Ein Hybridfilm sei sein neustes Werk, sagt der Dinkelscherber Filmproduzent Michael Kalb. „Shahid“, so der Titel, feierte Anfang August in Augsburg Kinopremiere, nachdem der Film zuerst bei der Berlinale gezeigt und mit zwei Preisen ausgezeichnet worden war. Der Film arbeite mit dokumentarischen und fiktiven Elementen, „dadurch lässt er sich nicht in ein gängiges Genre einordnen, was das Projekt für unser Team so spannend macht“, erklärt Kalb.
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Narges Shahid Kalhor, die aus Teheran stammt und in München lebt, befasst sich in „Shahid“ mit ihrer eigenen Geschichte. Erzählt wird von einer Filmemacherin, die aus ihrem Nachnamen den Bestandteil Shahid, auf Deutsch Märtyrer, entfernen lassen will. Narges Shahid Kalhor, im Film dargestellt von Baharak Abdolifard, verzweifelt nicht nur an der deutschen Bürokratie, sondern wird auch von den Schatten der Vergangenheit ihrer Familie verfolgt.
Der Urgroßvater starb als Märtyrer
Ihr Urgroßvater, ein Mullah, der als Märtyrer starb, begleitet Kalhor mit seinen Mitstreitern und will sie von ihrem Plan abbringen, Shahid aus dem Namen zu streichen, denn der Geist des Urgroßvaters hält sich selbst für einen Helden. Sein Märtyrertod bescherte seinen Nachkommen den Namen Shahid.
Kalhor zieht zum einen in den Kampf gegen die eigene Vergangenheit, und somit auch gegen die Tradition einer patriarchalen Kultur, zum anderen kämpft sie gegen die Bürokratie. Es gehe um „die Sehnsucht nach der Gestaltung einer neuen Zukunft“, erklärt die Regisseurin. „Wenn ich mir die Menschen in meiner Umgebung und viele Bewegungen weltweit anschaue, erkenne ich ein Bedürfnis, vor allem unter den jüngeren Generationen, einen großen Wandel auf den Weg zu bringen“, sagt Kalhor.
Ihr Film sei ein politisches Drama und gleichzeitig eine verzweifelte Komödie. Es geht um historische Helden, heutige Verbrecher und wie moderne Frauen damit umgehen. „Shahid“ sei ein persönlicher Film, der alle möglichen radikalen Ideologien in Frage stelle – und sich dabei selbst nicht immer ganz ernst nehme. Die Ebenen des Films vermischen sich und Regisseurin und Schauspielerin geraten in einen Konflikt. Während der Film formal zwischen Dokumentation, Fiktion, Theater und Musical wechselt, scheitern die Protagonisten: Die Regisseurin an der Bürokratie, die Schauspielerin an den Anforderungen der Regisseurin, der Urgroßvater am Willen der Enkelin.
Gedreht wurde zwischen April und Juni 2023 in Augsburg, München, Grünwald und Wiesbaden. Am 16.Februar 2024 feierte „Shahid“ auf der Berlinale Weltpremiere. Der Film ist aktuell im Augsburg Liliom-Kino zu sehen.
jaf
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