Kleinhohenried
Auf den Spuren der Wildkräuter

Haus im Moos: Expertin Ulrike Kainz nahm Interessierte mit zu Gundermann, Girsch und Labkraut

18.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:14 Uhr
  −Foto: Hammerl

Kleinhohenried (SZ) Weit musste Natur- und Kräuterpädagogin Ulrike Kainz nicht laufen: Im Haus im Moos reicht der kleine Erlebnispfad für eine Kräuterexkursion völlig aus.

Ob Beifuß, Girsch, Schafgarbe, Gundermann, Labkraut oder wilder Oregano - alles wächst hier in rauer Menge.

20 Teilnehmer gingen mit ihr auf Tour, um sich in die Geheimnisse der Wildkräuter-Kunde einweihen zu lassen. Auch zwei Männer wollten sich die Einführung in die Kräuterkunde nicht entgehen lassen. Zwar ist Mitte August um das katholische Fest Mariä Himmelfahrt die Zeit, in der Wildkräutern die größte Heilkraft zugeschrieben wird, dennoch standen weniger naturmedizinische Wirkungen als die Kulinarik im Vordergrund. Beifuß, der reichlich Bitter- und Gerbstoffe enthält, empfiehlt Kainz für einen alkoholfreien Aperitif, den sie aus Himbeersaft und mit vielen Rosenblüten, mehreren Schafgarbestengeln und sparsam Beifuß zubereitet. Der Trank fördere die Verdauung, eigne sich aber auch gut anstelle eines Likörs zu Kaffee und Kuchen.

Gleich drei verschiedene Lab Kräuter werden gefunden und identifiziert - das echte, gelb blühende, auch "Maria Bettstroh" genannte, weil es Gebärenden ins Bett gelegt wurde, dann das weißblühende Wiesenlabkraut, das zur Käseherstellung verwendet werden kann, und schließlich das Klettenlabkraut, das Kainz als sehr gesund herausstellt und beispielsweise für Smoothies empfiehlt. "Ich verwende es für mein Bircher Müsli zum Fermentieren", erzählt Franz Voit. Der 84-jährige Neuburger kennt sich bestens aus. "Ich ernte in unserem Garten alles, was man essen kann, der Vorrat reicht dann ein bis zwei Tage", verrät er.

"Wildkräuter eignen sich zur Vorbeugung, um den Körper gesund zu erhalten", sagt Kainz und empfiehlt sie als Nahrungsergänzungsmittel, beispielsweise im Salat, als Smoothie oder Tee. Allerdings sei es eine Gewöhnungssache, auch bei ihrem Mann und den Kindern habe es eine Weile gebraucht, sie an Wildkräuter zu gewöhnen. "Ich habe oft nicht gesagt, was drin ist", gesteht sie schmunzelnd. Sie selbst hat vieles von der Großmutter gelernt, die sie immer wieder ausgefragt habe, was sie früher wie gemacht hätten.

Ein Abstecher führte die Gruppe in den großen Gemüsegarten am Hofstetterhaus, wo Kainz eine kleine Lehrstunde über Küchenkräuter gab, die dort in großer Menge wachsen, darunter Thymian, Minze, Zitronen-Melisse und Salbei. Zwischendrin wächst als typisches "Unkraut" das sogenannte Franzosenkraut oder kleines Knopfkraut, das sich für Spinat oder Salat eignet. Auf dem Rückweg findet sich dann schließlich noch der zuvor vermisste Gundermann, auch Gundelrebe genannt, und der breit einsetzbare Giersch. Gundermann wurde früher als Soldaten-Petersilie bezeichnet, weil er ein starkes Wirtskraut sei, zu dem helfe es gegen eitrige Wunden, erfahren die aufmerksamen Zuhörer. "Der Krieg war ein guter Lehrmeister", ergänzt Voit.

Vor einigen Pflanzen wie Beinwell oder Sauerampfer, die früher in der Küche verwendet wurden, warnt die Kräuterpädagogin, bei Beinwell aufgrund der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide, bei Sauerampfer aufgrund des hohen Gehalts an Oxalsäure.

Wieder zurück in der Werkstatt der Umweltbildungsstätte geht es an die Praxis. Kainz hat sieben verschiedene getrocknete Kräuter, Girsch, Wiesenlabkraut, Salbei, Oregano, Schafgarbe, Beifuß und Brennnessel, in Gläsern mitgebracht. Daraus darf sich jeder bedienen und die Kräuter mit Salz im Mörser zu Kräutersalz verarbeiten. Kainz empfiehlt gleiche Mengen Kräuter wie Salz, es dürften aber auch mehr Kräuter sein. "Halten Sie sich nicht sklavisch an Rezepte", rät sie. "Finden Sie selber heraus, was Ihnen schmeckt und gut tut. " Entsprechend soll sich jeder sein persönliches Kräutersalz zusammenstellen. Eine Teilnehmerin hat große Mengen Oregano mitgebracht, der ebenfalls verarbeitet wird. Zur Stärkung gibt es Kräuterschnecken mit Brennnessel-Pesto und mit Kräutern und Zitrone angereichertes Wasser.

Andrea Hammerl