Ingolstadt
Angebliches Krebsmedikament: Ingolstädter Unternehmer auf Zypern verhaftet

Hausdurchsuchung in Ingolstadt

27.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:06 Uhr
Ein Mann in Handschellen. −Foto: Symbolbild: Boris Roessler/dpa/Archivbild

Ingolstadt - Ein Ingolstädter Unternehmer ist in den vergangenen Tagen auf Zypern verhaftet worden, nachdem ein europäischer Haftbefehl gegen ihn bestand. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt auf Anfrage unserer Zeitung.

Hintergrund ist die Affäre mit dem angeblichen Krebsmedikament BG-MUN, das von seiner Firma vertrieben wurde und einer Heilpraktikerin in Schrobenhausen, die es ihren Patienten empfohlen und auch verkauft haben soll, ein Berufsverbot eingebracht hat, das allerdings noch nicht rechtskräftig ist. 

Zudem wurden das Haus des 64 Jahre alten Mannes und die Wohnung seiner Tochter in Ingolstadt vergangene Woche durchsucht. Vermögenswerte wurden sichergestellt, wie Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle bestätigt. Es soll sich unter anderem um teure Autos und Luxusuhren handeln. Zudem sollen dem Vernehmen nach Konten eingefroren worden sein. Auch die Wohnung der Heilpraktikerin in Schrobenhausen wurden bei dieser Aktion durchsucht. 

15 000 Euro für ein Krebs-Medikament ohne Wirkung?

Ans Licht kam die Affäre um das angeblich krebsheilende Präparat, das in der Herstellung nur wenige Euro kostet, aber für 5900 Euro verkauft worden war, nachdem sich Patienten an Stern TV gewandt hatten. Stern TV hatte im vergangenen Jahr von zwei Fällen berichtet, in denen Krebskranken das angebliche Wundermittel BG-MUN verkauft worden war. Eine von ihnen, Sabine H., hat 15 000 Euro für das Präparat hingelegt, dessen heilende Wirkung nach der Onkologin Jutta Hübner von der Deutschen Krebsgesellschaft bei Null liegt. "Das Mittel kann mit Sicherheit keinen Krebs heilen. Hier wird Hoffnung geweckt, die auf nichts basiert. Es wird Geld mit der Not der Patienten gemacht. Und möglicherweise werden Patienten durch solche ungeprüften Präparate gefährdet." 

Daraus besteht BG-MUN

BG-MUN, eine rosafarbene Flüssigkeit in kleinen Ampullen, besteht aus Wasser, Zucker, Proteinen und Aminosäuren. Da könne man auch Milch trinken, sagte die die Gynäkologin Ulrike Nitz bei Stern TV. Der Ingolstädter Unternehmer, der Produzent des „Wundermittels“ mit Firmen in Ingolstadt, Zypern und Panama, soll dagegen behauptet haben, haben, die Pharma-Industrie sei hinter ihm her, um an das Mittel zu gelangen.

Die 54-jährige Schrobenhausener Heilpraktikerin, die im Verdacht steht, Patienten mit der Diagnose Krebs geraten zu haben, ihre Chemotherapie abzusetzen und ihnen alternativ BG-MUN verkauft zu haben, wurde von Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen mit einem Berufsverbot belegt, gegen das sie indes Klage eingereicht hat. Die Heilpraktikerin darf deshalb, wie schon während der Einspruchsfrist, weiterhin Patienten behandeln - bis der Rechtsstreit ausgefochten ist.