Die Arbeiten an der Straßenbahnhaltestelle im Tunnel unter dem Augsburger Hauptbahnhof gehen voran. Am Montag ist ein erstes Schienenfahrzeug in den Tunnel und die Haltestelle gefahren.
Die Einfahrt des Schleifwagens habe im Rahmen der Tests und technischen Abnahme für die Oberleitungen stattgefunden, teilen die Stadtwerke mit. „Wir arbeiten zusammen mit den Firmen und den Behörden mit Hochdruck an der Fertigstellung der Haltestelle, haben aber die kommenden zwei bis zweieinhalb Jahre auch noch große Aufgaben vor uns“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Nauerz.
Als die erste Straßenbahn in die Haltestelle im zweiten Untergeschoss des Augsburger Hauptbahnhofs einfuhr, sei es für die Ingenieure der Stadtwerke und die beteiligten Firmen ein großer Moment gewesen. Dabei beförderte der Schienenschleifwagen freilich noch keine Fahrgäste. Tatsächlich handelte es sich um einen Test der Fahrleitungsanlage im Tunnelbereich, mit der die Straßenbahn mit Strom versorgt wird. Auch sollte die Anlage durch die Genehmigungsbehörde abgenommen werden, so die Stadtwerke.
Zahlreiche Arbeiten stehen noch aus
In zwei bis zweieinhalb Jahren soll die Haltestelle dann in Betrieb gehen und von Straßenbahnen mit Fahrgästen genutzt werden können. Bis dahin stehen laut Stadtwerke noch etliche Arbeiten an. Es gehe vor allem um die Elektroinstallation, aber auch die Schulungen des Fahrpersonals. Die Verkabelung und Installation der Sprechanlagen, der Fahrgastinformation sowie die elektrotechnischen Einrichtungen für den Fahrbetrieb oder die Brandmeldeanlage müssen noch erfolgen. Ebenso der sogenannte Behördenfunk für Polizei und Rettungskräfte, der in dem Tunnel ganz besondere Vorgaben und Auflagen erfüllen muss. Nach und nach sollen auch die jeweils fertiggestellten Bauabschnitte von der Genehmigungsbehörde zugelassen werden.
Als einen „großen Meilenstein“ kündigen die Stadtwerke für Ende 2025 die Inbetriebnahme der Entrauchungsanlage an.Im ersten Halbjahr 2026 werde dann mit den Test- und Schulungsfahrten für das Fahrpersonal begonnen. Schließlich sei das Fahren in einem Tunnel ganz anderen Gesetzmäßigkeiten unterworfen wie die Straßenbahnfahrten an der Oberfläche. Und dafür müssen alle 400 Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer zumindest einmal in den Tunnel eingefahren sein. Das muss sowohl mit den Dienstplänen als auch mit der Verfügbarkeit der Straßenbahnfahrzeuge koordiniert werden. „Diese Schulungen sind aus Sicherheitsgründen zwingend erforderlich“, betonen die Stadtwerke.
Die Corona-Pandemie, Lieferengpässe vor allem bei elektronischen Anlagen und Spezialkabeln sowie die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Baubranche hätten den ursprünglichen Zeitplan für die Fertigstellung der Tunnelhaltestelle unmöglich gemacht. Teilweise seien Firmen abgesprungen, es mussten neue Firmen gefunden oder mit bestehenden Firmen neu verhandelt werden, weil die Ausschreibungen und Vergaben lange vor dem Ukraine-Krieg mit seinen gravierenden Auswirkungen auf Bau- und Materialkosten lagen. „Nachdem das Projekt über Monate gestockt hatte, haben wir seit Anfang Dezember mit den beteiligten Firmen und den Behörden einen neuen Zeitplan erarbeitet“, freut sich Rainer Nauerz. Ein neuer voraussichtlicher Fertigstellungstermin konnte bereits Anfang November genannt werden.
Mit der Eröffnung der Straßenbahnhaltestelle voraussichtlich Ende 2026 / Mitte 2027 soll das Umsteigen vom Fern- und Regionalverkehr der Bahn auf den Nahverkehr der Straßenbahnen der Stadtwerke barrierefrei und auf kurzen Wegen möglich sein.
AZ
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