Schrobenhausen
"Aufhören, wenn es am schönsten ist"

Carolin Euba und Manfred Dallmeier beenden ihre Rolle als Organisatoren des Stadtlaufs

30.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:14 Uhr
Quasi als letzte Amtshandlung übergaben Carolin Euba und Manfred Dallmeier jetzt noch die restlichen Gelder des aufgelösten Spendenkontos. Mit 3000 Euro können für ein Jahr die Reittherapiestunden von Emily Gaudermann (Facebook: Sonnenschein Emily) finanziert werden. Die Achtjährige leidet seit einem tragischen Autounfall an einer inkompletten Querschnittslähmung und ist durchgehend auf den Beatmungsschlauch angewiesen. Die restlichen 1598 Euro gingen an den SSV Schrobenhausen, der das Stadtlauf-Team 2015 als eigene Abteilung aufgenommen hatte. −Foto: privat

Schrobenhausen - Der Schrobenhausener Stadtlauf war ihre Idee, ihr Baby.

Jetzt beenden Carolin Euba und Manfred Dallmeier aus privaten und beruflichen Gründen ihre Rolle als Organisatoren der Veranstaltung, die in diesem Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer fiel und in die sie in den vergangenen Jahren so viel Engagement, Leidenschaft und Zeit gesteckt haben.

Normalerweise wäre in diesen Tagen ja die Zeit, um einmal kurz durchzuschnaufen, um wohl auch zufrieden auf das zurückzublicken, was sich vor gut einem Monat in Schrobenhausen abgespielt hätte: Hunderte Sportlerinnen und Sportler aller Altersgruppen wären wieder mal durch die Innenstadt und außenherum gelaufen, mindestens genauso viele hätten am Streckenrand und im Zielbereich mitgefiebert. Schrobenhausen hätte sich im achten Jahr in Folge als begeisterungsfähige Laufstadt präsentiert. Doch die Corona-Pandemie beendete diese Pläne, und damit irgendwie auch die Zeit von Carolin Euba und Manfred Dallmeier als Verantwortliche dieses Spektakels.

Zufrieden wirken beide in diesen Tagen trotzdem, oder anders formuliert: im Reinen mit ihrer Entscheidung, die Verantwortung in Zukunft abzugeben. "Natürlich ist uns das nicht leichtgefallen", sagt Euba. Der Stadtlauf sei schließlich so etwas wie ihr "Baby", das sie 2013 als einmaligen Spendenlauf ins Leben gerufen und dann doch über die Jahre immer weiter etabliert hatten. Knapp 650 Teilnehmer waren im Vorjahr an den Start gegangen - Rekord. Doch natürlich sahen die Organisatoren auch stets den Aufwand und das Risiko, durch den Kontrast in diesem ruhigeren Corona-Jahr ganz besonders. Die Absage für 2020 sei nun nicht der alleinige Auslöser gewesen, betonen Dallmeier und Euba, "aber vielleicht so etwas wie ein i-Tüpfelchen. " "Durch die Zeit der Entschleunigung hat man schon über ein paar Sachen nachgedacht", sagt der 39-Jährige.

Denn eine solche Veranstaltung zu organisieren, dreht sich eben nicht nur um die paar Tage vor und nach dem Event, in diesem Fall im September. Fast das ganze Jahr über gibt es größere und kleinere Aufgaben in Vor- oder Nacharbeit zu erledigen, mehrere hundert ehrenamtliche Stunden. Nach dem Stadtlauf ist vor dem Stadtlauf, das trifft hier definitiv zu. Beklagen möchten sich die langjährigen Organisatoren nicht, "es hat ja immer auch Spaß gemacht und es hängen tolle Erfahrungen dran", bekräftigen beide, doch jetzt sei in ihrer persönlichen Planung eben eine Zeit gekommen, in der man sich intensiver anderen Dingen (Beruf, Familie, Freizeit) widmen möchte.

Außerdem sei diese Erfolgsgeschichte ja nur mit der Unterstützung von vielen freiwilligen Helfern - vor allem aus dem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis - möglich gewesen, deren Zeit und Hilfsbereitschaft man nicht endlos voraussetzen könne. Ein großes "Dankeschön" wollen beide zum Abschied deshalb in diese Richtung loswerden, das versteht sich von selbst. Und das geht freilich auch raus an die städtischen Helfer, Sponsoren, Spender, Läufer, Zuschauer und so weiter. Durch das gute Zusammenspiel wurden in den vergangenen sieben Jahren insgesamt knapp 55000 Euro für verschiedene wohltätige Zwecke übergeben. Eine Summe, die beide auch stolz macht, und mit der sich der Abschied noch ein bisschen besser anfühlt. "Aufhören, wenn es am schönsten ist", sagt Dallmeier, "das könnte man in unserem Fall schon so sagen. "

Die Frage, die nun bleibt, lautet: Wie geht es ohne seine zwei Köpfe mit dem Stadtlauf weiter? Ablaufpläne und Homepage-Domain wurden bereits an den Veranstaltungspartner, die Stadtmarketing eG übergeben, die den Stadtlauf zusammen mit einem neuen Team rund um Bürgermeister Harald Reisner fortführen möchte. Details zur genauen Ausgestaltung werden aktuell von der SMS erarbeitet. Selbst einmischen möchten sich die Ex-Organisatoren nicht mehr. "Ich glaube, dass ein klarer Schnitt besser ist", sagt Dallmeier, "auch um denjenigen, die es in Zukunft übernehmen werden, die Chance auf eigene Ideen zu geben. " Euba ergänzt: "Natürlich freuen wir uns, dass sich wohl ein Team finden wird, das den Stadtlauf als Veranstaltung in Schrobenhausen erhalten möchte. "

Denn dann ließe sich wohl auch ein Wunsch erfüllen, den die beiden Laufbegeisterten schon länger mit sich herumtragen. Beide schmunzeln: "Wir würden in Zukunft gerne mal selbst am Schrobenhausener Stadtlauf teilnehmen. " Bisher fehlte an den Veranstaltungstagen ganz einfach die Zeit dazu.

SZ