Aresing
Broschüre über Bischof aufgelegt

Hans Mahl und Horst Rössler reicht eine Gedenktafel für den Aresinger Johann Michael Sailer nicht aus

15.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
Einen Ehrenplatz im Aresinger Rathaus hat die Totenmaske (oben) von Bischof Johann Michael Sailer. In der Kirche gibt es auch eine Gedanketafel (unten) für den Sohn der Gemeinde. Das war Horst Rössler (l.) und Hans Mahl (r.) aber nicht genug. Sie bringen eine Broschüre über Sailer heraus. −Foto: Hammerl

Aresing (SZ) Johann Michael Sailer sollte mehr ins Bewusstsein der Bürger gerückt werden, finden die beiden Kulturbeauftragen der Gemeinde Aresing, Altbürgermeister Horst Rössler und Gemeinderat Hans Mahl. Als ersten Schritt haben sie eine Broschüre aufgelegt, weiteres Ziel ist eine Gedenktafel.

Denn nur eine relativ unscheinbare und vor allem im seitlichen Chorraum versteckte Gedenktafel zum 100. Todestag erinnert in der Pfarrkirche St. Martin Aresing an Sailer (17. November 1751 bis 20. Mai 1832), den großen Sohn der Gemeinde, der Jesuitenpater, Universitätsprofessor in Ingolstadt, Dillingen und Landshut sowie die letzten drei Jahre seines schaffensreichen Lebens Bischof von Regensburg war. Eine versteckte Tafel reicht nicht, finden Mahl und Rössler, die im Zuge der bevorstehenden Renovierung der Kirche anregen wollen, eine Gedenktafel anzubringen, die die wichtigsten Lebensdaten Sailers abbildet und besser zugänglich ist - am besten im Eingangsbereich der Pfarrkirche. "Wer geht denn schon in den Chorraum?", fragt Mahl.

Für die kleine, achtseitige Broschüre, die kostenlos in der Kirche und im Rathaus ausliegt, haben Mahl und Rössler ein Jahr lang gründlich recherchiert, um die Lebensstationen Sailers exakt nachzuzeichnen. So behaupten manche Quellen, Sailer sei in Eichstätt zum Priester geweiht worden. Richtig ist - das haben die beiden Aresinger überprüft -, dass er 1775 in Augsburg zum Priester geweiht wurde.

Auf der Rückseite der Broschüre ist sowohl die Gedenkmünze aus dem Jahr 2001 als auch die Briefmarke von 2014 abgedruckt, die auf Betreiben der Gemeinde Barbing aufgelegt worden war - Aresing war mit demselben Anliegen einige Jahre zuvor gescheitert. Um den Abdruck genehmigen zu lassen, musste sich Mahl an das Bundesfinanzamt wenden, wurde zunächst an die Post in Bonn, dann an die Philatelie in Weiden weiterverwiesen und von dort wieder nach Bonn und schließlich erneut zurück ans Finanzministerium. Da sei er dann ziemlich grantig gewesen und erhielt dafür endlich relativ schnell Antwort. Es durfte gedruckt werden, aber nicht in der Originalgröße, sondern alternativ zu 90 oder 110 Prozent.

Die Idee hatten die beiden schon länger. So richtig bewusst, dass Aresing hier wirklich Nachholbedarf hat, ist Mahl geworden, als er kürzlich in der ebenfalls St. Martin geweihten Pfarrkirche von Theißing bei Großmehring (Bistum Regensburg) eine solche Tafel mit Datum des Bischofsbesuchs entdeckte. Vermutlich war Sailer, der sein Leben lang sehr viel auf Reisen ging, auf Pastoralreise in Theißing gewesen, eventuell in Kombination mit einer Firmung. Nicht selten firmte der Regensburger Bischof mehrere Tausend Menschen, denn sein Vorgänger war lange krank gewesen und jahrelang nicht mehr rausgefahren in die Dörfer. Sailer hatte also einiges nachzuholen. In Aresing jedoch war er nicht nur einen Tag auf Stippvisite gewesen, sondern der "Krummschuster Hansmichl", wie der Sohn armer Schustersleute im Dorf hieß, wurde hier geboren, am selben Tag getauft und verbrachte seine Kindheit hier, ehe er als Elfjähriger "zum Studieren" ins Internat nach München geschickt wurde und ein Jesuitengymnasium besuchte. Ermöglicht hatte das der Schullehrer Bernhard Seitz, der den hellen Kopf seines Schülers erkannte und ihn förderte, obwohl der Vater den Jungen lieber sein Handwerk hätte erlernen lassen.

Was ist das Besondere an diesem Mann, dass er heute noch so verehrt wird? In Regensburg gibt es den Sailer-Freundeskreis, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die 41 Bücher Sailers zu digitalisieren und zu veröffentlichen. Auch der 78. Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer ist ein bekennender Verehrer seines Vorgängers, des 69. Regensburger Bischofs. "Man kann ihn als wahren Pontifex, also Brückenbauer, bezeichnen", schreibt Voderholzer in seinem Grußwort der Broschüre, "Sailer schlug den Bogen von der Barockfrömmigkeit Altbayerns zu den Idealen der Aufklärung, deren innere Grenzen er erkannte." "Er war zu gescheit für seine Zeit und ihr weit voraus", sagt Mahl, während Rössler ergänzt, Sailer sei ein "sehr unbequemer Mann" gewesen. So sei er der erste Professor gewesen, der Deutsch mit seinen Studenten sprach - was den Kirchenoberen genauso wenig passte wie sein Brückenschlag zwischen den Konfessionen. Voderholzer nennt ihn daher "Pionier der Ökumene" und "eine außergewöhnlich integrative Persönlichkeit".

Zu seiner Zeit aber war sein unbequemer Charakter mehrmals Anlass zu seiner Amtsenthebung, zunächst anno 1781 an der Uni Ingolstadt, wo er zweiter Professor für Dogmatik war, dann 1794 als Professor für Ethik und Pastoraltheologie. Während die erste Brachzeit nur ein Jahr dauerte, währte die zweite sogar fünf Jahre bis 1799. Sailer nutzte sie zum Schreiben, brachte 1783 sein "Vollständiges Lese- und Gebetsbuch" heraus.

Andrea Hammerl