Schrobenhausen
Charmanter Lachbär mit Botschaft

Roland Hefter fesselte im ausverkauften Herzoganger-Filmtheater mit positiver Ausstrahlung

22.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:45 Uhr
Er lacht viel und gerne und mit ihm sein Publikum: Roland Hefter spielte in Schrobenhausen. −Foto: Budke

Schrobenhausen (SZ) Da war kein Platz mehr frei am Sonntagabend im Herzoganger-Filmtheater, sogar zusätzliche Stühle wurden aufgestellt und auf der Empore nahm der eine oder andere mit einem Stehplatz Vorlieb. Warum? Roland Hefter hatte sich angemeldet, kam, sang, erzählte Geschichten aus dem Leben und versetzte wohl fast jeden im Publikum innerhalb von Augenblicken in beste Stimmung.

Völlig entspannt tritt Roland Hefter auf die Bühne: Über 1,90 Meter groß, schulterlange Haare, kräftige Statur, braune Knopfaugen und Schuhgröße 48 - eines der Details, das man an diesem Abend über den Liedermacher erfährt. Ein bäriges Erscheinungsbild, das aber nicht die Assoziation zu dem Braunbären aus der Wildnis hervorruft, sondern viel eher an das Kuscheltier aus der Kindheit. Das ist ganz einfach so, weil Hefter vom ersten Moment an wirkt, als ob die Zuschauer ihn schon seit Jahren persönlich kennen würden und er nach Hause ins Wohnzimmer kommt, um ein bisschen zu erzählen, was er in der vergangenen Zeit so gemacht hat und was ihm so passiert ist. Genau das tut er dann gut zwei Stunden lang mit einer positiven Ausstrahlung, einem locker-leichten Lächeln und manch frechem Augenzwinkern. Das Publikum klatscht schon beim ersten Lied mit und bleibt den ganzen Abend voll bei der Sache.

Roland Hefter ist Liedermacher durch und durch, aber er singt eben nicht nur, sondern erzählt, wie und warum jedes Lied entstanden ist. Oft gibt es zu den Songs nicht nur eine Geschichte, sondern jede Strophe leitet Hefter ein mit einer - meistens sehr lustigen - Erklärung. Bevor er überhaupt mit dem ersten Lied anfängt, hat er so schon minutenlang die Leute mit einigen Weisheiten unterhalten.

Er erzählt, dass er im Programm neue und alte Lieder singen wird: "Die alten gehören auch gespielt, sonst vergess' ich die" und kündigt das erste Lied "Das wird schon no" an mit den Worten: "Dass ich mal von früher sing, hätt' ich früher nicht gedacht!" Hefter schafft es, in diesem Song das Leben von der Jugend bis zum Pflegeheim so darzustellen, dass jeder die Szenen wiedererkennt und nicht selten das Gefühl hat, genau das gleiche auch erlebt zu haben. Das ist überhaupt sein Talent: sich quasi neben den Zuhörer zu stellen und den Eindruck zu vermitteln, man habe mit ihm als Kumpel, als Sohn, als Bruder oder als Nachbar so manche Story live erlebt. Mancher mag sich fragen: "Kann ein Mensch wirklich so viel Schmarrn erlebt haben?" - es scheint fast so, denn nie kommt der Eindruck auf, Hefters Texte basieren auf Hörensagen, sondern immer auf Selbsterlebtem. Er singt über Single-Socken, über Dinge, die jedem schon passiert sind, über Vergesslichkeit, übers Ausprobieren und Blamieren, aber auch über ernste Themen wie Neid und Unzufriedenheit. Er erzählt, wie das Video zum Anti-AfD-Song entstanden ist, versucht, die Fragen nach dem Sinn des Lebens, der wahren Liebe, wo es das beste Bier gibt und wo der schönste Ort ist, in einem Lied zu klären.

Bei allem Witz, aller Unbeschwertheit und Leichtigkeit greift er auch Themen auf, die ihn berühren, ihm nahegehen. Er erzählt von dem Kinderheim in Kamerun, das er unterstützt: "Denen dort geht es richtig schlecht. Da ist es grad ganz schlimm." Er wünscht sich, dass die Zuhörer seine CD kaufen - den Erlös wird er komplett nach Kamerun überweisen, verspricht er. Wobei das mit dem Überweisen so eine Sache ist: Bei allem Ernst macht er auch hieraus eine Story, über die mancher zuerst schmunzelt und dann entdeckt, das ist traurige Realität. Er habe mal versucht, 1000 Euro auf einen Schlag zu überweisen, da sei er wegen Geldwäsche verdächtigt worden. "Da will man helfen und wird gleich für einen Bazi gehalten, aber die richtigen Bazis, die kommen davon", kritisiert er. Die Kunst dabei: Er wird nicht wütend, nicht laut, nicht kämpferisch, sondern bleibt leise, locker und lacht den Ärger weg.

Aus seinem Fundus von 200 Liedern - so viele habe er bis jetzt geschrieben, sagt er - bringt er zum Ende des Abends noch manches Bekannte, alles unter dem gleichen Motto: "Thematisch habt ihr es mitgekriegt - Mein Thema ist das Leben", schmunzelt er und singt zum Beispiel "I dad's macha", Untertitel laut Hefter: "Es gibt ein Leben vor dem Tod", oder "Irgendwie, irgendwo, schmeiß ich alles in mein Klo" und natürlich , als letzte Zugabe "Mir duads Mei weh", die genial-bayerische Übersetzung von Sinatras "My Way". Als die Leute immer noch fröhlich klatschen, verweist Hefter auf seinen nächsten Auftritt in Schrobenhausen im Februar 2019: "Ich habe noch so viele Lieder, die sing ich euch dann vor - kauft's der Schwiegermutter, der Schwester, der Oma und sonst wem eine Karte, damit es wieder so schön wird, hier bei euch." Und tatsächlich nimmt man Roland Hefter voll ab, dass es ihm auch gefallen hat und er gern wieder kommen wird.

Heidrun Budke