Freude, Frust und Hoffnung

Direktkandidaten aus dem Stimmkreis Pfaffenhofen äußern sich zum Wahlergebnis

16.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr
Im Pfaffenhofener Rathaus werden die Wahlurnen geleert −Foto: Ermert

Pfaffenhofen (PK) Die Schlacht um das Direktmandat ist geschlagen, der Favorit hat das Rennen gemacht. Neben Karl Straub kann nur sein SPD-Konkurrent Markus Käser mit dem Ergebnis zufrieden sein. Neben Claudia Jung (FW) sind auch die Kandidaten der kleinen Parteien weitgehend enttäuscht.

„Was für ein schöner Abend“, entfährt es Karl Straub, als sich sein Ergebnis langsam festigt. Unter dem Strich landet er bei gut 47 Prozent. „Das ist fast der Landesschnitt – damit bin ich zufrieden.“ Der Wolnzacher hatte vorab damit gerechnet, schwer kämpfen zu müssen – angesichts zweier starker Mitbewerber. „Eine amtierende Abgeordnete und ein sehr agiler SPD-Konkurrent. Es war klar, dass es nicht einfach wird.“

Es sei die nervenaufreibendste Zeit seines Lebens gewesen, sagt er im Rückblick auf den etwa sechsmonatigen Wahlkampf. Eine unendliche Last sei ihm von den Schultern gefallen. „Ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist.“ Ans Urlaub machen sei aber nicht zu denken. Er habe vielmehr unbändige Lust auf die Arbeit, die nun warte, entgegnet Straub. Sein Dank galt der Familie und dem Wahlkampfteam, das ihn in den vergangenen Monaten auf der Tour durch den Landkreis stets begleitete.

Ausgezahlt habe sich für die Christsozialen das intensive Beackern des Landkreis-Nordens. Dort sind die Ergebnisse der Schwarzen unerwartet gut, während die Prozentzahlen in den Süd-Gemeinden teilweise überraschend niedrig sind. „Gegenüber der Landratswahl hat sich das Verhältnis genau gedreht. Da sieht man, wie schwer Politik zu berechnen ist“, sagt Straub. Deutlich besser als von ihm erwartet lief es in der Kreisstadt Pfaffenhofen, wo der Wolnzacher seinen Mitbewerber Markus Käser noch stärker eingestuft hätte. „Ich wollte nur vor ihm landen. Dass es deutliche zehn Prozent Vorsprung waren, freut mich.“ Die gut 48 Prozent in seiner Heimatgemeinde wertet Straub ebenfalls positiv. „Wolnzach ist keine CSU-Hochburg. Und der Graben seit der Schäch-Affäre ist noch vorhanden“, analysiert er. Fast jeder Zweite habe ihn gewählt, damit liege er zumindest im Landesschnitt.

Markus Käser weiß noch nicht, ob es für ihn Grund zur Freude gibt. „Es heißt abwarten, was Montagnacht rauskommt“, sagt er. Erst dann wird sich zeigen, ob die Zweitstimmen für seinen Einzug ins Maximilianeum reichen. Erst wenn das gesamte Parteiergebnis und das Abschneiden in Oberbayern bekannt sei, stehe fest, wie viele Erst- und Zweitstimmen er insgesamt braucht. „Es ist eine Zitterpartie“, sagt Käser. „Ob’s langt, weiß ich nicht.“ Nach vorläufigen Rechenspielchen müssten 12 000 Stimmen her, vielleicht mehr. Davon konnte Käser rund 10 230 schon über die Erststimmen gut machen. Doch in anderen oberbayerischen Stimmkreisen Zweitstimmen im unteren vierstelligen Bereich zu sammeln, ist im ländlichen Raum schwierig. Käser hat durch seinen ungewöhnlichen Wahlkampf aber überregional Aufmerksamkeit auf sich gezogen. „Ob sich das auszahlt, wird sich zeigen“, sagt Käser. Von seinem Erststimmenergebnis sei er nicht überrascht. 20 Prozent im Kreis seien in Ordnung. Und die 28 Prozent in seiner Heimatstadt verbucht er als „tollen Vertrauensbeweis der Pfaffenhofener“.

Durchwachsen fällt die erste Reaktion von Claudia Jung aus. Die amtierende Abgeordnete der Freien Wähler kann mit ihren gut zwölf Prozent der Erststimmen leben. Wirklich zufrieden ist sie aber nicht. „Ich habe mir mehr erhofft. Aber es ist mit dem Neuzuschnitt der Stimmkreise und dem Wegfall der drei Gemeinden viel schwerer für mich geworden“, sagt sie. Ob es über ihren Bekanntheitsgrad und die von ihr gesammelten Zweitstimmen dennoch zum Wiedereinzug reicht, vermag die Gerolsbacherin nicht abzuschätzen. „Das wird ganz eng – und eine absolute Zitterpartie bis zum Schluss.“ Morgen Abend wird sie ausgestanden sein. „Dann haben wir Gewissheit. Jetzt kann ich noch nicht mal spekulieren.“ Woran es liege, dass die Freien Wähler bayernweit Stimmen einbüßten, gelte es nun zu anlysieren. „Aber immerhin sind wir noch dabei. Die FDP hat es noch viel härter erwischt.“

Richtig geknickt ist Grünen-Kandidatin Kerstin Schnapp. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Florian Schaipp und Bezirkstagskandidat Wilhelm Reim sitzt sie gegen 21.30 Uhr im Grünen-Büro an der Oberen Stadtmauer. „Ich bin enttäuscht vom eigenen Ergebnis, und ich bin enttäuscht vom Gesamtergebnis“, sagt sie. „Ich hatte fest mit einem zweistelligen Ergebnis gerechnet.“ Was für sie aber noch unbegreiflicher ist, als das eigene Ergebnis, ist die Stärke der Konservativen. „Ich frage mich wirklich, was die CSU veranstalten muss, dass sie die absolute Mehrheit nicht schafft.“. Weitermachen will sie trotzdem mit der Politik. „Ich gebe nicht auf. Die gute Laune ist noch da.“ Wer sie an diesem Abend sieht, dem fällt es schwer das zu glauben.

Bei den Liberalen herrscht in der Wahlnacht gute Miene zu bösem Spiel, angesichts des Scheiterns an der Fünf-Prozent-Hürde. „Es ist schade, aber der Wählerwille entscheidet“, sagt FDP-Kandidat Rainer Daschner, der geknickt wirkt. Das schlechte Abschneiden der Liberalen sei „eher eine bundespolitische Sache“, ist er überzeugt. Immerhin habe er als Direktkandidat „nicht schlecht“ abgeschnitten und liege im Landesschnitt. Genauer genommen liegt er sogar drüber – in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen mit rund 4,6 Prozent der Erststimmen sogar deutlich.

ÖDP-Mitbewerber Richard Fischer, der zusammen mit anderen Politikern des bunten Lagers die vorläufigen Ergebnisse im Pfaffenhofener Rathausfestsaal verfolgt, stehen die Wahlkampfanstrengungen ins Gesicht geschrieben. „Ich hatte gehofft, dass wir mehr profitieren“, sagt er in einer ersten Reaktion. „Aber mit den Erststimmen bin ich zufrieden.“ 2,2 Prozent im Landkreis hat er geholt und immerhin 3,6 in Pfaffenhofen. „Das gibt uns Rückenwind für die Kommunalwahl“, sagt der Kandidat, der dem ÖDP-Ergebnis am Ende doch noch etwas Gutes abgewinnt. Wie die anderen Direktkandidaten der kleineren Parteien im Landkreis das sehen, blieb gestern unklar: Andreas Peter (Linke) und Stefan Gröller (Piraten) waren nicht erreichbar.