Sollte Deutschland den Zuschlag für die Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2029 erhalten, wird es in Augsburg keine Spiele geben. Die Stadt hat sich – in kleiner Runde im Gremium des Ältestenrats unter Ausschluss der Öffentlichkeit − gegen eine Bewerbung entschieden. Für dieses Vorgehen muss sich seither vor allem Oberbürgermeisterin Eva Weber einiges an Kritik anhören. Nun wehrt sich die OB gegen die Vorwürfe.
Sie trete dem Vorwurf, der politischen Debatte aus dem Weg zu gehen und eigenmächtig zu entscheiden, entschieden entgegen, sagt Weber. Die Argumente für und gegen eine Bewerbung als Austragungsort seien intensiv im Ältestenrat der Stadt Augsburg diskutiert worden.
Weber weist Vorwurf als „absurd“ zurück
„Der Ältestenrat ist ein vom Stadtrat beschlossenes und in der Geschäftsordnung der städtischen Kollegien festgeschriebenes Beratungsgremium“, betont Weber. Neben der CSU-Politikerin sind im Ältestenrat ihre beiden Bürgermeister-Stellvertreter Martina Wild (Grüne) und Bernd Kränzle (CSU) sowie die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen vertreten. „Hier von Mauschelei zu sprechen, irritiert doch sehr“, sagt Weber.
Auch von „Hinterzimmerpolitik“ oder „Entscheidung am Stadtrat vorbei“ könne keine Rede sein, zumal von Personen, die dem Ältestenrat angehören – womit Weber vor allem den SPD-Fraktionsvorsitzenden Florian Freund meinen dürfte, der sich seit geraumer Zeit als härtester Kritiker der Oberbürgermeisterin präsentiert. „Wer meint, mich diffamieren und verbal auf eine Stufe mit denjenigen stellen zu müssen, die unserer Demokratie tatsächlich schaden, schadet am Schluss dem demokratischen Miteinander und damit allen“, hält die Oberbürgermeisterin dagegen. Ihr anti-demokratisches Verhalten vorzuwerfen sei „absurd“.
„Unbequemen Tatsachen ins Gesicht schauen“
Natürlich wäre Augsburg gerne Austragungsort eines internationalen Sportevents gewesen, führt die OB ferner aus. „Dass wir das können, hat zuletzt die Kanu WM 2022 gezeigt.“ Die Ablehnung einer Interessensbekundung für die EM 2029 habe jedoch „gute Gründe“. Weber verweist auf die finanzielle Situation der Stadt. „Nach den Erfahrungen mit der Frauen-Fußball WM 2011 wissen wir, dass die finanziellen Lasten – bereits damals rund vier Millionen Euro – vollständig durch die Stadt zu tragen sind. Im Hinblick auf die Haushaltslage zeugt es von Verantwortungsbewusstsein, so schwer es auch fällt, von Anfang an keine Erwartungshaltung zu wecken.“ Und weiter: „Landauf, landab wird von Politikerinnen und Politikern Ehrlichkeit eingefordert. Ehrlichkeit bedeutet aber gerade, unbequemen Tatsachen ins Gesicht zu schauen und keine Versprechungen zu machen, bei denen von Anfang an feststeht, dass sie nicht einlösbar sind.“ Vielmehr sei es Aufgabe der Stadt, die Strukturen vor Ort, sei es in den Sportvereinen oder auch bei der Verbesserung der Sportinfrastruktur, zu stärken und zukunftsfest zu machen.
An ihre Kritiker gewandt sagt Weber, es sei absolut legitim, eine Entscheidung zu kritisieren. „Unzufriedenheit über das Verfahren oder dessen Ergebnis jedoch mit dem Vorwurf fehlendes Demokratieverständnis zu überziehen, ist ebenso unsachlich wie unangemessen.“
AZ
Artikel kommentieren