Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Feiertage wie in Augsburg. Während man aus dem Umland etwas neidisch hinüber in die Friedensstadt blickt, in der am 8. August nicht gearbeitet werden muss, steckt im Kulturprogramm des Hohen Friedensfests jede Menge Arbeit aller Beteiligten.
Am 8. August selbst kommen Jahr für Jahr unzählige Menschen auf dem Rathausplatz zusammen, um an der großen Friedenstafel Platz zu nehmen. Seit 1950 ist das Augsburger Hohe Friedensfest ein offizieller Feiertag. Der Ursprung lag damals 300 Jahre zurück: 1650 feierten die protestantischen Christen nach dem Dreißigjährigen Krieg die wiedererlangte konfessionelle Gleichstellung. In der Folge wurde der Festtag alljährlich begangen. Aus dieser Tradition leitet sich auch das heutige Selbstverständnis Augsburgs als Friedensstadt ab: Niemand soll mehr aufgrund seiner Religion oder Herkunft diskriminiert werden.
Friedensfest ist immaterielles Kulturerbe der Unesco
Seit dem 20. Juli läuft das Rahmenprogramm, das heuer unter dem Titel „Demokratie“ steht. Das Augsburger Friedensbüro, zahlreiche Vereine, zivilgesellschaftliche Initiativen und die verschiedenen Religionsgemeinschaften in Augsburg haben das Kulturprogramm erarbeitet und veranstalten insgesamt 50 Podiumsgespräche, Lesungen, Ausstellungen, Poetry Slams, Theateraufführungen und mehr. Die Demokratie sei „alle Anstrengung und Geduld wert“, betont die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber. „Denn die Demokratie ist die einzige Staatsform, die die Würde, Freiheit und Gleichberechtigung jeder und jedes Einzelnen garantiert.“
2018 wurde das Friedensfest in das bundesweite Verzeichnis der Unesco für Immaterielles Kulturerbe als „kulturelle Ausdrucksform“ aufgenommen. Die Unesco-Kommission würdigte damit eine Jahrhunderte alte Tradition, die identitätsstiftend für die Augsburgerinnen und Augsburger wirkt und bis heute von einem breiten zivilgesellschaftlichen Engagement getragen wird.
Am Vorabend des Hohen Friedensfests findet am Mittwoch um 20 Uhr auf der Freilichtbühne am Roten Tor das Konzert „Three Letters from Sarajevo“ von Goran Bregovi und seiner Band statt. Die „Three Letters“ sind eine Hommage des Musikers an seine Heimat Bosnien und sollen an die ehemals friedfertige Koexistenz der drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Islam und Christentum erinnern.
Kinderfriedensfest im Zoo und Botanischen Garten
Bereits um 19 Uhr lädt am Mittwoch der Runde Tisch der Religionen zum multireligiösen Friedensgebet „Punkt7“ auf den Augsburger Rathausplatz ein. Um 21Uhr gibt es in der Barfüßerkirche den „Demokratie Chor“ zu hören.
Neben der großen Friedenstafel auf dem Rathausplatz ist das Kinderfriedensfest eine weitere Tradition am 8. August. Es findet seit über 370Jahren statt und öffnet heuer von 12 bis 17 Uhr seine Tore. Alle Kinder und ihre Familien sind eingeladen, in den Botanischen Garten, in den Zoo und in das Umweltbildungszentrum zu kommen, um gemeinsam zu feiern. Bei rund 50 Mitmachangeboten können sich die jungen Besucherinnen und Besucher spielerisch mit den Themen „Frieden“ und „Demokratie“ auseinandersetzen.
Das Konzert der Jungen Philharmonie Augsburg in der St. Anna Kirche ist der Abschluss des Festprogramms.
AZ
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