Aresing
Chorleiterin mit 17

Pauline Felber aus Aresing hat einen neuen Chor gegründet

12.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:56 Uhr
Noch im Vorschulalter ist die heute 17-jährige Pauline Felber, als sie mit Papa Martin Felber an der Orgel in Oberlauterbach sitzt (u.r.). Im Umfeld des Heilig-Geist-Konzerts hat sie den Chor ArsNova gegründet (u.l.). −Foto: privat/Engl

ArsNova ist der Name eines Chores, den es erst seit ein paar Monaten gibt. Gegründet hat ihn Pauline Felber aus Aresing. Das dazu notwendige Rüstzeug hat sich die 17-Jährige bei einem kirchenmusikalischen Kurs in Augsburg geholt - aber nicht nur da.

Wenn Pauline Felber von ihrer Musik plaudert, dann taucht immer mal wieder ein Herr in ihren Erzählungen auf: Papa Martin Felber, Organist und Leiter der Kirchenchöre Aresing und Oberlauterbach sowie des Aresinger Männergesangvereins. Schon als Dreijährige sitzt Pauline bei ihm mit auf der Orgelbank und hat ihren Spaß dabei, die Menschen beim Singen zu beobachten. Später steigt sie selber ein, singt mit, lernt Klavier, besucht im Schrobenhausener Gymnasium den Musischen Zweig, nimmt in der achten Klasse den Kontrabass als Wahlfach mit dazu - und hat jetzt in der elften Klasse das Additum Musik belegt. Die Orgel taucht in Paulines musikalischem Werdegang zunächst nicht auf - auch nicht auf ihrer Instrumenten-Wunschliste. Da findet sich vielmehr die Klarinette, denn ein Blasinstrument, das fehlt Pauline in ihrer Sammlung momentan noch.

Doch ums Thema Orgel kommt Pauline spätestens dann nicht mehr herum, als sie sich dazu entschließt, den sogenannten C-Kurs beim Amt für Kirchenmusik in Augsburg zu absolvieren. "Der ist sehr orgellastig", erzählt die 17-Jährige. Und tatsächlich freundet sie sich im Lauf der Zeit immer mehr mit der Orgel an. Heute schwärmt sie: "ein faszinierendes Instrument - alleine das Phänomen, wenn sich der Ton in der Kirche ausbreitet". Von Kirchenmusiker Werner Zuber holt sie sich Tipps zum Improvisieren, auch beim Schrobenhausener Kirchenmusiker Wolfgang Hiltner hat sie Unterricht.

Dinge, die vielen erst später im Leben in den Sinn kommen, die packt Pauline schon recht früh an. Den C-Kurs beginnt sie nach erfolgreich gemeisterter Aufnahmeprüfung vor knapp drei Jahren, also als 14-Jährige. Zwei Jahre später schließt sie ihn mit der Hauptprüfung ab. Als eine Art "kleines kirchenmusikalisches Studium" könne man sich diesen Kurs vorstellen, erklärt Pauline. Und hätte ihr der Papa die Liebe zur Musik nicht längst schon mitgegeben, dann wäre das spätestens durch Stefan Nerf passiert. Als "total offen, locker" beschreibt Pauline ihren Dozenten in Augsburg. "Seine Art zu dirigieren hat mich wahnsinnig beeindruckt. Auch das, was er ausstrahlt: Ruhe, Gelassenheit, Freude, Lachen." Ähnlich fasziniert ist sie von Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock, deren Rede sie sich beim Beinberger Gespräch anhört. Menschen wie sie sind es, von denen sich die 17-Jährige einiges abguckt: Worauf es beim Dirigieren ankommt, zum Beispiel auf den enorm wichtigen Draht zu den Menschen. "Wenn der nicht passt, dann funktioniert das nicht", ist Pauline überzeugt. Zusätzlichen Input holt sie sich bei Konzerten. "Da kann man wahnsinnig viel lernen." Statt sich irgendein "plärrertes Zeig" anzuhören, steht Pauline privat auf Lieder, "die ich selber verstehe, Lieder über die Welt"; Konstantin Wecker zum Beispiel, den findet sie gut. Andersrum ist ihr das genauso wichtig, also dass die Menschen von den Auftritten ihres eigenen Chors etwas mitnehmen, "und wenn es nur eine Wortphrase ist".

Dass sich da jemand voller Elan ins Thema Chorleitung gestürzt hat - so etwas spricht sich natürlich herum. Ob sie nicht die Gestaltung eines Gottesdienstes in Oberlauterbach übernehmen mag, wird Pauline gefragt. Natürlich mag sie. Genauso wie vor wenigen Wochen beim Mühlrieder Heilig-Geist-Konzert mitzuwirken. Spätestens jetzt, findet Pauline, ist es an der Zeit, einen eigenständigen Chor zu gründen - und dem auch einen Namen zu geben: ArsNova. Kein fester, sondern ein Projektchor, dessen Mitglieder variieren; will heißen, Pauline trommelt sich ihre Leute je nach Anlass - Hochzeit, Gottesdienst oder Konzert - zusammen, meist um die zehn Sänger. Alle sind sie (teils sogar wesentlich) älter als die 17-Jährige. Aber ein Chorleiter muss ja im Prinzip sagen, wo's langgeht - hören die denn alle auf eine 17-Jährige? Das klappe wunderbar, findet Pauline. Die Musikauswahl trifft sie selbst. "Ich schaue natürlich, dass das von den Stimmen und der Schwierigkeit her gut machbar ist, dass auch die Texte gut verständlich sind."

Neben dem Kirchenmusikalischen streckt sie auch immer mal wieder die Fühler in andere Richtungen aus. "Vom Kontrabass versuch ich bissl die Pop- und Jazzseite abzudecken", erzählt Pauline. Zusammen mit zwei Freunden, Paul Moll und Julian Stemmer, hat sie gleich noch ein Projekt entwickelt, und zwar ganz spontan: Pajupa. "Wir haben Spirituels gemacht, mit Klarinette, Bass und Gitarre, das war total frei und unkompliziert, hat total Spaß gemacht, weil das einfach mal raus aus dem strikten Muster war", erzählt sie.

Wer sich so früh bereits derart tief ins professionelle Musikmachen stürzt, mag das doch sicher auch mal zum Beruf machen... Da winkt Pauline ab. "Es soll immer ein Hobby bleiben - auf hohem Niveau, das schon -, aber wenn man das zum Beruf macht, ist das wahnsinnig schwierig, denn dann ist man gebunden, mit wem man was genau macht." Ein kleines Zugeständnis gibts dennoch: "Ein Beruf, in dem man die Musik gut gebrauchen kann" wäre vielleicht doch nicht ganz verkehrt. Und einer, bei dem man nicht zu arg im Rampenlicht steht. Denn das liegt ihr eigentlich gar nicht. Wobei sich so ein bisschen Rampenlicht ja auch beim Dirigieren nicht vermeiden lässt... "Aber da", entgegnet Pauline, stehe ja nicht sie, sondern vielmehr der Chor im Mittelpunkt. Von Lampenfieber lässt sie sich übrigens auch nicht kirre machen. "Ein bissl Anspannung braucht man, sonst kommt da nix raus - aber ich flipp jetzt nicht völlig aus vor Nervosität!"

Nachdem sie sich mittlerweile derart viel Know-how angeeignet hat, um auf hohem Niveau mitreden zu können: Macht denn der Papa beim Dirigieren alles richtig? Meistens, findet Pauline. Wenngleich sich das freilich nicht immer eins zu eins vergleichen lässt. "Wir diskutieren schon ab und zu", über Noten, oder ob etwas funktionieren kann oder eher nicht. Aber: "Er hat seinen Chor und ich meinen."

 

Ute De Pascale