Zum Leserbrief "Befürchtungen sind eingetroffen" von Helmut Schulze zur Mitarbeiterehrung im Reichertshausener Haus Raphael (PK vom 26. November): Sehr geehrter Herr Schulze, ich möchte Ihnen bezüglich ihres Leserbriefes ein paar Gedanken mit auf den Weg geben: Es ist korrekt, dass Compassio von der Schönes Leben Group übernommen wurde.
Für uns Mitarbeiter hat sich allerdings nichts verändert. Wir werden weder schlechter bezahlt oder haben sonstige negative Veränderungen bemerkt. Ich finde es legitim, Geld zu verdienen, wenn die Qualität nicht leidet. Wir leisten eine gute Arbeit, das belegt die MDK-Note von 1,0 aus diesem Jahr. Die Rahmenbedingungen, nach denen wir Menschen pflegen und betreuen, sind nach wie vor aus meiner Sicht in einem so reichen Land wie dem unseren teilweise beschämend. Dies ändert aber nichts an der Motivation und dem Engagement, mit dem wir unserer Arbeit tagtäglich nachkommen. Anstatt die wertvolle Arbeit der Kollegen zu würdigen, schüren sie mit ihrem Brief nur die Angst vor privaten Heimbetreibern. Wir bemühen uns jeden Tag, die Lebensqualität von alten und/oder kranken Menschen zu erhalten und ihnen auf ihrem letzen Lebensabschnitt eine würdevolle Begleitung zu geben.
Es ärgert mich sehr, dass diese Bemühungen von Ihnen aber auch von vielen anderen Menschen durch Ignoranz und Unwissenheit nicht gesehen werden. Wir können froh sein, dass es Menschen gibt, die seit zehn Jahren bereit sind, sich in einem schlecht bezahlten, sozial nicht wirklich angesehenen Beruf, täglich zu engagieren. Man weiß nie, wann man uns vielleicht mal braucht. Es wäre gut gewesen, sie hätten anstatt der finanziellen Aspekte den seit vielen Jahren bestehenden Pflegenotstand angeprangert. Das wäre mutig gewesen.
Roswitha Olbertz-Horst
Pflegedienstleitung stationär Haus Raphael
Reichertshausen
