Aresing
"Wir sind nicht gegen die Bauern"

Aktionsbündnis weist in Aresing auf den heutigen Start des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" hin

30.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:49 Uhr
Da geht's rein, sagt Brigitte Streber (r.) und deutet auf das Rathaus, in dem in Aresing das Volksbegehren unterstützt werden kann. Josef Zündl (ab 2. v. r.), Siegfried Sibinger, Ewald Sailer, Reinhold Deuter, Michael Tyroller, Ingrid Wöhrl und Maria Aigner unterstützen sie. −Foto: De Pascale, Ute, Pascale, Ute de, Schrobenhausen

Aresing (SZ) "Wir sind Partner der Bauern", werden die Herrschaften von Bund Naturschutz, Gartenbauverein sowie die Imker in Aresing nicht müde zu betonen, die sich vor dem dortigen Rathaus versammelt haben. Mit ihrer Aktion möchten sie auf den heutigen Beginn der Eintragungsfrist für das Volksbegehren Artenvielfalt - auch bekannt als "Rettet die Bienen" - hinweisen.

"Wir wollen Gesicht zeigen", beschreibt BN-Ortsvorsitzende Brigitte Streber die Intention hinter der Aktion gestern Nachmittag vor dem Aresinger Rathaus. Und man wolle den Menschen eine Gelegenheit bieten, sich genauer zu informieren, "damit sie sich ihre eigene Meinung bilden können".

Denn ganz so einfach ist die Sachlage schließlich nicht, das wissen auch die Herrschaften in Aresing. Einer der am häufigsten zu vernehmenden Kritikpunkte: Zu sehr stünden bei dem von ÖDP (Ökologisch-Demokratische Partei), Bündnis 90/Die Grünen, Landesbund für Vogelschutz und Bund Naturschutz Bayern zusammen mit weiteren Unterstützern initiierten Volksbegehren Landwirte am Pranger.

Ein Einwand, den die Gruppe so nicht stehen lassen möchte (siehe Kasten). Zum einen seien bereits einige Bauern mit im Boot, wie etwa die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (ABL), erzählt Brigitte Streber. "Und wir laden auch den Bauernverband ein, bei uns mitzumachen." Wenn man sich bis zu 30 Prozent Öko-Landbau wünsche, heiße das nicht, dass jeder Landwirt gezwungen werde, umzustellen, vielmehr solle die Staatsregierung in die Pflicht genommen werden, "durch geänderte Förderung und Anreize die Landwirtschaft zu einer natur- und menschenverträglichen Arbeit zu entwickeln", so Streber. Jeder solle als Unternehmer frei entscheiden, welche Art Landwirtschaft er betreiben wolle. Jedenfalls müssten die Bauern unterstützt werden, "nicht aus Renditegründen überall Mais anzubauen", findet Streber.

"Wir wollen doch gesunde Lebensmittel und eine gesunde Natur", sagt Heilpraktikerin Maria Aigner - und dazu brauche es eben "eine vernünftige Landwirtschaftspolitik". Immerhin gelte Bayern ja als "sehr reiches Land", so Aigner, "da sollte man auch in die eigenen Leute und in die Bauern investieren". Die jetzige Förderungspolitik jedenfalls, findet Reinhold Deuter von der Piratenpartei, sei explizit auf Masse ausgerichtet. Und genau davon wolle man weg, ergänzt Brigitte Streber: "Weg vom Hektar - hin zu einer Förderung der Arbeit."

Manchmal müsse der Bauer spritzen, wirft Imker Ewald Sailer in die Diskussion ein, allerdings ärgert ihn, "wenn 90 Prozent in die Luft oder in den Boden gehen und nur zehn Prozent dahin, wo es hingehört". Bei Weitem nicht nur um die Bienen gehe es beim Volksbegehren, sondern um die Forderung, die Artenvielfalt verpflichtend gesetzlich zu regeln. Ferner ist den Initiatoren ein Anliegen, in ganz Bayern einen Biotopnetzverbund zu schaffen und das Ausbringen von Pestiziden einzudämmen. Darüber hinaus sollen an den Gewässern Uferrandstreifen verpflichtend vor Pestizid- und Düngeausbringung geschützt werden. Und auch die landwirtschaftliche Ausbildung haben sie im Blick, die nämlich solle die Gründe des Artenschwunds der vergangenen Jahrzehnte zum Lehrinhalt machen. Ferner solle es auch für den Ausbau der biologischen Landwirtschaft gesetzlich festgelegte Ziele geben.

Das Volksbegehren mit seiner Unterschrift zu unterstützen, geht ausschließlich am Wohnort in dafür vorgesehenen Eintragungsstellen, so etwa in Aresing im Rathaus oder in Schrobenhausen im Einwohnermeldeamt in der Lenbachstraße 26; online ist keine Eintragung möglich. Damit der Landtag über den Gesetzentwurf abstimmt, müssen sich mindestens zehn Prozent aller in Bayern Stimmberechtigten - also fast eine Million Menschen - für die Unterstützung des Volksbegehrens aussprechen.

Auch am heutigen Donnerstag sowie am Samstag gibt es Gelegenheit, sich mit den Herrschaften um Brigitte Streber über das Volksbegehren auszutauschen, und zwar bei den Wochenmärkten in Schrobenhausen.
 

ANTWORT AUF DIE VORWÜRFE DES BBV

Den Vorwürfen des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), das Volksbegehren Artenvielfalt richte sich gegen Landwirte, entgegnet BN-Ortsvorsitzende Brigitte Streber: "Im Gegensatz zum BBV machen wir uns das Leben nicht einfach, sondern sehen das Volksbegehren als einen Teil einer umfassenden Strategie zum Umweltschutz, der schlussendlich ja Menschenschutz ist." Und weiter: "Es ist natürlich einfach, sich als verfolgte Minderheit darzustellen, oder dass man an den Grundfesten der freien und sozialen Marktwirtschaft rüttelt. Damit kann man ohne ernsthafte Argumente jede Kritik am BBV wegwischen. " "Den Verantwortlichen des BBV sei gesagt", erklärt Reinhold Deuter von der Piratenpartei, "dass diese billige Demagogie nicht verfangen wird. Denn die Bürger können sich umfassend über das Volksbegehren informieren. " Ferner weise der BBV auf die freiwilligen Leistungen hin, die er für den Naturschutz erbringe. "Aber haben diese die Natur wirklich geschützt? ", fragt Brigitte Streber. Abschließend fordert das Aktionsbündnis die örtlichen Vertreter des BBV dazu auf, das Volksbegehren ebenfalls zu unterstützen. Schließlich bräuchten "auch konventionell wirtschaftende Landwirte eine lebendige Umwelt mit gesunden Böden und sauberem Wasser". udp

Ute De Pascale