Masken, die Ärzte tragen. " Und die Masken lassen sich individualisieren - schließlich gehört die Stickerei bei Märkl zum Geschäft und so können die Gesichtsmasken mit einem Logo, einem Motivationsspruch oder auch dem eigenen Namen bestickt werden. Starringer hat dagegen bestehende Kontakte genutzt: Katerina Rose hat das Schnittmuster als CAD-Programm entwickelt und ehemaligen Studierenden an der Reutlinger Fakultät für Textil und Design, an der sie ihren Lehrstuhl hat, zur Verfügung gestellt. Das Schnittmuster ist dreilagig und mit Einschubmöglichkeit für geeignete Filter versehen. "Wir liefern die Masken ohne Filter. Aktuell ist es schwierig, diese zu beschaffen. Deshalb fertigen wir auch eine Variante ohne Filtereinschub. Das sind dann die klassischen Community Masken. " Starringer stellt die Masken in acht verschiedenen Farben her: "Wir nehmen, was wir an geeigneten Stoffen am Lager haben", und er fügt mit einem Kopfschütteln, das sogar am Telefon hörbar ist, hinzu: "Die Stoffpreise sind inzwischen auf das Fünffache hochgeschossen. "

Wolfgang Märkl berichtet Ähnliches: "Mein Lieferant für Gummibänder konnte nicht liefern. Ich habe einen neuen gesucht und montags bestellt. Als ich am Mittwoch nachbestellen wollte, war der Preis um 35 Prozent gestiegen - in nur zwei Tagen! " Auch ihm ist anzuhören, wie außergewöhnlich er das findet und wie groß sein Unverständnis darüber ist. Beide Unternehmen nähen die Community Masken für Privatpersonen, aber auch in größeren Mengen für Unternehmen in der Region. Scholz nennt Namen: "Wir haben unter anderem Bauer, Lohner und die Schrobenhausener Bank beliefert. " Seit der zweiten Aprilwoche läuft die Fertigung am Zacherkeller, circa 2500 Masken wurden schon ausgeliefert.

 

In Karlshuld werden die Masken seit Anfang April hergestellt, aber Märkl tut sich schwer, die Menge zu beziffern: "Wir haben so viel Arbeit, ich komme gar nicht zum Zählen, aber es werden wohl 3000 bis 4000 Stück sein. " Die Nachfrage sei sehr hoch: "Eigentlich wollen wir seit dieser Woche auch Kindermasken machen, aber wir kommen gar nicht dazu. "

Damit haben beiden Firmen ihr vorrangig gesetztes Ziel erst einmal erreicht: Sie wollten die Kurzarbeit verhindern. Bei Starringer sind die Nähmaschinen ausgelastet, es wird Lagerbestand angelegt. Und Wolfgang Märkl sagt: "Ich bin froh, dass Beschäftigung da ist. " Ihm ist anzuhören, dass ihn das wirklich freut: "Die Kurzarbeit ist abgesagt - im Gegenteil, wir arbeiten sogar samstags. Mir ist wichtig, dass jeder Mitarbeiter sein Geld verdient, denn das brauchen sie ja. "

SZ