Kleinhohenried
2000 Eier pro Tag

Im Haus im Moos gab es tiefe Einblicke in das faszinierende Leben der Honigbienen

17.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:49 Uhr
Da wuselt es ganz gewaltig: Nicht die Wisente, sondern die bunten Bienenstöcke standen am Sonntag im Haus im Moos im Mittelpunkt des Interesses. −Foto: Hofmann

Kleinhohenried (SZ) Der Bienentag am Haus im Moos war nicht nur etwas für kleine Leckermäulchen. Auch die Erwachsenen fragten interessiert bei den Imkern nach, suchten im Schaukasten nach Drohnen und der rotmarkierten Königin oder probierten den Imker-Kaugummi.

Imker-Kaugummi - so nannte Kurt Blaser, stellvertretender Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Neuburg, die honiggetränkten Wachsdeckel, die von den Bienenwaben abgehoben werden mussten, bevor es ans Honigschleudern ging. Die Arbeit, das Wachs mit der so genannten Entdeckelungsgabel von den Waben zu entfernen, durften Kinder aus der 35-köpfigen Zuschauergruppe übernehmen und das taten sie mit Akribie und Ausdauer. Je zwei Waben passen in die gläserne Schleuder, die mittels Handkurbel von Kindern in Bewegung gesetzt wurde. Zunächst schön langsam, um den Honig anzuschleudern, und dann kräftig, bis die klebrige Masse ganz aus den Waben herausgeflossen war.

Wer wissen wollte, wie der Honig in die Honigwaben hineingekommen war, der ging mit Franz-Josef Wilken hinaus auf den Bienenlehrpfad. Der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Neuburg erzählte nicht nur viel Wissenswertes über Leben und Organisation des Binnenstaates, sondern mahnte eindringlich vor den Gefahren, die das Bienensterben auch für den Menschen habe. "Seit 100 Millionen Jahren gibt es Honigbienen auf der Erde, das ist anhand von Bernsteineinschlüssen nachgewiesen", begann er, "und der Mensch schafft es in kürzester Zeit, die Bienen auszurotten." Gut 80 Prozent der Lebensmittel des Menschen würden mithilfe der Bienen erzeugt, etwa 45 Prozent direkt und weitere 40 Prozent indirekt. "Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wichtig die Biene für die Bestäubung ist", betonte Wilken.

"Die Königin muss wirklich gar nichts tun, nur Eier legen?", fragte Samuel (7) ungläubig, und es klang fast ein bisschen neidisch. Was sich allerdings etwas relativierte, als Michael Wansner, Vorsitzender des Imkervereins Schrobenhausen, die Kinder raten ließ, wie viele Eier die Königin täglich legen müsse. Mit einem Ei, wie bei den Hühnern, sei es nämlich nicht getan. Zwölf, 30 oder 100 Eier vermuteten die Kinder, doch es sind bis zu 2000, die zusammen das dreifache Gewicht der Königin ausmachten. Warum die Königin mit einer roten Fünf gekennzeichnet sei, wie lange es dauert, bis die Maden schlüpfen, wer bestimmt, ob sich aus einem Ei eine neue Königin entwickelt, wann die Waben zugedeckelt werden und wozu der Schwänzeltanz dient, das musste dann Wansner beantworten.

Die Königin war schnell im Schaukasten gefunden, schwieriger war es, die Drohnen auszumachen. "Die großen Dicken, die Pummeligen so wie ich, das sind die Männer", half der Imker nach, "von denen gibt's nur wenige." Drohnen seien die Faulpelze schlechthin, erzählte Wilken seinen Zuhörern. Ihr einziger Lebenszweck sei, bei schönem Wetter auszufliegen und zu warten, dass eine unbegattete Bienenkönigin vorbeikäme. Abschließend stellte Wilken Bienenprodukte vor, darunter Wachs, Blütenpollen und Propolis.

Andrea Hammerl