Schrobenhausen
Bahn frei für die Stadtwerke

Aus dem Eigenbetrieb wurde vor zehn Jahren ein selbstständiges Kommunalunternehmen

06.01.2022 | Stand 12.01.2022, 3:35 Uhr
So einfach ist es nicht, ein Kommunalunternehmen zu führen: Stadtwerkechef Thomas Schneider vergleicht das Unternehmen gerne mit einem Zug, dessen Geschäftsfelder als Waggons an der Lokomotive Kommunalunternehmen hängen - seit zehn Jahren. −Foto: Spindler

Schrobenhausen - "Das Herz geht einem auf, wenn man sieht, wie ein Gebäude entsteht", sagt Thomas Schneider. Zwar meint der Vorstandsprecher der Schrobenhausener Stadtwerke damit eigentlich den Bau der Verwaltungszentrale. Aber Schneider liebt Metaphern und darum bezieht sich diese durchaus auch auf die vergangenen zehn Jahre - denn 2012 wurde aus dem städtischen Eigenbetrieb ein selbstständiges Kommunalunternehmen.

Vor fünf Jahren ist das Kommunalunternehmen in den Neubau an der Carl-Poellath-Straße eingezogen. Und damit zeigt sich ein Teil der Arbeit der Stadtwerke auch überirdisch in aller Öffentlichkeit. Denn die meisten Geschäftsfelder wie Kanalisation, Wasserversorgung, Fernwärme oder Erdgasnetz tauchen im Blick der Bürger meist erst dann auf, wenn gebaut wird oder das Wasser nicht mehr jeden Tag rund um die Uhr fließt. Das weiß Schneider aus langjähriger Erfahrung als Chef der Stadtwerke.

Die Stadtwerke sind seit zehn Jahren eine 100-prozentige Tochter der Stadt Schrobenhausen. Dennoch, so Schneider, sind die Stadtwerke ein selbstständiges Unternehmen, das Aufgaben von der Stadt übertragen bekommt. Das hat einige Vorteile, wie Schneider sagt: eine flachere Entscheidungshierarchie, bei der Vergabe von Aufträgen können die Stadtwerke anders vorgehen als die Stadtverwaltung und es kann mit Interessenten für Aufträge verhandelt werden. Das hat in den vergangenen Jahren einiges an Ersparnissen gebracht. Schneider spricht von einen siebenstelligen Betrag. Genauer will er das lieber nicht beziffern.

Die Befürchtung einiger Stadträte vor dem Start des Unternehmens, die Kommunalpolitiker hätten nichts mehr mitzureden, hat sich laut Schneider nicht bewahrheitet. Schließlich lege der Stadtrat über die Unternehmenssatzung fest, was die Stadtwerke zu tun hätten, und es würden Stadträte in den Verwaltungsrat entsendet. Dort sitzen derzeit sieben Stadträte und nicht wie vorher elf im Werkausschuss. Das operative Geschäft erledigen Schneider und - seit Jahresbeginn - der neue Technische Vorstand Sebastian Brandmayr (wir berichteten).

Neben der Wasserversorgung und der Abwasserbehandlung - die Keimzellen der Stadtwerke - sind noch einige Geschäftsfelder hinzugekommen. Schneider spricht in dem Zusammenhang gerne vom Zug der Stadtwerke: Die Lokomotive Kommunalunternehmen ziehe viele unterschiedliche Waggons. Die Energiegewinnung aus Photovoltaikanlagen, die Fernwärme und das Erdgasnetz sind solche Güterwaggons. Darüber hinaus hängt die Baulandentwicklung an der Lok. Fünf neue Wohngebiete mit rund 200 Parzellen sind in den vergangenen zehn Jahren entstanden. Aber auch der Bau von Sozialwohnungen sowie die Vermietung von Gebäuden gehören ebenso dazu wie die Gewerbegebietsentwicklung.

Das macht sich auch in Zahlen bemerkbar. So hat sich die Investitionsplanung der Stadtwerke seit 2011 verzehnfacht von drei auf 30 Millionen Euro. Die Bilanzsumme stieg von 30 auf 50 Millionen, der Jahresumsatz im Zehnjahreszeitraum von vier auf acht bis zehn Millionen Euro. Auch der Gewinn hat sich vervielfältigt von 01, bis 0,3 auf 1,3 bis 2,2 Millionen Euro.

Doch, nicht alles ist so gut gelaufen, wie Schneider auf Nachfrage zugibt. Die Idee, mit umliegenden Gemeinden in interkommunaler Zusammenarbeit in die Windkraft einzusteigen, wurde zunichtegemacht. Dabei denkt Schneider an die bayernweite 10H-Regel: "Auf den Weg zur Energiewende wurden uns nicht Steine, sondern Felsen gelegt."Auch die Stadtwerketochter Sol-Energie gibt es nicht mehr: "Sie zu Grabe zu tragen, war ein schwerer Schritt."

Schneider tröstet sich damit darüber hinweg, dass die Wasserversorgung und die Abwasserbehandlung nachhaltig aufgestellt sind. Und damit Raum geschaffen wird, um Zukunftsprojekte anzugehen wie die Klarschlammtrocknung oder weitere Sozialbauten.

SZ