Schläge sind keine Tierquälerei?

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Zum Bericht "Stockschläge: Verfahren eingestellt" (PK vom 2. Februar):

Jetzt ist es also raus. Das Verfahren gegen den Bauern ist eingestellt, der Mitte vergangenen Jahres in der Region seiner Kühe arg malträtierte - und das Pech hatte, dabei gefilmt zu werden. Illegal, wie ich weder verhehlen noch beschönigen will. Das Filmdokument gelangte ins Internet, auch das illegal, weil das Recht am eigenen Bild des Bauern verletzend. Jedenfalls wurde der prügelnde Landwirt kurz darauf selbst zum Prügelknaben. Der Ärmste sah sich, ich will es vorsichtig formulieren: unfreundlichen Anfeindungen ausgesetzt. Ganz ehrlich, leid tat mir das nicht, nachdem ich das Video gesehen habe. Im juristischen Nachspiel wurde anscheinend thematisiert, ob die deutlich als solche erkennbare Raserei des Bauern unverhältnismäßig war. Oder doch gerechtfertigt sei. Flapsig formuliert, quasi dem Bereich "Hilfe und Ermunterung zum Aufstehen des Tieres" zuzuordnen?

Das Verfahren ist eingestellt, und überrascht hat mich das nicht. Es hätte mich nicht einmal überrascht, wenn dem guten Mann eine Entschädigung zugesprochen worden wäre. Schadenersatzansprüche gegen eine zwar fixierte, aber außer Rand und Band geratene Kuh vielleicht? Nein, es kam anders, und immerhin wurden sowohl gegen den Bauern als auch eine daneben stehende Person Geldauflagen verhängt. Wie üblich in Fällen, in denen kein Urteil ergeht, bleibt die Höhe der Strafzahlung im Nebel. Sie wird lediglich angedeutet. Jeweils "im dreistelligen Bereich", heißt es. In Zahlen: zwischen 100 Euro und 999,99 Euro. Meine persönliche, zugegeben vage Vermutung, dass diese Strafe sich im unteren Bereich bewegen könnte - sie wird nicht gerne gesehen, aber erlaubt sein. Selbst die Obergrenze von nicht einmal 1000 Euro dürfte für den armen Kerl im Wortsinn "tragbar" sein. Falls nicht: Vielleicht findet sich ja in den gewöhnlich wohlgefüllten Subventions-Töpfchen des Bayerischen Bauernverbands noch ein Posten, mit dem ein finanziell wie moralisch arg gebeutelter Landwirt seelisch wieder aufgerichtet werden kann?

Jetzt die Moral, so es denn eine gibt? Tierquälerei war das angeblich nicht, jedenfalls nicht in einem justiziablen Sinne. Andererseits bleibt es dabei: Es ist häufig kein Spaß, in Deutschland das zu sein, was beschönigend ein "Nutztier" genannt wird. Und Nutztieren, denen das Schicksal ganz besonders übel mitspielen will, schickt es nach Bayern. Nicht ausschließlich nach Bayern. Aber besonders gerne, wie mir scheint.

Warum ich diesen Leserbrief schreibe? Ich mag Tiere.

Paul Ehrenreich

Schweitenkirchen