Schrobenhausen
Manche hatten Bedenken

Nicht alle Reinigungskräfte wollten bei den Covid-Patienten eingesetzt werden

11.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:27 Uhr
Carmen Herrmann und Marion Glaubitz zeigen, wie die Hygienetische vor den Covid-Patientenräumen aussehen. Auch das Reinigungspersonal darf nur mit Schutzkleidung zu den Infizierten. Glaubitz zeigt, wie aufwendig das Anziehen ist. −Foto: Röder

Sie sind am Ende einer langen Kette, wenn es um die Versorgung und die Abläufe im Krankenhaus Schrobenhausen geht: die Mitarbeiter des Klinik-Service. Das heißt aber nicht, dass ihre Aufgaben nicht so wichtig sind. Im Gegenteil: Als hauswirtschaftliche Betriebsleiterin am Krankenhaus in Schrobenhausen kümmert sich Carmen Herrmann gemeinsam mit ihrem Team zum Beispiel um die Reinigung der Patientenzimmer, darunter auch solche, in denen Covid-Patienten untergebracht sind.

 

Herrmann und ihre Stellvertreterin Marion Glaubitz versorgen neben dem Krankenhaus Schrobenhausen auch das Kreisaltenheim Steingriff und die Gerontopsychatrie, die zum Krankenhaus gehört, aber in einem eigenen Gebäude untergebracht ist. Die Reinigung der Patientenzimmer und die Bettenaufbereitung, das sind typische Aufgaben, die die Mitarbeiter vom Krankenhaus-Service erledigen. Natürlich sind das alles Profis, die ja schon vorher mit infektiösen Patienten zu tun gehabt haben. "Aber Covid war auch für uns eine Herausforderung", sagt Herrmann.

Auch sie müssen Ganzkörperschutzanzüge tragen und spezielle Masken, bevor sie ein Covid-Patientenzimmer reinigen können. Ein enormer Aufwand, wie die Expertin sagt. "Da müssen Sie bei jedem Zimmer die Schutzkleidung wechseln", erklärt sie als Hauswirtschaftsprofi. Das sei schon anstrengend gewesen. Manche ihrer Mitarbeiter hätten durchaus Bedenken geäußert und wollten nicht im Bereich der Corona-Patienten eingesetzt werden. Gerade wenn diese zu Hause Risikopatienten haben oder sich einfach in einem Alter befinden, in dem sie ängstlicher sind. "Da haben wir dann sehr viele Gespräche geführt mit den Mitarbeitern, um ihnen die Angst zu nehmen", sagt Herrmann.

Die Kollegen hätten sich untereinander aber trotzdem gut abgesprochen. "Das hat gut funktioniert", sagt sie. Viele hätten auch gesagt, dass sie kein Problem mit Covid-Zimmern haben. Andere habe man aber auch rausgelassen. "Die waren dann eben woanders eingesetzt", sagt der Reinigungsprofi. Schließlich gebe es in so einem Krankenhaus ja auch noch andere Reinigungstätigkeiten.

Auch die Bettenaufbereitung im Bereich der Covid-Patienten sei natürlich aufwendiger gewesen. "Da muss man die Wäsche extra in Säcke packen und kennzeichnen, bevor sie zur Fernwäscherei geht", so Herrmann. Sie und ihre Kollegin Marion Glaubitz seien täglich bei den Besprechungen des Krankenhauskrisenstabs dabei gewesen. "So haben auch wir als Hauswirtschafterinnen immer mitgekriegt, welche neuen Regelungen im Haus umgesetzt werden müssen und konnten das dann auch an die Mitarbeiterinnen weitergeben", erklärt sie. Momentan findet diese Sitzung einmal wöchentlich statt.

Wichtig sei aber auch, dass das Krankenhaus eine extrem gute Hygieneabteilung habe, ist Herrmann überzeugt. "Da kann man dann in kurzen Wegen immer alles klären", betont sie. Im Krankenhaus hat man zu Beginn der Pandemie einen extra Covid-Bereich eingerichtet, der von den anderen Abteilungen abgetrennt ist. "Wenn es einen Verdachtsfall gibt, kommt der in den Bereich", erklärt Herrmann. Durch spezielle Türkennzeichnungen wüssten dann auch ihre Mitarbeiter, wie sie sich verhalten müssten. "Die wissen dann eben, wie dort gereinigt und desinfiziert werden muss und welche Schutzmaßnahmen man sonst noch ergreifen muss", sagt sie und lobt den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern des Krankenhauses.

Die Reinigungskräfte hätten natürlich nicht einen so engen Kontakt zu Covid-Patienten wie Ärzte oder Schwestern. Die Zimmer müssen aber trotzdem gereinigt werden, weshalb auch für sie strenge Hygieneregeln gelten. Gerade am Anfang sei das spannend gewesen als es um die genaue Umsetzung der Hygienevorschriften ging.

Momentan sei es eher ruhig, was Covid angehe, sagt Herrmann. Sie denkt aber, dass die Situation im Herbst schwieriger wird. "Wenn die Erkältungszeit wieder losgeht, ist es sicher nicht einfach zu unterscheiden, ob es sich um Covid handelt oder nicht", sagt sie. Was in ihrer Abteilung sicher auch nicht einfach werde im Herbst, sei, dass einige Mütter mit Kindern sich sehr wahrscheinlich vermehrt um ihre Kinder werden kümmern müssen, etwa wenn sie etwas Fieber, Schnupfen oder andere Erkältungssymptome haben. Schließlich dürften diese Kinder nach jetzigem Stand sehr wahrscheinlich nicht in die Kita oder die Schule und müssten dann eben anderweitig betreut werden. "Auf der anderen Seite haben wir das ja jetzt schon einmal hinter uns gebracht, da werden wir im Herbst dann sicher auch eine Lösung finden, sollten tatsächlich manche Mitarbeiterinnen ausfallen", sagt Herrmann.

Wie aufwendig das Anziehen der Schutzausrüstung ist, demonstriert Marion Glaubitz. "Dafür bin ich mir nicht zu schade", sagt sie und muss dabei doch selber lachen. Die Schutzanzüge werden über der normalen Kleidung getragen, es muss eine FFP2-Maske angezogen werden genauso wie eine Schutzbrille oder ein Gesichtsschild und natürlich Handschuhe. Erst dann dürfen die Reinigungskräfte die Covid-Patientenzimmer betreten. In ihrem Outfit erinnert Glaubitz schon ein wenig an die Protagonisten aus Filmen wie "Outbreak - Lautlose Killer", wobei diese außerdem spezielle Kopfbedeckungen trugen, die noch mehr an einen Raumanzug angelehnt waren. So wie Glaubitz da vor einem steht, kann man sich durchaus vorstellen, wie sehr man in diesen Plastikanzügen schwitzen muss. Nicht gerade angenehm für die Mitarbeiter des Krankenhauses.

SZ

Julia Röder