Sind Klimaschutzziele wirksam erreichbar?

27.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Zur Stadtentwicklung Pfaffenhofen - von der viel diskutierten Durchfahrtssperre am Hauptplatz bis zu den Klimaschutzzielen:

In den Diskussionen und Redebeiträgen des Bürgermeisters, der Stadträte, Planungsfachleute und mehrerer Bürger wurden immer wieder unhinterfragt Zahlen in den Raum geworfen. Angeblich fahren circa 6000 Fahrzeuge nicht in den Hauptplatz, sondern nur durch. Nach einer Durchfahrtssperre würde sich dieser Verkehr lediglich verlagern, aber nicht abnehmen, also für die städtischen Klimaschutzziele nichts bringen. Würde andererseits der Individualautomobilverkehr in die Stadtmitte erheblich eingeschränkt oder ganz verboten, würde im Gegenzug der Fahrradverkehr und die ÖPNV-Nutzung sicher nicht entsprechend zunehmen - das heißt in den Hauptplatz würden faktisch einfach nur weniger Leute reinkommen beziehungsweise ein nicht unerheblicher Teil der Stadtbürger bliebe schlichtweg vom Hauptplatzbesuch ausgeschlossen.

Wenn gesagt wird, dass es in Pfaffenhofen mehr motorisierte Fahrzeuge als Einwohner gibt, dann liegt das vermutlich daran, dass hier sehr viele Menschen direkt oder indirekt ihr gutes Einkommen mit dem Pkw verdienen, zum Beispiel weil sie in den großen Automobilwerken arbeiten. Andererseits fahren diese Autos ja nicht alle gleichzeitig, weil ja nicht jeder in der Stadt lebende Mensch Autofahren darf oder kann und auch wer zwei, drei oder noch mehr Autos hat, kann maximal mit einem Auto gleichzeitig fahren.

Der Kraftstoffverbrauch der Pkw ging vor der Jahrtausendwende immer mehr zurück, danach stieg er wieder deutlich an. Das Drei-Liter-Auto war technisch schon in den 1980er Jahren möglich, wurde aber nie in Serie gebaut. Es ist auch immer noch kein ausreichender politischer Wille erkennbar, hier effektiv umzusteuern. Warum? Der Individualverkehr wird als persönliche Freiheit und auch als persönliche wirtschaftliche Leistungskraft abgebildet - oder einfach kurz - weil ich es mir leisten kann.

Wer sich mal die Nutzungszahlen der vorhandenen Radwege in und um Pfaffenhofen anschaut und mit dem Automobilverkehr vergleicht, wird feststellen, dass diese Radwege vergleichsweise wenig genutzt werden. Schaut man sich aber den Automobilverkehr auf der Scheyerer Straße am Schulzentrum entlang an, merkt man schnell, wann dieser deutlich zunimmt, nämlich vor Schulbeginn und nach Schulende. Während der Ferien sind deutlich weniger Autos zu sehen. Das zeigt doch, dass offenbar sehr viele Schüler mit dem Pkw zur Schule gebracht und von dort wieder abgeholt werden. Das zeigt aber auch, dass nicht mal die Menschen, die noch gar nicht Autofahren können oder dürfen mehrheitlich mit dem Fahrrad zur Schule fahren.

Seit vielen Jahren wird in Pfaffenhofen am sogenannten sogenannten Ecoquartier gebaut. Aber es gibt offenbar für die dortigen Bewohner nur sehr unzureichende Möglichkeiten ohne Pkw in die Stadtmitte oder zum Bahnhof zu kommen. Stadtbusanbindung? Fahrradweg? Besucher des Ecoquartiers merken kaum einen Unterschied zu anderen Stadtvierteln, weil offensichtlich auch im Ecoquartier mehr Autos als zum Beispiel Fahrräder zu finden sind.

Klimaschutzziele hin oder her, solange mehr Autos als Fahrräder gebaut werden, werden auch mehr Autos als Fahrräder genutzt. Ich würde sogar ganz böse behaupten wollen, dass die notwendigen Klimaschutzziele demokratisch überhaupt nicht wirksam erreicht werden können; es sei denn man gaukelt den Menschen (wie die Automobilhersteller) mit getürkten Werten was vor.

Franz Knöferl

Pfaffenhofen