Staatstheater Augsburg
Theatersanierung: Kritiker fordern Verzicht auf den Neubau

08.07.2024 | Stand 08.07.2024, 17:01 Uhr |

So soll die zweite Spielstätte neben dem Großen Haus des Staatstheaters einmal aussehen. Die Stadt Augsburg möchte trotz der erneut gestiegenen Kosten an den Plänen festhalten. Inzwischen fordern zahlreiche Akteure der Stadtgesellschaft, dass auf den teuren Neubau verzichtet werden soll. Foto: Atelier Achatz + Partner Architekten (Illustration)

Der Umbau des Staatstheaters wird immer teurer – und immer mehr Kritiker fordern die Stadt Augsburg auf, umzuplanen. Von den Oppositionsparteien im Stadtrat hagelt es Kritik an der schwarz-grünen Stadtregierung. Auch Bündnisse und Vereine sprechen sich jetzt gegen Bauteil II der Theatersanierung aus.

Die Stadtregierung will, wie berichtet, an den Plänen der Theatersanierung festhalten und argumentiert, die aktuellen Baupreissteigerungen seien nicht absehbar gewesen. Das Bündnis „Augsburg in Bürgerhand“ spricht von einer „unseriösen Schuldenmacherei“ und auch die Augsburger Baum-Allianz schaltet sich nun in die Debatte ein. Die Initiative fordert durch einen Verzicht auf Bauteil II, „das Finanzdebakel einzugrenzen“. Auf den Flächen neben dem Theater sollten stattdessen Bäume gepflanzt werden.

Voraussichtlich 416,7 Millionen Euro wird das Großprojekt nach aktuellem Stand kosten. In der vergangenen Woche bestätigte die Stadt Augsburg die Verteuerung um 76,7 Millionen Euro. Zuvor war die Stadt von 340 Millionen Euro ausgegangen, ursprünglich war die Theatersanierung mit Baukosten von 186 Millionen Euro beschlossen worden.

Verzicht auf Bau in moderner Architektur gefordert

Im Zentrum der Kritik von Stadtratsopposition und Akteuren der Stadtgesellschaft steht Bauteil II. Darunter ist in den Plänen der Architekten ein Erweiterungsneubau mit Werkstätten, Probensaal, Verwaltung, Cafeteria und Ticket-Shop sowie ein Neubau mit einer zweiten Spielstätte in moderner Architektur zusammengefasst.

Die neuen Gebäude sollen direkt neben dem historischen Hauptgebäude, dem „Großen Haus“, entstehen. Das Bestandsgebäude, das umfassend saniert wird, ist in den Plänen als Bauteil I ausgewiesen. Auf den Baufeldern von Bauteil II fanden in den vergangenen Jahren archäologische Untersuchungen und erste Arbeiten für einen Technikkeller statt. Mehr ist in Sachen Neubauten noch nicht passiert.

Seit der Schließung des Großen Hauses für dessen Sanierung befindet sich die Hauptspielstätte des Augsburger Staatstheaters im Martini-Park. Auch auf dem Gaswerkareal gibt es eine Interimsspielstätte – und an dieser Stelle setzt die Kritik an. So setzt sich beispielsweise die Augsburger SPD schon lange dafür ein, die zweite Spielstätte auf dem Gaswerkareal dauerhaft zu erhalten. Auch das Bündnis „Augsburg in Bürgerhand“ und dessen Stadtrat Bruno Marcon kritisieren die Pläne seit geraumer Zeit. Als 2019 Kostensteigerungen bekannt wurden, forderte das Bündnis ein Moratorium, das alle Vorbereitungen des Bauteils II stoppen sollte. „Augsburg in Bürgerhand“ plädiert für ein „Theater der Zukunft, das dezentral ist“.

Marcon fordert: „Die Auftragsvergaben für den Bauabschnitt II müssen dem Stadtrat vollständig in einer Übersicht vorgelegt werden. Darin sollte auch eine Prüfung beinhaltet sein, inwieweit Maßnahmen des Bauabschnitts II den finanziellen Belastungen angepasst werden können und auf welchen Ausbau verzichtet werden kann.“ Laut Marcon müsse vor allem der „unnötige Bau des Schauspielhauses“ auf den Prüfstand.

Verein plädiert für grünes Theaterumfeld mit Brunnen

Ähnlich sieht dies die Augsburger Baum-Allianz. Spätestens jetzt sei klar, worauf Kritiker schon vor Jahren hingewiesen hatten: „Die Kostenexplosion für den Theaterumbau droht ein Fass ohne Boden zu werden“, betont der Verein, der vorschlägt, sich von BauteilII „endgültig zu verabschieden“. Stattdessen sollten die Verantwortlichen „mehr wertvolles Grün in der Stadt verankern“. Ein grünes Umfeld des Theaters mit einem Brunnen sei noch in den 1970er Jahren in Resten vorhanden gewesen, so die Baum-Allianz.

Dies würde „eine kleine innerstädtische Oase in unmittelbarer Theaternähe“ schaffen und gut zur diskutierten Gestaltung eines sogenannten Theaterviertels passen, findet der Verein. „Vor allem in diesem Bereich, der mit dem kahlen Theatervorplatz und der Karlstraße immer mehr zur Steinwüste verkommen ist, würde ein menschen- und klimafreundlicher Hotspot entstehen, der in der schon längst fälligen Sanierung der Fuggerstraße seine südliche Fortsetzung finden würde.“

AZ

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