Simulationstraining
Wie sich Fachkräfte des Augsburger Josefinums auf Notfallsituationen bei der Geburt vorbereiten

15.01.2025 |

Beim Simulationstraining im Josefinum wurden verschiedene hochriskante Ereignisse während Geburten simuliert. Foto: KJF Augsburg / Anna-Lena Kuhn

Im Ernstfall zählt jede Sekunde: Um die Fähigkeiten weiter zu schärfen und die Sicherheit von Schwangeren und Neugeborenen zu gewährleisten, hat das interdisziplinäre Team des Josefinums der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) ein Simulationstraining absolviert. Verschiedene geburtshilfliche Notfallszenarien wurden geübt, um Routine, Handlungsfähigkeit und Teamarbeit zu optimieren.

„Unser oberstes Ziel ist es, auf jede Situation bestmöglich vorbereitet zu sein und so die Sicherheit von Mutter und Kind jederzeit sicherzustellen“, sagte Stefan Prager, Geschäftsführer und Klinikleiter des Josefinums. „Deshalb setzen wir in unserer Klinik regelmäßig auf Fortbildungen und innovative Lernmethoden für das medizinische Fachpersonal.“

Hochriskante Szenarien im Fokus

Das Training, durchgeführt von der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth, umfasste vier verschiedene „hochriskante Szenarien“, darunter vorzeitige Plazentalösung, während der Geburt auftretende Bewusstlosigkeit oder Blutungskomplikationen. So konnten die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte der Geburtshilfe, Hebammen, Pflegekräfte und Fachkräfte der Anästhesie wichtige Abläufe in realitätsnaher Umgebung trainieren und ihr vorhandenes Wissen in einem geschützten Rahmen anwenden.

Mit Video- und Tonaufzeichnungen wurden die Einsätze dokumentiert und in Nachbesprechungen analysiert. „Diese Art von Schulung ist eine besonders effektive Methode, um fachliche Kompetenzen zu vertiefen und Abläufe zu perfektionieren“, erklärte Prager. „Unsere Fachkräfte können so nicht nur Routinen einüben, sondern auch die Zusammenarbeit unter Stressbedingungen stärken.“

Spezialisiert auf Risikoschwangerschaften

Die KJF-Klinik Josefinum, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg gehört, ist spezialisiert auf die Betreuung von Risikoschwangerschaften und -geburten: Rund 60 bis 80 Prozent der in der Klinik betreuten Geburten sind risikobehaftet.

Häufige Ursachen sind erhöhtes mütterliches Alter, Schwangerschaftsdiabetes oder vorbestehende Risiken wie Adipositas. „Obwohl die meisten dieser Geburten glücklicherweise ohne Komplikationen verlaufen, müssen wir jederzeit auf Notfälle vorbereitet sein“, so Roman Steierl, Chefarzt für Geburtshilfe am Josefinum. „Schnelles Handeln und eine reibungslose Abstimmung im interdisziplinären Team können schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind verhindern.“

Josefinum gehört zu größten Geburtskliniken in Deutschland

Besonderes Augenmerk liege auch auf der Kommunikation mit den betroffenen Eltern. „Notfallsituationen treffen Familien oft unvorbereitet. Eine professionelle Aufarbeitung der Ereignisse ist daher essenziell“, betonte Steierl. Das Simulationstraining unterstütze das Team nicht nur beim Ausbau der fachlichen Kompetenzen, sondern auch im Umgang mit den emotionalen Herausforderungen solcher Situationen.

Mit rund 3500 Geburten im Jahr gehört das Augsburger Josefinum zu den größten Geburtskliniken in Deutschland und ist als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe eine der erfahrensten Einrichtungen für Neugeborenenmedizin.

Christina Bauer / AZ

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