von Markus Höck
Für die Deutsche Bahn (DB) könnte es besser laufen: Ausgebremst vom Winter, drohende längere Streiks in den Tarifverhandlungen mit der GDL und die bekannt gewordenen Bonuszahlungen für das Management stoßen angesichts von Unpünktlichkeit und Kundenunzufriedenheit vielerorts auf Unverständnis. Da bietet der große Fahrplanwechsel, traditionell am Sonntag des zweiten Dezemberwochenendes, die Gelegenheit für gute Nachrichten. "Viele neue Verbindungen im Fernverkehr", verspricht die Bahn. Davon solle auch Bayern profitieren, doch eben längst nicht überall, wie ein genauerer Blick auf den Fahrplan zeigt, der seit Sonntag gelten sollte.
Auf der "nachfragestarken Verbindung" München – Berlin will die Deutsche Bahn bis zu 25 Prozent mehr Sitzplätze anbieten. Zwischen den beiden Städten wächst die Zahl der Sprinter-Fahrten pro Richtung auf bis zu 14. Das seien doppelt so viele wie bisher. Tagsüber fahren sie nahezu stündlich. "Zusammen mit den stündlichen Zügen über Leipzig beziehungsweise Halle fahren jede Stunde zwei Züge zwischen der Landes- und der Bundeshauptstadt", so die Bahn. Drei neue, besonders schnelle Sprinter bewältigen laut Bahn die Strecke täglich in nicht mal vier Stunden, "indem sie zwischen Nürnberg und Berlin ohne Halt fahren". Aber: Aufgrund von Bauarbeiten geht zwischen Nürnberg und Bamberg noch bis 16. Dezember gar nichts. Die Strecke sei komplett gesperrt, so die Bahn. Deshalb würden die Verbesserungen erst ab dem 17. Dezember gelten.
Und noch einen Haken gibt es. Weil die Strecke Nürnberg – Ingolstadt – München ohnehin schon extrem ausgelastet ist, werden durch die zusätzlichen Sprinter die Zeitfenster auf der dicht belegten Strecke noch enger. Für Ingolstadt bedeutet dies, dass künftig vier ICE-Halte entfallen und zwei zeitlich verschoben werden. Konkret betrifft das in Richtung Süden den bisherigen ICE-Halt um 18.33 Uhr. Außerdem ist es nicht mehr möglich, um 7.26 Uhr, 9.25 Uhr und 17.26 in Ingolstadt in einen aus München kommenden ICE mit Fahrtziel Nordrhein-Westfalen zu steigen. Zudem verschiebt sich der Halt der ICE-Züge, die derzeit um 10.32 Uhr und um 20.32 Uhr in Ingolstadt ankommen und dann nach München weiterfahren, um jeweils eine Stunde nach hinten. Die Bahn beschwichtigt: Es bestünden zeitnah gute Alternativverbindungen, heißt es in einer Mitteilung. Und zudem gebe es in Ingolstadt weiterhin rund 50 ICE-Halte.
Immerhin scheint Augsburg vom neuen Fahrplan zu profitieren. Der bisher nur an Wochenenden angebotene ICE über Augsburg, München und Rosenheim nach Innsbruck fährt künftig täglich. Allerdings muss 2024 die tägliche Weiterfahrt des ICE aus Frankfurt nach Innsbruck zwei Stunden später als bislang erfolgen: etwa um 17.50 Uhr ab Frankfurt und 20.43 Uhr ab Augsburg, mit Ankunft in Rosenheim um 22.12 Uhr und Innsbruck um 23.18 Uhr.
Neu ist eine Spätverbindung von München (Abfahrt 22.46 Uhr) via Augsburg (Ankunft 23.15) nach Stuttgart. Ab Januar muss der Zug allerdings montags und dienstags mit früherer Abfahrt um 22.28 Uhr in München durch das Filstal, mittwochs bis sonntags kann er über die Schnellfahrstrecke fahren, mit der regulären Abfahrtszeit um 22.46 Uhr in München.
Aber auch Augsburg muss Abstriche machen. Da ein bisher meist ab Ulm nach Augsburg und München fahrender ICE neu täglich schon ab Stuttgart fährt, entfällt nachmittags in der Gegenrichtung ein nur montags bis donnerstags von München Ost über Augsburg nach Ulm fahrender ICE, "weil hierfür im zunehmend stärker frequentierten Bahnknoten München kein geeignetes Zeitfenster mehr frei ist", begründet die Bahn den Wegfall.
Im Abschnitt München – Nürnberg müsse aus Gründen der Fahrzeugverfügbarkeit ein via Augsburg verkehrender ICE-Zugteil zwischen München und Berlin entfallen, so die Bahn. Ankunft aus Berlin in Augsburg war bisher 14.43 Uhr, Abfahrt nach Berlin 13.12 Uhr.
Doch Bahnreisende müssen sich vermutlich auf mehr Unannehmlichkeiten einstellen und das nicht nur wegen der für das neue Jahr in Aussicht gestellten Streiks der GDL. "Die Sanierung des Schienennetzes geht auch 2024 unvermindert weiter, um für das weitere Verkehrswachstum besser gerüstet zu sein", bereitet die Bahn auf Baustellen vor, deretwegen "das Angebot auf einigen Verbindungen zeitweise" angepasst werden müsse. Umleitungen und Fahrplanänderungen seien bereits in den Fahrplan eingearbeitet – "oder werden anlassbezogen bekannt gegeben", so die Bahn.
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