Kleinhohenried
Aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden

15.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:33 Uhr
Die Wisente fühlen sich wohl am Haus im Moos. 34 Tiere leben hier. −Foto: Hammerl, Andrea, Karlshuld(Grasheim)

Kleinhohenried (ahl) Ergänzt wird die Ausstellung "Die Großen Vier" durch einige Infotafeln zum Wisentprojekt im Donaumoos, das vom betreuenden Veterinär Johannes Riedl in einem weiteren Vortrag zur Ausstellungseröffnung vorgestellt wurde.

Wisent und Elch werden mit den drei großen Beutegreifern Bär, Wolf und Luchs zu den "Big Five" zusammengefasst, wobei sich erst ein einziges Mal ein Elch ins Land verirrt habe und in der Gefriertruhe gelandet sei, wie Landrat Roland Weigert berichtete.

Der Wisent wird mit dem Ziel der Auswilderung und Wiederansiedlung gezüchtet, während Bär, Wolf und Luchs von alleine einwanderten. Im Vergleich zu ihnen stehe der Wisent "ganz am Anfang", meinte Riedl, er sei in Deutschland weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden, während er in Polen als "Zubr" zum Kulturgut gehöre. In den vergangenen 2000 Jahren seien die Bestände in Europa kontinuierlich geschrumpft, bis der Wisent 1927 in freier Wildbahn ausstarb und nur noch dank weniger Tiere in Gehegen und folgender Erhaltungszucht überlebte.

Heute gibt es zirka 4500 Wisente, die alle genetisch auf zwölf sogenannte Gründertiere zurückgehen. Was eine geringe genetische Variabilität und daraus resultierende geringere Anpassungsfähigkeit und Reproduktionsrate, höhere Krankheitsfähigkeit und Kälbersterblichkeit bedingt. Die Züchter versuchen daher, die Gene aller zwölf Gründertiere möglichst gleichmäßig und damit die maximale genetische Variabilität zu erhalten.

Im Donaumoos werden zwei Herden mit je 17 Tieren gehalten, insgesamt wurden hier bereits 64 Kälber geboren. Europaweit gibt es 41 Herden in acht Ländern, überwiegend in Osteuropa. Eine stabile Population benötige mindestens 100 Tiere, Ziel der Auswilderungsprojekte ist eine zusammenhängende, sich selbst erhaltende Population von zirka 3000 Tieren. Fünf Wisente wird das Haus im Moos heuer für ein rumänisches Projekt beisteuern.

Riedl schloss mit Bildern gefährdeter Tierarten weltweit, darunter so bekannte wie Panda oder Breitmaul- und Spitzmaulnashorn, von denen es 20000 beziehungsweise 5400 Exemplare, also mehr als Wisente, gebe. "Der Wisent ist das einzige Tier, das in unserer Verantwortung liegt", appellierte er an seine rund 40 Zuhörer, ehe es hinaus ans Wisentgehege ging, wo die mächtigen Tiere gerade gefüttert wurden.