Schrobenhausen
Badespaß nur mit Internetzugang

Stadtrat einstimmig für Freibadöffnung - Diskussionen über Personenzahl und das Online-Anmeldesystem

17.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:09 Uhr
  −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Das Freibad soll wieder öffnen - und das möglichst bald.

 

Da waren sich am Dienstagabend alle Stadträte einig. Bei dem Wie wurde es dann allerdings doch etwas hitzig. 150 Personen, die vorerst gleichzeitig im Bad sein dürfen, sind vielen Stadträten zu wenig. Und ein reines Online-Kartensystem stieß ebenfalls auf große Kritik.

Das Defizit, das der Stadt durch die Freibadöffnung entsteht, spielte in der Stadtratssitzung keine große Rolle mehr. Von den zunächst befürchteten 300000 Euro Minus bleiben noch etwa 100000 Euro übrig, da doch kein eigener Sicherheitsdienst nötig sein wird. Bei einer Nichtöffnung des Bades würde das Bad übrigens mit Stromkosten und Chemikalien ebenfalls auf ein Defizit von 45000 Euro kommen.

Der Plan ist, dass es im Freibad künftig drei Zeitzonen gibt, in denen gebadet werden kann: Von 10.30 bis 13.30 Uhr, von 14 bis 17 Uhr und von 17.30 bis 20 Uhr. In den Pausen wird das Bad gereinigt. Zunächst sollen sich jeweils 150 Personen pro Zeitzone im Bad aufhalten können. Wer baden gehen will, kann sich online für eine Zeitzone anmelden, in der noch Plätze frei sind, und hier auch gleich die Karte kaufen. So zumindest sieht es das Konzept vor, das die Stadt zusammen mit dem Gesundheitsamt und einem Sachverständigen ausgearbeitet hat.

 

"Wir müssen Erfahrungswerte sammeln, wir haben die Situation so noch nie gehabt", betonte Bürgermeister Harald Reisner (FW), der sich durchaus einiger Kritik gegenüber sah, was das Konzept betrifft. "Wir haben uns sehr wohl Gedanken gemacht", betonte der Stadtchef - doch natürlich sei ihm klar, dass man noch nachjustieren müsse. "Es muss uns allen klar sein, dass die Umsetzung ein riesen Problem ist und nicht alles rundlaufen wird. " Doch das wichtigste sei nun aus seiner Sicht, dass das Freibad so schnell wie möglich aufzumachen.

Einer der Hauptkritikpunkte des Stadtrats war das reine Online-System, über das Freibadbesucher künftig ihre Karten kaufen sollen. Jakob Mahl von proSob sagte, er finde es "unmöglich", dass jemand, der kein Internet habe, nicht ins Freibad gehen könne. "Das ist zu kompliziert - jeder sollte die Möglichkeit haben", betonte er. Und bei der niedrigen Corona-Belastung in Schrobenhausen finde er es auch übers Ziel hinausgeschossen. Viele Stadträte pflichteten ihm bei.

Widerworte kamen unter anderem von Till Huesmann (FW), der darauf hinwies, dass man auch die über 80-Jährigen nicht unterschätzen dürfe, was das Handy angehe, und von Maxi-Paula Schwarzbauer (Grüne), die die Lösung zwar auch nicht für ideal hielt, aber darauf hinwies, dass man das Jahr 2020 habe und es irgendwann auch mit dem Internet hinkriegen müsse. Notfalls mit Unterstützung des Ehrenamts und der jüngeren Generation, die den Älteren helfe. Dazu äußerte sich wiederum Martha Schwarzbauer, die als Mutter die Tochter darauf hinwies: "Denk mal an deine Oma! ", was für Schmunzeln im Gremium sorgte. Die SPD-Stadträtin wies auf die treuen Stammkunden hin, von denen man mit dem Online-Buchungs- und Bezahlsystem viele verprellen würde. "Wir müssen irgendwie eine Lösung finden! ", forderte Martha Schwarzbauer - und dachte laut über ein Servicetelefon nach.

 

Auch andere Lösungsansätze machten die Runde, der Stadtrat war sichtlich um produktive Lösungen dieses Problems bemüht. Denn die Jungendreferentin, Nadja Gibis von der JU, wies darauf hin, dass es durchaus nicht nur ein Problem der älteren Generation sei, sondern auch von den "Kids, die kein paypal haben", aber in Schrobenhausen auch keine Option, an den Weiher zu gehen. Und der Integrations- und Inklusionsreferent Joachim Siegl (Grüne) nahm noch die ärmeren Menschen mit ins Boot, die ebenfalls keine Möglichkeit zur Onlinezahlung hätten. Dieter Kreisle (CSU) wies darauf hin, dass man heute bei jedem Bäcker die Möglichkeit habe mit EC-Karte zu zahlen, wieso also nicht im Freibad. Doch eines sei aus seiner Sicht besonders wichtig: Möglichst schnell starten. "Die Leute sind ausgehungert nach Freizeit und Ablenkung von Corona. "

Hintergrund des Online-Modells ist übrigens, wie die Freibad-Leiterin Marion Matschi in der Sitzung erklärte, dass man die Daten der Besucher erfassen müsse, um Infektionsketten nachzuverfolgen. Dabei wolle man vermeiden, dass die Menschen Zettel an der Kasse ausfüllen, mit Bargeld zahlen und sich eventuell noch herausstelle, dass das Kontingent an Besuchern im Freibad bereits erfüllt sei. Aber ihr ist auch klar: "Heuer gibt es keine Ideallösung für jeden. "

Am Ende der Debatte gab es den Beschluss, dass die Stadtverwaltung Möglichkeiten erarbeiten soll, die einen Besuch im Freibad ohne vorherige eigenständige Online-Anmeldung und -Bezahlung möglich machen. Zwei Stadträte - Karlheinz Stephan (CSU) und Till Huesmann - stimmten dagegen.

 

Ebenso heiß diskutiert war die Zahl der Besucher, die gleichzeitig ins Bad darf. Ein Vergleich, den viele Stadträte anführten: In Neuburg sind es 1000 Gäste parallel. In Schrobenhausen will man mit 150 Besuchern gleichzeitig starten. Dabei dürften schon jetzt nicht alle gleichzeitig ins Wasser, wie Marion Matschi betonte. Und man fürchtet Konflikte bei mehr Personen, wenn sich Warteschlangen an den Becken bilden. Ziel sei es, erst einmal zu beobachten, wie es sich entwickelt.

"Ich denke, ein bisschen höher könnte die Zahl schon sein, man muss auch an die Vernunft der Menschen appellieren", äußerte sich der CSU/JU-Fraktionsvorsitzende Matthias Reisner dazu. Dem pflichtete Stefan Eikam von der SPD bei, der ebenfalls "progressiver hingehen und mit einer höheren Zahl starten" würde. Karlheinz Stephan sprach von einer "frappierenden Diskrepanz" zu Neuburg mit 1000 Besuchern im Bad. Obwohl er froh sei, dass man in Bayern lieber vorsichtig ist, plädiere ich hier für mehr Mut. Aber: "Ich freue mich, dass wir keine Grundsatzdebatte über die Öffnung des Bades führen. "

Bei der Abstimmung über die Anzahl der Besucher im Bad ging es nicht so eindeutig aus wie zuvor: Für den Vorschlag, die Besucherzahl vorerst auf 150 zu beschränken und diese dynamisch anzupassen, stimmten 19 Gremiumsmitglieder, sechs waren dagegen.

Dass man auch darüber nachdenken müsse, ob man weiter eine Tageskarte anbieten könne, wenn ein Freibadbesuch maximal drei Stunden dauern dürfe, merkte Günther Schalk (FW) an. Doch insgesamt war man sich einig, dass es nun so bald wie möglich wieder Badespaß in Schrobenhausen geben soll. Wann genau? Das hänge noch am Kassensystem, das bestellt sei, so Bürgermeister Reisner. "Ich hoffe, dass wir am Wochenende aufmachen. "

SZ