Schrobenhausen
Die Spargelbauern sind zufrieden

10.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:11 Uhr
Der weiße Spargel war wie immer in verschiedenen Sortierungen zu haben (oben), aber auch der grüne Spargel wird bei den Kunden immer beliebter (unten). −Foto: Haßfurter

Schrobenhausen - In vielen Betrieben werden die letzten Stangen gestochen.Damit geht eine turbulente Spargelsaison zu Ende, die unter widrigen Umständen begann, aber dann für die meisten doch noch gut endete.

 

Wer hätte das vor drei Monaten gedacht? Mitte März, als der erste Spargel im Schrobenhausener Land gestochen wurde, herrschte auf vielen Betrieben Katastrophenstimmung. Doch nun, zum Ende dieser in vielerlei Hinsicht einmaligen Saison, sind die meisten zufrieden, manche sogar sehr.

"Es war eine sehr gute Saison", bilanziert Andreas Sigllechner, der mit seiner Familie in Hohenwart einen großen Spargelhof betreibt. In seinem Betrieb seien die vergangenen drei Monate hervorragend gelaufen - ausgenommen die erste Woche der Saison im März. "Die war eine Katastrophe", erinnert sich Sigllechner an die ersten Tage der Spargelernte, die heuer sehr früh begann. Doch schon in der zweiten Woche sei der Absatzmarkt angesprungen. Sigllechner hatte zudem 70 Prozent seiner ausländischen Erntehelfer am Hof, wenn auch nicht alle von Anfang an. "Wir haben alles in den Griff bekommen", betont er. Trotz weniger Arbeitskräfte konnte er in etwa die gleiche Menge ernten wie in guten Jahren. Und das Beste: "Der Preis war sogar ein bisschen besser", freut sich der Spargelbauer, zumindest bis Ostern, danach sei er im normalen Bereich gelegen.

 

Danach, dass sich die Lage so erfreulich entwickelt, hatte es am Anfang nicht ausgesehen. "Es wird eine ganz schwierige Saison", hatte Claudia Westner, die Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Südbayern, Mitte März befürchtet. Zahlreichen Probleme stürmten damals täglich auf sie ein. Auch Peter Strobl, der Geschäftsführer des Verbands, hatte gestöhnt angesichts der vielen Schwierigkeiten, mit denen die Spargelbauern zu Beginn der Saison zu kämpfen hatten. "So eine Situation hatten wir noch nie", sagte der Fachmann, der seit 40 Jahren mit dem begehrten Edelgemüse zu tun hat, als die ersten Stangen gestochen wurden. Die Erzeuger hätten mit jeder Menge Unsicherheiten umzugehen. "Es kann sein, dass manche Existenzprobleme bekommen", befürchtete Strobl damals.

 

Doch dann kam alles ganz anders. "Die meisten Spargelerzeuger hatten eine sehr gute Ernte", stellt Strobl jetzt zum Saisonende fest. Meldungen, wonach die Spargelernte in diesem Jahr deutschlandweit um rund 30 Prozent unter der des Vorjahres liege, kann Stobl für den Erzeugerverband Südbayern nicht bestätigen. "In unserem Gebiet war es eine gute Ernte, zum Teil sogar eine sehr gute Ernte", betont der Fachmann. Zwar sei auch im Schrobenhausener Land weniger Spargel gestochen worden. "Doch das verminderte Angebot am Markt hat dazu geführt, dass man einen guten Preis erzielen konnte", erklärt Strobl. Vor allem die Direktvermarktung sei sehr gut gelaufen. Insgesamt gebe es keinen Grund zur Klage. Überraschenderweise habe sich die Saison 2020 bestens entwickelt. Viele hören jetzt zum Wochenende auf, etliche Betriebe stechen aber auch noch bis zum 24. Juni, so dass immer noch Spargel gekauft werden kann.

 

"Es hat sich alles zum Positiven gewandelt", freut sich auch Verbandschefin Claudia Westner. "Wir sind sehr froh, wie es gelaufen ist." Zwar habe man nicht alle Flächen beernten können, aber dadurch habe es auch keine nennenswerten Übermengen gegeben und der Preis sei stabil geblieben. Obwohl der gesamte Gastronomiebereich komplett weggefallen sei, habe sich der Schrobenhausener Spargel gut verkauft. Auf ihrem eigenen Betrieb sei der Verkauf ab Hof sehr gut gelaufen, berichtet Westner. Viele hätten den Spargeleinkauf für einen Ausflug genutzt. "Wir hatten sehr viele Radfahrer am Hof", erzählt die Verbandschefin.

 

Auch auf dem Spargelhof Seine in Mühlried gab es keine Absatzschwierigkeiten. Der große Betrieb beliefert vor allem den Lebensmitteleinzelhandel, verkauft aber auch direkt ab Hof und war auf Wochenmärkten präsent. "Durch die Coronakrise wurde mehr daheim gekocht", stellt Betriebschef Manfred Seine fest. "Ich bin rundum zufrieden, obwohl es am Anfang sehr negativ ausgesehen hat." Froh ist Seine auch, weil nichts passiert ist und niemand auf seinem Spargelhof an Corona erkrankt ist. Immerhin waren 90 Saisonarbeitskräfte aus Rumänien bei ihm beschäftigt.

Auf dem Betrieb von Jakob und Theresia Koppold in Gachenbach waren neben den Familienmitgliedern nur fünf rumänische Erntehelfer im Einsatz - und auch hier ist alles gut gegangen. "Wir sind zufrieden", stellt Theresia Koppold klar. Sie freut sich über die vielen Kunden, die auf den Hof kamen und Spargel kauften. "Das war sehr schön", blickt sie auf eine Saison zurück, die sich ganz anders entwickelt hat, als es von vielen erwartet wurde.

SZ