Schrobenhausen
Bauer AG blickt optimistisch nach vorn

Vorstandsvorsitzender Michael Stomberg: "Wir stehen in vielen Bereichen besser da als im vergangenen Jahr"

11.12.2020 | Stand 16.12.2020, 3:33 Uhr
Michael Stomberg, Vorstandsvorsitzender der Bauer AG, hat jetzt in unserer Zeitung Bilanz für 2020 gezogen. Sie ist von Zuversicht geprägt. −Foto: Bauer Gruppe

Schrobenhausen - Normalerweise gibt es bei der Bauer AG in Schrobenhausen zum Jahresende einige Veranstaltungen für aktuelle und ehemalige Mitarbeiter, bei denen auf das Jahr zurückgeschaut wird. Wie so viele ist auch das heuer anders. "Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie markierte einen Einschnitt in unser privates und berufliches Leben, wie wir ihn bisher noch nicht erlebt haben", zieht Michael Stomberg, Vorstandsvorsitzender der Bauer AG, gegenüber der Schrobenhausener Zeitung Bilanz. Dennoch gebe es mit Blick auf die Situation der Unternehmensgruppe in dieser Zeit auch Positives zu berichten.

"Wenngleich das finanzielle Ergebnis dieses Jahres nicht unseren Zielen entsprechen wird und wir einen beherrschbaren Verlust verzeichnen werden, so stehen wir dennoch in Summe in vielen Bereichen besser da als noch im vergangenen Jahr", sagt Stomberg gegenüber der Schrobenhausener Zeitung. "Wir haben viele Risiken, zum Beispiel die Abhängigkeit vom Ölbohrgeschäft mit dem Joint-Venture-Partner Schlumberger eliminieren können und unser Geschäftsportfolio verbessert." So seien verlustreiche Aktivitäten mit Brauereitechnologie verkauft, das Geschäft mit Brunnenausbaumaterialien saniert und zusätzlich ein traditionsreicher US-Hersteller für Brunnenbohrgeräte übernommen worden. "Mit dieser Übernahme konnten wir in einer Wirtschaftskrise einen günstigen Einstieg in einen attraktiven Markt erreichen", sagt Stomberg.

Der Baubereich der Bauer AG war in den vergangenen Monaten deutlich von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen, weil in vielen Ländern Ausgangs- und Reisebeschränkungen herrschten. "Dies erschwerte die Baustellenlogistik und die Ausstattung mit Geräten, Material und Personal - teilweise war eine Arbeit auf den Baustellen überhaupt nicht möglich", erläutert Stomberg. Benötigte Maschinen oder Expertenteams seien nur schwer, mit Verspätung oder auch gar nicht auf die entsprechenden Baustellen gelangt. In einigen Ländern dauere dies immer noch an.

"Wir können stolz darauf sein, dass wir überall dort, wo eine Bautätigkeit überhaupt möglich war, nicht nur gearbeitet, sondern auch noch gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielt haben", sagt Stomberg. "Von Alaska bis Florida, von Europa über Afrika bis zum Libanon und Jordanien, in Bhutan, Bangladesch oder Papua-Neuguinea - überall waren oder sind wir im Einsatz." Dabei hätten die Mitarbeiter oft lange Quarantänezeiten oder deutlich längere Einsatzdauern meistern müssen. "Wir sind sehr dankbar für diesen Einsatz unserer Mitarbeiter", betont der Vorstandsvorsitzende. Dennoch werde das Segment Bau am Jahresende einen Verlust verzeichnen, da die gut laufenden Projekte nicht die Unterauslastung in den Ländern Südostasiens ausgleichen könnten. "Corona hat viele Länder dort in eine schwere Rezession geführt", sagt Michael Stomberg, "und die Bauaktivitäten in den Philippinen, Thailand und Malaysia waren monatelang durch harte Lockdowns eingestellt."

Das Maschinensegment von Bauer sei weiterhin von der Investitionszurückhaltung der Kunden aufgrund der bestehenden wirtschaftlichen Unsicherheit betroffen, sagt der Vorstandsvorsitzende weiter. Besonders mache sich der Auftragsrückgang in den Regionen Europa und Südostasien bemerkbar. "In China dagegen herrscht bereits seit April wieder eine gute Auftragslage und unser Maschinenmarkt wächst dort gerade stark", berichtet Michael Stomberg.

Auch in den USA laufe das Maschinengeschäft sehr gut. Dort konnte Bauer den leichten Umsatzrückgang im Neugeschäft durch bessere Margen aus dem Ersatzteil- und Service-Geschäft ausgleichen. "Auf der ganzen Welt spüren wir bei unseren Kunden langsam eine Verbesserung des Geschäftsklimas - sowohl Anfragen als auch Angebote nehmen zu." Allerdings zeige sich im Auftragseingang allerdings noch keine Trendumkehr. "Es ist nur unseren konsequenten Sparmaßnahmen - allen voran der Kurzarbeit - zu verdanken, dass wir im Maschinensegment ein operativ noch ausgeglichenes Ergebnis erzielen können. Dies ist eine beachtliche Leistung", betont Stomberg.

Während das Segment Resources in den ersten neun Monaten wenig von der CoronaPandemie beeinflusst war, zeichnen sich auch hier negative Einflüsse ab, da Projekte langsamer auf den Markt kommen und der Preisdruck zunimmt. Das Umweltgeschäft sei aber insgesamt hervorragend gelaufen, ebenso das Geschäft mit Brunnenausbaumaterialien.

"Die Corona-Pandemie hat für mich wieder auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie stark die Verbundenheit unserer Mitarbeiter mit dem Unternehmen ist und wie wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Angefangen von den Gesellschaftern über das Management bis in alle Bereiche des Unternehmens weltweit - alle haben solidarisch einen Beitrag für den Erhalt unseres Unternehmens geleistet. Alle haben verzichtet und gleichzeitig enormen Einsatz gezeigt - dafür ein herzliches Dankeschön", sagt Michael Stomberg .

Da das Eigenkapital der Firma 2019 durch einen mehrerer Jahre andauernden, verlorenen Rechtsstreit in Hongkong vermindert wurde und das Corona-Jahr auch zu einem negativen Ergebnis führen wird, hatte man sich bei Bauer Anfang Dezember zu einer Kapitalerhöhung entschieden (wir berichteten). Ein langfristig orientierter Investor habe in diesem Zuge sein Engagement in der Firma erhöht. "Wir haben mit dieser Kapitalmaßnahme das Unternehmen finanziell gestärkt und gleichzeitig die Kultur des Familienunternehmens bewahrt. Die Familie Bauer bleibt größter Einzelaktionär", betont Stomberg.

"Die Folgen der Pandemie werden uns auch im kommenden Jahr begleiten. Wir sollten aber begreifen, dass diese schwierige Zeit nicht nur aus Hindernissen besteht", sagt Michael Stomberg weiter. "Sie fordert uns auch in einer Form, die uns am Ende noch anpassungsfähiger, reaktionsschneller und somit wettbewerbsfähiger macht. Daher haben wir bei Bauer gute Gründe, Optimisten zu sein."

SZ