Panzer-Liebhaber wird nicht ausgeliefert

25.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Das "Corpus Delicti": Diesen Panzer hatte das Sammlerduo im Dezember 2007 gerade zur Besichtigung ausgegraben, als sie festgenommen wurden.

Pfaffenhofen (PK) "Gott sei Dank ist dieser Schmarrn vorbei, ein für alle Mal": Thomas Gmeiner, dem seine Leidenschaft für alte Wehrmachtspanzer fast zum Verhängnis geworden wäre, ist sehr erleichtert, dass das Oberlandesgericht (OLG) jetzt gegen seine Auslieferung nach Bulgarien entschieden hat.

"Der hinreichende Tatverdacht hat sich nicht bestätigt", so fasst Gmeiner das OLG-Urteil zusammen. Auch sein Anwalt Franz E. Kobinger zeigte sich gegenüber dem Pfaffenhofener Kurier erleichtert: "Wegen einer Bagatelle für Jahre nach Bulgarien verfrachtet zu werden, ist damit nicht zulässig. Das Urteil gibt einem den Glauben an den Rechtsstaat wieder."

Die bulgarischen Justizbehörden hatten gegen Gmeiner und seinen Aichacher Sammlerfreund Matthäus Mair (67) einen europäischen Haftbefehl erwirkt: Beide sollten in dem osteuropäischen Land vor ein Militärgericht gestellt werden. Sie hätten angeblich Panzer und Panzerteile gestohlen und außer Landes geschafft, so der Vorwurf.

Seit dem 22. April saß Gmeiner deshalb in Stadelheim in Auslieferungshaft: "In einer Fünfmannzelle, zusammen mit einem Millionendieb und einem Politiker" – ein FDP-Mann aus den neuen Bundesländern, der in Untersuchungshaft saß. Einen Tag später wurde auch sein Freund Mair verhaftet. Seinen 37. Geburtstag musste der Uttenhofener mit den Zellengenossen feiern: "Wir haben uns eine Tafel Schokolade geteilt." Noch nicht einmal seine Frau Ina durfte ihn an diesem Tag besuchen.

Nach zwei Monaten Haft hat der 1. Strafsenat des OLG München jetzt die Auslieferungshaftbefehle gegen Gmeiner und Mair aufgehoben und die Auslieferung der beiden "Panzerknacker" an die bulgarischen Behörden für unzulässig erklärt. Zur Begründung wird laut Pressestelle des OLG im Wesentlichen ausgeführt, "dass der Senat auf Grund der nicht widerlegbaren Angaben der Verfolgten unüberwindliche Zweifel am Tatverdacht, nämlich am Vorliegen eines Diebstahlsvorsatzes, hatte". Die Entscheidung des Senats ist rechtskräftig. Laut OLG-Sprecherin Margarete Nötzel könnten die bulgarischen Behörden zwar grundsätzlich ein erneutes Ersuchen um Auslieferung stellen, "nach der allgemeinen Erfahrung wäre dies aber eher ungewöhnlich".

"Wir sind überglücklich, das war schon eine Zitterpartie", sagt Ina Gmeiner über den glücklichen Ausgang des "Nervenkriegs" der vergangenen Wochen. Das Geschäft ihres Mannes – eine Tuningfirma für Motorräder – ruhte: "Nichts ist weiter gegangen, alles hängt an ihm." Auch die drei Kinder, Thomas (9), Sigurd (7) und Linda (4) litten unter der angespannten Situation ohne ihren Papa.

Während dieser im Gefängnis saß , inspizierte das Landeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaft die "Panzerwiese" in Uttenhofen – laut Gmeiner ohne Hinweise auf illegal erworbene Militaria zu finden. Aktuell stehen dort noch sieben fahruntüchtige, rostige Panzerhüllen herum – ebenso viele und noch viele weitere Teile hat Gmeiner schon weggeschafft, weil das Landratsamt auf Räumung des Geländes besteht: Es stehen noch eine Geldbuße und saftige Zwangsgelder im Raum. "Wir wollen jetzt erst Mal das Landratsamt zufrieden stellen", betonen Ina und Thomas Gmeiner. Nach und nach will Gmeiner deshalb die restlichen Panzer nach Berlin bringen lassen – dort gibt es einen Club, der sogar über ein Gelände verfügt, wo die fahrtüchtigen unter den rostigen Ungetüme noch rollen können. "Bis August müsste alles geräumt sein", verspricht er.

Im Schlamm vor seinen Füßen liegt ein angerostetes Stück Metall. "Weißt du, was das ist", fragt er seine Frau, und reinigt das dreieckige Eisenteil fast liebevoll: "Ein Stück vom Königstiger von Haimpertshofen, der 1945 dort gesprengt worden ist." Später wird er es sorgfältig an einen Platz räumen, wo weitere Skelettteile dieses legendären deutschen Panzers liegen.