Fast alle Arbeitsplätze werden erhalten
Tradition seit 1577: Brauerei Hutthurm wird verkauft an eine Augsburger Weinkellerei

03.09.2024 | Stand 03.09.2024, 9:08 Uhr |

110 Jahre befand sich die Brauerei Hutthurm im Eigentum der Raiffeisenbank-Nord. Zuletzt war der Bierverkauf rückläufig, die Raiffeisenbank suchte nach einem „strategischen Partner“. Zum 1. Januar 2025 soll nun die Augsburger Weinkellerei übernehmen. − Foto: Helga Wiedenbein

Die Brauerei Hutthurm soll von einer Weinkellerei aus dem Raum Augsburg übernommen werden. Derzeit befindet sich der Brauerei-Eigentümer, die Raiffeisenbank im Landkreis Passau-Nord eG, in Verkaufsgesprächen mit dem Familienunternehmen Kunzmann aus Dasing, das Wein, Glühwein, Mineralwasser, Limonaden und Säfte herstellt. Das teilen Raiffeisenbank und Weinkellerei am Montag mit.



Bereits seit Wochen gab es Gerüchte, dass die Brauerei Hutthurm verkauft werden soll, als möglicher Käufer war laut PNP-Informationen auch die Löwenbrauerei Passau im Gespräch. Nun sind die Gespräche mit der Weinkellerei aus Dasing so weit fortgeschritten, dass die Raiffeisenbank erstmals Stellung dazu nimmt. Der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank im Landkreis Passau-Nord eG, Christian Kern, und sein Vorstandskollege Matthias Bloch erklären: „Für die Raiffeisenbank und die gesamte Region ist der geplante Kauf des Geschäftsbereiches Brauerei Hutthurm durch die Unternehmensgruppe Kunzmann ein Glücksfall. Für uns ist zum einen der Erhalt nahezu aller Arbeitsplätze am Standort Hutthurm sowie der Zweigniederlassung in Österreich und zum anderen das Fortführen der langjährigen Brautradition das Allerwichtigste. Bei Kunzmann wird die Brauerei Hutthurm in sehr guten Händen sein und hat wieder eine gesicherte Zukunft.“ Auch das Depot in Österreich soll übernommen werden, der Heimservice der Brauerei Hutthurm soll beibehalten werden.

Rückläufiger Bierkonsum



Die Raiffeisenbank im Landkreis Passau- Nord eG mit Sitz in Tiefenbach hatte die traditionsreiche Brauerei, die es seit 1577 gibt, im Jahr 1914 übernommen. Zu Ende 2023 waren laut Raiffeisenbank 66 Mitarbeitende in der Brauerei beschäftigt, die einen Jahresumsatz von zuletzt ca. 7,4 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Der Gesamtausstoß betrug ca. 65000 Hektoliter, hergestellt wurden Biere, Limonaden und Quellwasser. Angesichts des rückläufigen Bierkonsums jedoch war die Raiffeisenbank auf der Suche nach einem „strategischen Partner“, um die Kapazitätsauslastung zu verbessern und dem Unternehmen mit seinen Mitarbeitern neue Perspektiven zu geben. Die stärkste Absatzgruppe war zuletzt nach wie vor der Heimdienst, gefolgt vom Gastronomie- und dem Verlegergeschäft.

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Für das Unternehmen Kunzmann aus Dasing passt die Erweiterung gerade sehr gut: Wie das Unternehmen mitteilt, hatte die positive Geschäftsentwicklung der Kunzmann Unternehmensgruppe mit knapp 100 Mitarbeitern zu einer Vollauslastung der Mehrwegabfüllung am Heimatstandort Dasing geführt. Die Ausweitung der Kapazitäten mit einem zweiten Produktions- und Logistikstandort wirkt Lieferengpässen vor und eröffnet neue Perspektiven, hofft man nun. Geschäftsführender Gesellschafter Jürgen Kunzmann sagt: „Mit der geplanten Übernahme im Januar 2025 wollen wir die langfristige Zukunft des Brauerei-Standorts Hutthurm sichern und eine Win-win-Situation schaffen. Da wir mit unseren Qualitätsprodukten an unserem Heimatstandort dynamisch wachsen, wollen wir Abfüllkapazitäten in den Landkreis Passau verlagern und zudem dank eines größeren Vertriebsgebietes den Hutthurmer Bierausstoß steigern.“ Kunzmann-Geschäftsführer Guido Grebe ergänzt: „Wir möchten unseren Kunden und Mitarbeitern das Signal geben: Kunzmann ist ein verlässlicher Partner und stellt die Weichen für die Zukunft.“

Kunzmann: „Bedeutendes neues Kapitel in Familien- und Unternehmensgeschichte“



Natalie Kunzmann, geschäftsführende Gesellschafterin, erklärt: „Ich freue mich sehr auf die geplante Übernahme und die hervorragenden neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hutthurm. In den bisherigen Gesprächen haben wir gespürt, dass beide Seiten gemeinsam in die Zukunft gehen wollen und die Win-win-Perspektive alle überzeugt. Für uns ist diese generationenübergreifende Entscheidung ein bedeutendes neues Kapitel in unserer Familien- und Unternehmensgeschichte.“

Die Weinkellerei Kunzmann wurde 1956 von Rudolf Kunzmann in Augsburg als Deutschlands erste Glühweinkellerei gegründet. Mittlerweile arbeiten 93 Mitarbeiter am Standort Dasing und füllen in zwei Betrieben jährlich rund 55 Millionen Mehrweg- und acht Millionen Einweggetränke ab. Das Sortiment besteht aus Glühweinen, italienischen Weinen, Winzerschorlen, Fruchtseccos, Mineralwasser, Limonaden und Säften. Geführt wird das Unternehmen von den geschäftsführenden Gesellschaftern Natalie und Jürgen Kunzmann sowie Geschäftsführer Guido Grebe. Mit Nicolas Kunzmann ist auch bereits die nächste Generation im Betrieb aktiv.

− red/san

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