Schrobenhausen
"Konnten uns einen Ruf erarbeiten"

Der künstlerische Leiter der Barocktage Schrobenhausen, Jakob Rattinger, spricht über sein Herzenprojekt

14.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
Vor zehn Jahren hatte Jakob David Rattinger die Idee zu den Barocktagen - eine Erfolgsgeschichte begann. −Foto: Klaus Feichtenberg

Schrobenhausen (SZ) Die zehnte Auflage der Schrobenhausener Barocktage steuert ihrem Höhepunkt entgegen. An diesem Wochenende stehen zwei hochkarätig besetzte Konzerte und ein Vortrag an. Und alles dreht sich im zehnten Jahr um den musikbegeisterten bayerischen Kurfürsten Max Emanuel. Jakob Rattinger, künstlerischer Leiter der Schrobenhausener Barocktage, kann einiges über ihn erzählen.

Herr Rattinger, wie bayerisch ist denn Barockmusik?
Jakob Rattinger: An den bayerischen Höfen gab es seinerzeit sehr viel Musik. Und es sind auch einige qualitätvolle Schätze dabei. Der lebendigste, vielschichtigste Hof war sicherlich der des blauen Kurfürsten, Max Emanuel. Er reiste auch zu Konzerten in andere Länder. Wir haben das bei den Barocktagen aufgegriffen: Was Max Emanuel damals erlebt haben könnte, ist das Motiv für unser Konzert "Ein Bayer in Paris".

Gab es damals eigentlich schon Instrumente, die man heute mit Bayern verbindet, wie Hackbrett, Zither oder Maultrommel?
Rattinger: Das Hackbrett und einen Vorläufer der Zither gab es, die Maultrommel kam später.

Max Emanuel spielte selbst Gambe ?
Rattinger: Er hat die Gambe geliebt. Als er einst ins Feld zog, hat er sich sein Instrument nachschicken lassen. Es existiert ein Brief, in dem er erzählt, dass er zwei Hemden durchschwitzte, als sie endlich da war, weil er sie so ausgiebig spielte. Als wir uns auf Max Emanuels Spuren begaben, haben wir Stücke für Gamben und Gesang gefunden, wie ich sie nie zuvor gesehen habe: Zum Beispiel eines, das mit Gesang beginnt - und die Gambe steigt erst nach einer Weile unterstützend ein. Das war damals eine echte Besonderheit.

Gibt es heute noch viel zu entdecken?
Rattinger: Viel Material ist verlorengegangen, aber manches haben wir gefunden. Wir werden darüber mehr in einem Vortrag mit der Wissenschaftlerin Margret Scharrer präsentiert bekommen, die für uns geforscht hat.

Zum zehnten Geburtstag der Schrobenhausener Barocktage gibt es noch etwas Neues: Sie treten jetzt auch aus Schrobenhausen heraus?
Rattinger: Tatsächlich konnten wir uns den Ruf einer Keimzelle der Barockmusik in Bayern erarbeiten. Was hier entstanden ist und entsteht, tragen wir zum einen mit CD-Produktionen nach außen, aber auch mit kleinen Gastspielen. In diesem Jahr hat es sich angeboten, das Schrobenhausener Wandelkonzert, das für die Barocktage überhaupt erst entwickelt wurde, auch im Schloss Schleißheim zu veranstalten, das einst von Max Emanuel erbaut wurde. Die Barockoper "Diana amante" wurde auch in Burghausen aufgeführt. Aber die Hauptinhalte passieren natürlich weiterhin in Schrobenhausen.
 An diesem WochenendeDie weiteren Veranstaltungen der Schrobenhausener Barocktage:Samstag, 15. September, 19.30 Uhr: "Ein Bayer in Paris" - Barockmusik zu Ehren Max Emanuels, Konferenzsaal der Bauer AG in Schrobenhausen mit dem Ensemble musica narrans: Mirjam Striegel - Gesang, Marion Treupel-Franck - Traversflöte, Lina Tur-Bonet - Barockgeige, Axel Wolf - Theorbe, Rüdiger Kurz und Jakob Rattinger - Viola da Gamba und Rien Voskuilen - Cembalo. Sonntag, 16. September, um 10.30 Uhr: Vortrag und Künstlergespräch mit Margret Scharrer und Jakob Rattinger im Spiegelsaal der Sparkasse Schrobenhausen. Die Erkenntnisse des Forschungsprojekts zur Barockmusik in Bayern werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.Sonntag, 16. September, 19.30 Uhr: Barockes Wandelkonzert im Schrobenhausener Pflegschloss in der Altstadt. Dabei ziehen die Zuschauer durch verschiedene Räume und erleben dort unterschiedliche musikalische Darbietungen internationaler Künstler rund um das Thema "Barock in Bayern".Karten gibt es bei allen Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.