Eine Szene auf den Bildern im Augsburger Haus St. Ulrich zeigt KZ-Häftlinge bei ihrer demütigenden Ankunft. Die Wachsoldaten schleudern ihnen Worte entgegen wie „Abschaum“ und „Aus dem Lager geht es nur durch den Schornstein“. Wie Illustrator Professor Volker Schlecht in der Führung durch die Ausstellung erläuterte, sind alle diese Aussprüche historisch dokumentiert.
Die Ausstellung mit Bildern der „Graphic Documentary“ über das Leben und Sterben des Pallottinerpaters Richard Henkes im Haus St. Ulrich ist vor Kurzem eröffnet worden. Sie kam nach Stationen in Rom, Prag, Brünn und Frankfurt nun nach Augsburg, also auch ganz in die Nähe der Pallottiner-Zentrale in Friedberg.
Über 80 Besucherinnen und Besucher kamen zur Vernissage ins Haus St. Ulrich. Frederic-Joachim Kaminski, Leiter des Akademischen Forums in Augsburg, der die Veranstaltung zusammen mit dem Schulreferat der Diözese Augsburg und der Ackermann-Gemeinde organisierte, begrüßte neben Professor Volker Schlecht, der mit Professorin Alexandra Kardinar die Ausstellung entwickelt hat, auch den Kurator Martin Ramb, Leiter der Religionspädagogik- und Medienabteilung im Bistum Limburg. Es seien Sätze von Henkes wie „Einer muss doch die Wahrheit sagen und so handeln wie ich es selbst gelehrt habe“, die Kaminski beeindruckt hätten, erzählte er. Henkes habe Reden und Handeln zusammengebracht. Er habe im KZ sein Gottvertrauen nicht verloren.
Pater Henkes kämpfte gegen das Nazi-Regime
In seinem Grußwort betonte der Bischof von Ostrau-Troppau in Tschechien, Martin David, dass Henkes durch seine Sorge um tschechische Gefangene im KZ die Versöhnungsarbeit vorweggenommen habe.
Die Geschichte der Graphic Novel hat Volker Schlecht, der Professor für Gestalten und Zeichnen an der Hochschule Anhalt in Dessau ist, in eine Rahmenhandlung gepackt, in der sich in den 1960er-Jahren ein ehemaliger Sanitätssoldat mit seiner Frau über die Auschwitz-Prozesse unterhält und so auf das KZ Dachau zu sprechen kommt. „Auf diese Weise werden die dokumentarischen Szenen in fiktive Handlungen eingebettet, die den Zugang erleichtern sollen“, erklärte er.
Schlecht habe dazu auch vieles gelesen, zum Beispiel die erhaltenen Briefe Henkes. Gerade die Stellen, die seine Zweifel deutlich machten, hätten ihn „sehr berührt“, berichtete er. Und Martin Ramb ergänzte, dass Henkes auch als Brückenbauer zwischen Deutschen und Tschechen gelte und daher die Novel auch ins Tschechische übersetzt wurde. „Er hätte alles nicht tun müssen“, habe eine Zeitzeugin einmal über Henkes gesagt, so Ramb. „Er hat es freiwillig gemacht.“ Die Ausstellung ist noch bis 25. November zu sehen.
AZ
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