Aresing
"Die Aresinger nehmen ihre Bürgerpflicht eben ernst"

Bürgermeister Horst Rössler ist stolz: 73 Prozent Wahlbeteiligung trotz eher unbekannter Kandidaten im Nachbarwahlkreis

23.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Aresing (SZ) Ob Stefan Schieren ein Navigationsgerät gebraucht hat, um Aresing zu finden, ist uns nicht bekannt. Doch dass der SPD-Kandidat aus Eichstätt bei seinem Auftritt beim Aresinger Spargelstechen in diesem Frühjahr etwas verwundert war, nachdem man ihm erklärt hatte, dass er in der Gemeinde gar nicht zu wählen sei, das hat sich sehr wohl herumgesprochen.

In den vergangenen Wochen ging es vielen Aresingern ähnlich wie Stefan Schieren. Die Wahlreform macht’s möglich. Bei dieser Bundestagswahl war Aresing nämlich als einzige Gemeinde des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen dem Wahlkreis Pfaffenhofen-Freising zugeschlagen worden, während alle anderen Kommunen weiterhin dem Wahlkreis Ingolstadt angehörten. „Das erste Mal, als viele in Aresing das registriert haben, war bei der Briefwahl“, sagte gestern Bürgermeister Horst Rössler (kleines Bild). „Die haben den Reinhard Brandl gesucht – und der war dann gar nicht drauf.“

Stattdessen las man auf den Wahlzetteln in Aresing Namen wie Jens Barschdorf (FDP), Hinrich Groeneveld (Freie Wähler) oder Sebastian Kanschat (Piratenpartei) – da hätte dann für manchen im Grunde auch Max Mustermann stehen können. Natürlich wurden die Kandidaten auch in der Zeitung vorgestellt und einige waren durchaus in der Region unterwegs, und zwar nicht nur die aus der Gegend stammenden Florian Simbeck (SPD) und Thomas Schwarz (Die Linke), sondern auch Michael Stanglmaier (Grüne) und Erich Irlstorfer (CSU). Erstaunlich ist nur, dass die Wahlbeteiligung in Aresing 73 Prozent betrug – deutlich über dem Schnitt im restlichen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen (68,9 Prozent) und gleichauf mit dem Bundesergebnis. Für Rössler ist das keine Überraschung: „Wenn Wahl ist, dann kommen die. Die Aresinger nehmen ihre Bürgerpflicht eben ernst.“ Gefreut habe ihn, dass auch viele junge Bürger in die Wahllokale gegangen seien. Das Ergebnis war dann deutlich: 67,5 Prozent der Aresinger stimmten für den Freisinger CSU-Kandidaten Erich Irlstorfer, 63,5 Prozent gaben der CSU ihre Zweitstimme. Rössler hatte schon damit gerechnet: „Wir sind kein Langenmosen und kein Berg im Gau, aber Aresing macht da keinen Unterschied.“ Dass seine Partei, die SPD, nur wenige Stimmen erhalten würde, war Rössler von vornherein klar: „Mir war bewusst, dass wir da Federn lassen müssen“, sagte er. In Aresing erhielt Simbeck 13,0 Prozent, die SPD bekam 11,6 Prozent der Zweitstimmen – beides deutlich unter dem Gesamtergebnis im Wahlkreis (17,59/17,6). „Aber in der Gemeinde ist Parteipolitik ohnehin nicht angebracht“, erklärte Rössler. Daher habe er auch Irlstorfer noch am Wahlabend gratuliert – immerhin hatte der auch gleich vorbeigeschaut. „Ich habe ihm viel Glück gewünscht. Und er hat versprochen, Aresing wieder zu besuchen und auch zu betreuen“, sagte er. Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: „Aber bundespolitische Themen haben wir hier eigentlich gar nicht.“