von Janina Funk
Auf dem Messegelände hat am Freitag die "Jagen und Fischen" begonnen. Bis einschließlich Sonntag dreht sich in Augsburg nun alles um die Interessen von Jägern, Fischern – und von Naturliebhabern, wie die Veranstalter betonen. Tierschutzorganisationen üben jedoch Kritik an der Messe und auch aus der Stadtpolitik gibt es mahnende Töne sowie eine Forderung.
Rund 25.000 Besucher zählte die Messe im vergangenen Jahr. Heuer haben sich die Veranstalter das Motto "Natur erleben" gegeben. Der neue Slogan solle den Fokus auf die "unmittelbare Verbindung zwischen Mensch und Natur" legen. Den Besuchern möchte die Messe die Schönheit der heimischen Wälder, Flüsse, Seen und Tiere näherbringen. Was zu dieser Zielsetzung allerdings nicht passt: Aussteller, die Trophäenjagdreisen nach Afrika anbieten.
Die Praxis des Jagdtourismus steht seit Jahren in der Kritik der Tier- und Artenschutzverbände weltweit. Vor einem Jahr hatten im Voraus der "Jagen und Fischen" 26 Tierschutzorganisationen einen Brief an Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber geschrieben und ein Verbot für Aussteller gefordert, die Trophäenjagdreisen anbieten. Der Augsburger Stadtrat stellte im Frühjahr 2023 schließlich einen von einer großen Mehrheit der Mitglieder unterzeichneten Antrag, in dem die Verwaltung aufgefordert wurde, Jagdreiseangebote auf der Messe zu unterbinden. Stadträte quer durch alle Fraktionen unterstützten das Anliegen. Der für die Messe zuständige Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle ließ daraufhin von einer externen Kanzlei ein Rechtsgutachten erstellen, mit dem Ergebnis, dass Anbieter solcher Jagdreisen nicht von der Messe ausgeschlossen werden könnten. Die Stadt und die Messe "können Veranstalter nur abweisen, wenn diese gegen Gesetze verstoßen", fasste Hübschle damals zusammen. Und so gibt es auch heuer wieder Angebote für Jagdtourismus.
ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger, der die Messe bereits im Vorjahr besonders scharf kritisierte, hat nun einen erneuten Antrag eingereicht, der sich an die Gesellschafterversammlung der Augsburger Messegesellschaft wendet. Zwar könnten "die Trophäenjagdanbieter juristisch angeblich nicht von der Messe ausgesperrt werden", so Pettinger, dennoch sei er der Ansicht, "dass nicht alles, was legal ist, auch alle einschlägigen ethischen Ansprüche erfüllt". Es müsse "kein deutscher Tourist irgendwo im Ausland zur Befriedigung seines Egos Tiere töten".
"Es ist geschmacklos, das Töten von Tieren als unterhaltsamen Freizeitsport anzupreisen", moniert die Tierrechtsorganisation Peta zum Start der Messe in Augsburg ganz generell. Die Kritik von Stadtrat Pettinger richtet sich vor allem gegen den Jagdtourismus. Da sich die Messe eigentlich an all diejenigen wende, "die sich hier in Deutschland um den Erhalt des Waldes, die Hege des Wildes und die Pflege der Gewässer und ihrer Bewohner kümmern", seien "Spaßreisen zum Abknallen von Tieren im Ausland" nicht mit dem Gesamtangebot kompatibel. Pettinger fordert daher die Einsetzung einer Ethikkommission bei der Augsburger Messegesellschaft. Eine solche Kommission könnte in Zukunft dann ermöglichen, unethische Angebote von der Messe auszuschließen. "Damit betreten wir zwar vielleicht juristisches Neuland, aber setzen ein deutliches Zeichen für einen verantwortlichen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen", sagt der ÖDP-Stadtrat.
Konkret schlägt Pettinger vor, in der Gesellschafterversammlung der Messegesellschaft eine Ethikkommission zu gründen, die unter Beteiligung von einschlägigen Fachverbänden, beispielsweise Pro Wildlife, für die "Jagen und Fischen" definieren soll, welche Angebote künftig ausgestellt werden sollen und welche Angebote aus ethischen Gründen abzulehnen sind. "Dieser Ethikkatalog soll dann für alle Ausstellenden gelten", so Pettinger. (jaf)
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