Fusioniert der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) bereits in weniger als eineinhalb Jahren mit dem Münchner Verkehrsverbund (MVV)? Der Augsburger Landrat Martin Sailer ging am Wochenende mit entsprechenden Plänen an die Öffentlichkeit. Nach dem Vorstoß gibt es Spekulationen, denn noch sind viele Fragen ungeklärt. Nun hat sich Sailer, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des AVV ist, in einer Pressemitteilung erklärt und versucht, seine Aussagen zu einer möglichen Fusion zu präzisieren.
In den vergangenen Wochen sei er „von verschiedenen Seiten auf die kursierenden Gerüchte bezüglich einer möglichen Eingliederung des AVV in den MVV angesprochen“ worden, heißt es in der Erklärung. Um Mutmaßungen vorzubeugen, sei er an die Öffentlichkeit getreten. „Ich hatte seit mehreren Monaten den Auftrag der Gesellschafter und des Aufsichtsrats des AVV, die Chancen eines möglichen Zusammenschlusses von AVV und MVV zu prüfen“, berichtet Sailer. Aus diesem Grund führte der Aufsichtsratsvorsitzende unter anderem sondierende Vorgespräche auf Verwaltungsebene im Verkehrsministerium, aber auch mit dem Bayerischen Verkehrsminister, Christian Bernreiter, und mit Gesellschaftern des MVV.
Die Resonanz sei von allen Seiten „so positiv, dass inzwischen auch die Mitarbeitenden von AVV und MVV über die ergebnisoffenen Gespräche im Zusammenhang mit einer möglichen Zusammenführung der beiden Verkehrsverbünde informiert wurden“, so Sailer.
Sailer hofft auf finanzielle Unterstützung des Freistaats
In einer Arbeitsgruppe soll nun bis Herbst unter anderem geprüft werden, welche finanziellen Folgen sich aus einem Zusammenschluss für alle Beteiligten ergeben würden. „Wenn uns die Ergebnisse vorliegen, werden wir mit dem Freistaat in vertiefenden Gesprächen klären müssen, ob und in welchem Umfang dieser unter Umständen dazu bereit wäre, die sogenannten Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste zu übernehmen“, sagt Sailer. „Ich hoffe sehr, dass wir hier einen gemeinsamen Weg finden können. Allerdings befinden wir uns, was die Klärung dieser Fragestellungen angeht, noch im Anfangsstadium.“
Über die Finanzierung hinaus müssten in den kommenden Monaten verschiedene rechtliche Fragen, Verträge, Inhalte und Produkte beider Verbünde auf den Prüfstand gestellt werden, so Sailer weiter. Erst wenn alle offenen Fragen geklärt seien, werde sich zeigen, „ob vertiefende Gespräche mit dem Ziel eines gemeinsamen Aufgabenträgerverbunds tatsächlich den gewünschten Mehrwert bringen“. Da sich AVV und MVV allerdings rechtlich durchaus gleichen und sehr ähnliche Interessen verfolgen, sehe er „durchaus viel Potenzial“, resümiert der AVV-Aufsichtsratsvorsitzende.
Auch die MVV-Gesellschafter unterstützen „eine enge Zusammenarbeit in allen Varianten zwischen AVV und MVV. Wir als MVV GmbH stehen dem natürlich offen und positiv gegenüber“, teilt der Münchner Verkehrsverbund mit.
Ziel ist ein gemeinsamer Verkehrsverbund bis Dezember 2025
Wie Sailer weiter ausführt, müssen unabhängig davon freilich die politischen Gremien, die Kreistage der Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen, der Stadtrat der Stadt Augsburg, der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung mit ins Boot geholt werden, betont der AVV-Aufsichtsratsvorsitzende. Er gehe allerdings davon aus, dass die Planungen in der breiten Mehrheit Zustimmung finden werden. „Wenn alles passt, ist es unser Ziel, dass der gemeinsame Verkehrsverbund bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 steht.“
jaf
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