Schrobenhausen
Ein offener Brief ans Landratsamt

Anmerkungen eines ehrenamtlichen Helfers zur Abschiebung eines Afghanen in Schrobenhausen

06.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Oft war bisher nicht die Rede davon, dass Flüchtlinge, die in Schrobenhausen untergekommen sind, abgeschoben wurden.

Einen Fall hat es jetzt gegeben. Ein ehrenamtlicher Helfer, Reinhold Hautmann aus Schrobenhausen, möchte dazu einige Anmerkungen machen und hat nun einen offenen Brief ans Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen verfasst. Reinhold Hautmann schreibt:

"Am 9. August 2018 um 4 Uhr morgens wurde ein Aylbewerber aus Pakistan aus der Unterkunft Alte Grundschule in Schrobenhausen von der Polizei abgeführt und nach Pakistan abgeschoben.

Sie haben dem jungen Mann im Juli in meinem Beisein versprochen, dass er eine Arbeitserlaubnis erhält, wenn er bei der Feststellung der Identität mithilft. Pech, dass der Pakistani von deutschen Beamten in Ausübung ihrer Funktion eine wahrheitsgemäße Auskunft erwartet hat. Na bravo, dass Sie mit Hilfe falscher Versprechungen einen Asylbewerber bei enormen Kosten und Aufwand zur Abschiebung gebracht haben.

Ich habe Ali seit seiner Ankunft vor zirka zweieinhalb Jahren begleitet. Er hat nach Sprachkursen innerhalb eines knappen Jahres eine Arbeit als Gärtnereiarbeiter begonnen, der Chef und er waren sehr zufrieden.

Die Arbeitserlaubnis wurde sofort nach Ablehnung des Asylantrages entzogen. Eine frustrierende Zeit mit Gelegenheitsarbeiten und viel Herumsitzen begann. Sie haben mit viel Schikanen, wie zweiwöchentlichem Erscheinen im Ausländeramt, unverständlichen achtseitigen Schreiben in Beamtendeutsch ihm wie den anderen Asylbewerbern das Leben schwer gemacht. Sie haben einem seriösen, fleißigen jungen Mann und dessen Familie in Pakistan die Hoffnung genommen, etwas Wohlstand zu erreichen.

Gleichzeitig haben Sie unserem Wohlstand einen Bärendienst erwiesen, da wir ja bekanntermaßen 30000 offene Lehrstellen haben, die aus eigenem Nachwuchs nicht besetzt werden können.

Die verbliebenen Asylbewerber in der Unterkunft in Schrobenhausen klagen seither über Schlafprobleme, da sie jede Nacht Angst haben, der Nächste zu sein.

Ali hat nach zwei Wochen aus Pakistan angerufen. Die dortige Polizei - mutmaßlich korrupt - hat ihm alles Geld, Handy und weitere Wertsachen abgenommen. Ein befreundeter Asylbewerber aus der Schrobenhausener Unterkunft hat ihm daraufhin ? 300 Euro nach Pakistan überwiesen - obwohl er damit selbst für sich kein Geld mehr hat. Die vom Ministerpräsidenten auf dem Schrobenhausener Volksfest erwähnte, bayerische Barmherzigkeit müssen die Pakistani uns Bayern so zeigen. Wir haben sie definitiv nicht mehr. "

Reinhold Hautmann, ehrenamtlicher Helfer in Schrobenhausen. "