Die umgebaute ehemalige Hauptpost in Augsburg hat erneut einen Architekturpreis gewonnen: Den Deutschen Fassadenpreis 2024, im Bereich „Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF)“, also für mehrschalige Außenwandkonstruktionen mit nichttragender Fassadenbekleidung.
Die Grottenau wurde von Knoche Architekten und Michael Schmid Architekten im Auftrag der Stadt Augsburg umgebaut. Das Team gewann den Preis in der Kategorie „Bauen im Bestand“. Insgesamt gab es fünf Auszeichnungen in vier Kategorien.
Die Architekten hätten im Zuge des Umbaus mit Kontrasten gespielt, so die Jury in ihrer Begründung. „Dem bestehenden steinernen Baukörper wird ein leichter metallischer Dachaufbau entgegengesetzt, welcher sich geometrisch auf Höhe der ehemaligen Traufe klar vom Bestand absetzt und in seiner Charakteristik deutlich die Trennung zwischen Alt und Neu markiert“, heißt es ferner.
Aluminiumschaumplatten: Besonderes Material im Einsatz
Im Kontext des Bauens im Bestand setze „der innovative Einsatz des Materials in Verbindung mit seiner Wiederverwertbarkeit und damit Wandelbarkeit einen starken Standpunkt für eine zukunftsweisende und nachhaltige Architektur“. Gerade der Einsatz des besonderen Materials mit Aluminiumschaumplatten erregte Aufmerksamkeit, denn der speziell für dieses Bauvorhaben zugelassene Aluminiumschaum sei auch in der Fachwelt noch recht unbekannt, beschreibt die Stadt Augsburg.
Mit den Aluminiumschaumplatten werde „ein besonderer Anblick geschaffen, der abhängig vom Lichteinfall eine abwechslungsreiche strukturelle Tiefe erzeugt“. Das besondere Material vermittle „zwischen der Geschichte des Baus und den neuen Nutzungen, zwischen Tradition und Zukunft“, heißt es von der Wettbewerbs-Jury.
1909 wurde die Grottenau von Regierungsrat Hans Wicklein errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das ehemalige charakteristische Dach zerstört und an dessen Stelle 1971 durch eine flache Aufstockung ersetzt. Der stetig sinkende Raumbedarf der Nutzungen für Post und Telekommunikation ließ im Laufe der Zeit große Teile des Baus leer stehen.
Grottenau: Von der Post zum Bildungshaus
Nachdem die Stadt Augsburg das Gebäude erworben und den Entschluss zur Wiederbelebung des Quartiers gefasst hatte, begannen im Juni 2017 Sanierung und Umbau.
2020 bezogen das Amt für Kinder, Jugend und Familie und der städtische Ordnungsdienst die ersten Büros. Später folgten das „Leopold Mozart College of Music (LMC)“ mit Übungsräumen und einem neu errichteten Konzertsaal sowie die Schulpsychologische Beratung des Staatlichen Schulamts und die städtische Bildungsberatung.
Augsburgs zweite Bürgermeisterin und Bildungsreferentin Martina Wild fasst zusammen: „Die Grottenau ist nicht nur ein Ort des Arbeitens, der Musik, der Bildung und der Begegnung, sondern auch ein Beispiel wie Design und Funktion Hand in Hand gehen können.“
AZ
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