Pfaffenhofen
"Alles Panikmache"

Verkäufer auf dem Wochenmarkt sehen Fleischskandal halb so wild

10.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:58 Uhr

Beim Hendlstand von Willi Winter auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt war die Unsicherheit der Verbraucher gestern spürbar - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (em) Gefährliche Keime auf Hähnchenfleisch, die seit Anfang der Woche für Schlagzeilen sorgen, scheinen die Pfaffenhofener nicht sonderlich zu beunruhigen. Auch wenn bei einigen Verkäufern auf dem Wochenmarkt die Sorge der Verbraucher beim Umsatz spürbar war, sehen sie den Skandal offenbar halb so wild.

An einem der zwei Brathendlstände auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt war es gestern Vormittag merklich ruhig. Carmen Feierfeil, die bei Willi Winters Grillwagen kassiert, fängt das schimpfen an: „Das sind alles Ganoven, die uns Kleine nur kaputtmachen wollen.“ Doch scheint für sie die Welt noch in Ordnung zu sein: „Wir haben unsere Hendl von einem Bauernhof aus der Indersdorfer Gegend. Ich kenne den Hof, ich kenne die Besitzer – da wird nichts ins Futter gegeben.“ Die 47-Jährige regt sich besonders darüber auf, dass „wieder einmal alles über einen Kamm geschoren wird“. Sie wolle aber nicht ausschließen, dass die Zulieferer für die „Großen“ etwas reinmischen: „Die Riesenbetriebe kommen gut über die Runden – doch wir haben nur noch die Hälfte des üblichen Umsatzes. Uns trifft so etwas.“

Ganz anders die Auskunft an Hertels Grillstation. Der dortige Angestellte schüttelt nur mit dem Kopf: „Das ist doch alles Marketing, da will einer seine Produkte verkaufen und macht die Brathendl schlecht.“ Über einen außergewöhnlichen Umsatzrückgang kann er nicht klagen: „Ich habe genauso viel zu tun wie sonst auch. Die Leute haben es gehört mit den Antibiotika – und kaufen trotzdem meine Hendl.“ Die kämen übrigens aus der Tschechei. Er hält nichts von „Panikmache“, ebenso wenig wie der Besitzer des Käsestands ein paar Meter weiter: „Früher war es BSE beim Rindfleisch, dann war mal der Fisch dran, die Schweinepest kommt auch immer wieder hoch – alles nur halb so schlimm.“

Die Familie Oppenheimer aus Weichering verkauft indes unverzagt weiter: „Suppenhühner, Brathendl, Eier: Alles läuft so wie immer – warum auch nicht“, fragt Willi Oppenheimer. Schließlich komme der Großteil der Ware von seinem eigenen Hof: „Bei mir weiß ich, was gefüttert wird. Da kommt nichts an Antibiotika, an Hormonen oder an sonstigem Zeug rein. Das kann ich garantieren.“ Nur die Brathendl bekommt er von einem anderen Betrieb in Ingolstadt, der aber „sauber“ sei. Sein Umsatz sei gestern „ganz normal“ gewesen. Dass das Geschäft an diesem Tag ruhiger als sonst verläuft, führt er eher auf „das grausliche Wetter“ zurück.

Hinter vorgehaltener Hand flüstert eine Frau, die gerade zwei halbe Brathendl gekauft hat, auf die Frage nach den Keimen auf dem Hähnchenfleisch: „Ich mag gar keine Brathendl, die Viecher tun mir so leid.“ Sie kaufe des Fleisch nur für ihren Hund. „Der freut sich, und dem machen die Keime wohl nichts aus – wenn überhaupt welche drauf sind.“