Pfaffenhofen
Gefährlicher Virus auch in Tierherberge

Pfaffenhofener Verein zieht Reißleine: Ab sofort gilt ein absoluter Aufnahmestopp für Katzen

14.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:37 Uhr
Starker Schnupfen, massiv entzündete und verklebte Augen und extrem starker Nasenschleim sind häufig Indikatoren, dass eine Infektion vorliegt. −Foto: Tierschutzverein/Ehrenreich

Pfaffenhofen (PK) In vielen Teilen Bayerns kursiert aktuell eine besonders aggressive Variante des Katzenschnupfen-Erregers. Neben vielen anderen Tierheimen ist seit Anfang dieser Woche auch die Herberge in Pfaffenhofen betroffen. Es sind erste Fälle des hoch ansteckenden Virus aufgetreten. Man habe die Reißleine ziehen müssen, teilte nun der Verein mit: Bis auf Weiteres herrscht dort für Katzen absoluter Aufnahmestopp.

Bereits Ende vergangener Woche war die Quarantäne-Station an der Kapazitätsgrenze, so der Tierschutzverein. Rund 40 kleine Tiger wurden routinemäßig beherbergt, die meisten etwa sechs Wochen alt. Das sind laut den Tierschützern so viele wie niemals zuvor. Gleichzeitig seien die sogenannten Herbst-Kätzchen später dran als je zuvor. "Normalerweise kommen die im August oder September auf die Welt. Jetzt haben wir Mitte November", sagt eine Mitarbeiterin. Möglich, dass es am zu warmen Herbst liege. "Aber wir machen jetzt keine Ursachenforschung, sondern versuchen zu helfen - soweit es geht."

Anfang dieser Woche kam ein zweites Problem dazu, und das liegt den Tierschützern mindestens so schwer im Magen wie die bloße Anzahl der Mini-Tiger. "Katzenschnupfen", und zwar in sehr aggressiver Form, diagnostizierte Christine Preyß, Tierärztin des Vereins. "Ihr könnt ab sofort keine Katzen mehr aufnehmen." Sehr aggressiv bedeutet: tödlich. Jedenfalls dann, wenn die Katze nicht routinemäßig bereits geimpft ist, oder sofort geimpft wird. "Es kann schnell gehen. Grausam schnell. Manchmal nur Stunden", berichtet eine Mitarbeiterin. "Die Katzen sehen eben noch völlig normal aus, spielen, fressen. Plötzlich werden sie apathisch, fressen nicht mehr, erbrechen sich, kriegen hohes Fieber." Durch Erbrechen und Fieber dehydrierten sie schnell, das führe zu Organversagen. Und dieses wiederum um Tod. "Wir stehen daneben, können leider nichts tun bei Tieren, die massiv infiziert sind."

"Derzeit lassen wir alle Neuankömmlinge mit einem speziellen Impfstoff notimpfen", berichtet Manuela Braunmüller, die Vorsitzende des Tierschutzvereins. "Dann hoffen wir." Die Seuche ist weder regional begrenzt, noch ist sie hausgemacht: "Egal, wo wir nachfragen, bei Kollegen im Fränkischen, in Niederbayern oder bei uns in der Umgebung, die Antwort ist meist gleich: "Wir würden Euch gerne einen Teil der Tiere abnehmen. Aber auch wir haben das Virusproblem und sind voll bis unters Dach." Lediglich das Tierheim in Freising konnte spontan anbieten, einige der Tiere aus Pfaffenhofen zu übernehmen. Wann auch die Freisinger an ihre Grenzen kommen, ist allerdings unklar.

Was tun, wenn die eigene Katze betroffen ist? Die Pfaffenhofener Tierschützer legen Katzenbesitzern folgende Punkte ans Herz:

Zunächst im Impfpass überprüfen, ob die Katze gegen Katzenschnupfen geimpft ist. Falls nein: Möglichst schnell nachholen, ganz besonders wichtig bei Freigänger-Katzen. Zwar schütze diese Impfung nicht absolut sicher vor Ansteckung (so wenig, wie ein Grippeschutz zu hundert Prozent verhindern kann, dass ein geimpfter Mensch sich nicht doch eine Grippe einfängt). Allerdings sei die Ansteckungsgefahr erheblich niedriger und wenn doch eine Erkrankung auftritt, sind die Auswirkungen deutlich schwächer als bei nicht geimpften Tieren.

Auch reine Wohnungskatzen können sich an dem Virus infizieren: über den Menschen. Das Virus ist auf vielen Wegen übertragbar, das könne dazu führen, dass Menschen die Seuche einschleppen - und dann sogar eine Hauskatze erkrankt. "Deshalb sollte immer gelten: Jeder, der von draußen reinkommt, muss die Straßenschuhe ausziehen und sich die Hände gründlich waschen. Erst dann wird die Katze gestreichelt."

Die Krankheit ist weder für Menschen noch für andere Haustiere ansteckend. Sehr wohl allerdings kann ein Mensch das Virus unbewusst aufnehmen und so die Krankheit von einer Katze auf eine andere übertragen.

Bringen Sie Katzen bis auf weiteres keinesfalls ohne vorherige Rücksprache mit dem Tierschutzverein in die Herberge, egal ob infiziert oder nicht. Die Tierherberge kann und wird sie definitiv nicht sofort aufnehmen. Vereinbaren Sie stattdessen einen Beratungstermin. In besonders dringenden Fällen könne man möglicherweise - ohne Garantie - behilflich sein, ein anderes Tierheim zu finden, das zufällig ein Plätzchen frei hat. Manuela Braunmüller: "Auch dabei kann die Situation sich allerdings von einer Stunde zur nächsten ändern."