Schrobenhausen
Aus Liebe zum Holz

Bei der Gesellenstück-Ausstellung in Neuburg können die Werke der Schreiner öffentlich bestaunt werden

18.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:45 Uhr
Tina Blum
Der Lehrling und sein Meister: Christian Oberhauser (l.) fehlen nur noch wenige Handgriffe bis sein Gesellenstück fertig ist und es bei der Ausstellung in Neuburg bestaunt werden kann. −Foto: Foto: Blum

Schrobenhausen/Neuburg (SZ) Das Gesellenstück ist für jeden Lehrling in einem handwerklichen Beruf etwas ganz Besonderes. Es zeigt die Fertigkeiten der Auszubildenden und repräsentiert, was die jungen Menschen während ihrer Ausbildung gelernt haben. Am Sonntag, 22. Juli, werden die Gesellenstücke der Schreiner im Fürstlichen Marstall in Neuburg ausgestellt. Ein Azubi aus Schrobenhausen ist auch dabei.

Insgesamt 16 junge Menschen - darunter dreizehn Buben und drei Mädchen - arbeiten noch immer unter Hochdruck an ihrem Gesellenstück, das sie am Sonntag von 10 bis 16 Uhr im Marstallfoyer, Ottheinrichplatz 118, in Neuburg ausstellen und ihr handwerkliches Geschick und das in den Ausbildungsbetrieben Erlernte der Öffentlichkeit präsentieren werden.

Ein Lehrling aus Schrobenhausen ist auch dabei: Christian Oberhauser befindet sich gerade in der heißen Prüfungsphase. In seinem Lehrbetrieb, der Schreinerei Sailer in Schrobenhausen, führt er gerade die letzten Handgriffe an seinem Gesellenstück aus, am 19. Juli um 17.30 Uhr ist Abgabe. Das Gesellenstück ist ein wichtiger Bestandteil der praktischen Prüfung, welches nach eigenem Entwurf in der Werkstatt des Ausbildungsbetriebs gefertigt wird. "Die Azubis können dabei ihrer Kreativität freien Lauf lassen, das Werk selbst gestalten und ihre Idee entwickeln und verwirklichen", sagt Oberhausers Lehrmeister Johannes Sailer. Denn sonst arbeiten Schreinereien nach vorgegebenen Plänen, die durch die Wünsche der Kunden bestimmt werden.

Zwei Wochen Zeit - also insgesamt 80 Arbeitsstunden - haben die Lehrlinge, um ihre Arbeit abzuschließen. "Etwa seit Weihnachten planen wir das Gesellenstück", berichtet Christian Oberhauser. Im Januar habe der 20-Jährige seinen Entwurf in der Berufsschule vorstellen müssen, anschließend fertigt die Schule einen Bauplan an, an den er sich maßstabgetreu halten muss. "Ich baue ein Wohnzimmermöbel für meinen Fernseher. Weil ich unterm Dach wohne, habe ich alles ausgemessen und danach den Plan erstellt und dann ein Model im Maßstab von 1:10 gebaut", erklärt Oberhauser. All das sei Teil der Gesellenprüfung.

Die schriftliche Prüfung hat er vor zirka zwei Wochen hinter sich gebracht und seitdem intensiv an seinem Gesellenstück gearbeitet. Denn: Beispielsweise die Schubladen müssen alle mit der klassischen Führung, mit der sogenannten Zinken-Technik, beziehungsweise mit der Schwalbenschwanzzinken-Technik, angefertigt werden. Dabei werden keine Dübel verwendet, sondern das Holz muss per Hand so zugeschnitten und gefeilt werden, dass die Kanten sauber ineinander laufen und die Schublade ohne mechanische Hilfsmittel zusammenhält. "Dazu ist einiges an Geschick und vor allem sauberes Arbeiten gefragt. Das hat er echt gut gemacht", freut sich Schreinermeister Sailer. Gute Lehrlinge, beziehungsweise überhaupt einen neuen Lehrlinge zu finden, sei nicht so einfach, sagt der Schreinermeister. Viele junge Menschen ziehen eine handwerkliche Ausbildung gar nicht mehr in Erwägung. "Dabei hat sich der Beruf sehr gewandelt. Es wird nicht nur alles von Hand verarbeitet, wir arbeiten mit den modernsten Maschinen, man muss auch am Computer fit sein", sagt Sailer.

Für Christian Oberhauser ist es der perfekte Job. Er habe schon immer gern mit Holz arbeiten wollen, fühlt sich gut dabei, wenn er seine Arbeitsergebnisse betrachten kann: "Ich finde das super, weil ich sagen kann, ich habe das selbst gebaut. Am Ende des Tages kann man sehen, was man selbst geschaffen und geschafft hat", schwärmt der 20-Jährige. Bevor er sein Gesellenstück in Neuburg ausstellen kann, muss er sich noch einem zweiten Teil der praktischen Prüfung unterziehen, in dem er ein Möbelstück anhand eines Plans anfertigt, das anschließend bewertet wird. Da gibt selbst Sailer zu, "das ist nicht ohne".

Die Ausstellung fließt ebenfalls in die Prüfungsbewertung ein: Das fertige Möbelstück muss angemessen dekoriert und präsentiert werden. Auch dafür gibt es Punkte. Sein Gesellenstück verkaufen würde Oberhauser übrigens nicht: "Auch wenn man mir hunderte von Euro bieten würde - na, das mache ich nicht. Das Geld ist schnell weg, das was ich mit viel Schweiß und Ärger selbst gebaut habe, bleibt mir noch lange Zeit."

Tina Blum