Die Kriminalpolizei Augsburg und die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) in Bamberg haben eine Bande von Internet-Betrügern in der Republik Kosovo auffliegen lassen. Das Netzwerk soll in den vergangenen Jahren Anleger aus Deutschland und anderen Staaten um hohe Millionenbeträge betrogen haben.
Nach umfangreichen Ermittlungen gegen Mitglieder der Tätergruppe seien gemeinsam mit den kosovarischen Justiz- und Polizeibehörden am 26. November insgesamt 14 Objekte in Pristina und Ferizaj durchsucht worden. 20 Personen wurden vorläufig festgenommen.
Seit dem Frühjahr 2023 führt die Kriminalpolizei Augsburg unter Sachleitung der ZCB Ermittlungen wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges gegen eine international agierende Gruppe. Im Zuge der intensiven Ermittlungen sei es den Beamten nun gelungen, gemeinsam mit den kosovarischen Ermittlungsbehörden, zahlreiche Tatbeteiligte zu identifizieren und drei im Kosovo betriebene Callcenter zu lokalisieren, teilt das Polizeipräsidium Schwaben-Nord in einer gemeinsamen Erklärung mit dem ZCB mit.
Anleger aus ganz Bayern betroffen
Anlass der Ermittlungen waren demnach zahlreiche Strafanzeigen von betrogenen Anlegern aus ganz Bayern in den vergangenen Jahren. Die Anleger hatten zuvor teils hohe Summen auf vermeintlichen Trading-Plattformen im Internet investiert. Insbesondere zu Beginn der Geschäftsbeziehung wurden ihnen laut Polizei beträchtliche Gewinne wahrheitswidrig vorgespiegelt. Auch unter Einsatz simulierter, professionell wirkender Charts sei bei den Anlegern der Eindruck erweckt worden, durch weitere Investitionen den erzielten Gewinn noch um ein Vielfaches steigern zu können. „Tatsächlich wurden die investierten Gelder jedoch niemals angelegt, sondern wanderten ausnahmslos in die Taschen der Betrüger“, so die Ermittler.
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Die Tätergruppierung, gegen die sich die Razzia am 26. November richtete, soll nach den bisherigen Ermittlungen in ihrem Kern bereits seit spätestens 2017 bis in die jüngste Vergangenheit mehr als zwei Dutzend solcher betrügerischer Trading-Plattformen im Internet betrieben haben – zum Beispiel Banqoin, OptionFX, IQToro, ProToro, TradoFX.
Schaden im zweistelligen Millionenbereich
Der von der Tätergruppierung angerichtete Schaden ist laut Polizei erheblich. Derzeit lägen Anzeigen von etwa 350 Geschädigten aus Deutschland vor. Der bekannte Gesamtschaden liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Es ist allerdings von einem beträchtlichen Dunkelfeld und damit von einer Vielzahl weiterer Fälle auszugehen. Den höchsten Einzelschaden erlitt eine Anlegerin aus Nordrhein-Westfalen; sie wurde ab Mai 2020 binnen eines Zeitraums von neun Monaten um einen Betrag von knapp 1,9 Millionen Euro betrogen.
Die konzertierte Aktion gegen das Betrugsnetzwerk sei in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Republik Kosovo erfolgt, wo parallele Ermittlungen gegen die Beschuldigten geführt werden. An den Maßnahmen nahmen neben einer Staatsanwältin und einem Staatsanwalt der ZCB mehr als ein Dutzend Beamte des Polizeipräsidiums Schwaben Nord teil. Auch zwei IT-Forensiker aus Bayern leisteten Unterstützung. Auf kosovarischer Seite waren mehr als 120 Kräfte an dem Einsatz beteiligt.
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Die Beamten nahmen 20 Personen vorläufig fest. Zehn Personen wurden im weiteren Verlauf einem Ermittlungsrichter vorgeführt.
Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem drei in Betrieb befindliche Callcenter in Pristina und Ferizaj ausgehoben. Die Beamten stellten dort und in den elf durchsuchten Privatwohnungen Bargeld im niedrigen sechsstelligen Bereich, Mobiltelefone, PCs, Laptops, USB-Sticks, eine Schusswaffe sowie weitere Unterlagen sicher. Zudem froren die Ermittlungsbehörden sämtliche Konten der Beschuldigten ein. Außerdem wurden Immobilien der Beschuldigten und fünf Fahrzeuge der Oberklasse beschlagnahmt.
Die Ermittlungen der ZCB und der Kriminalpolizei Augsburg dauern an.
AZ
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