Pfaffenhofen
Zwischen Kunst und Biodiversität

In Anlehnung an Joseph Beuys: Grundschüler und Promis pflanzen sieben Bäume am Gerolsbachufer

12.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:34 Uhr
Kräftig am Schaufeln waren die "Baumpaten" - so wie Manuel Hummler (vorne links). Am Gerolsbachweg stehen im Bereich zwischen der Unterführung und der Niederscheyrer Grundschule seit Mittwoch sieben Setzlinge, die in den nächsten Jahren zu Schattenspendern heranwachsen sollen. −Foto: Ermert

Niederscheyern - Um sieben Bäume ist das Gerolsbachufer zwischen der Niederscheyerer Grundschule und der Unterführung, die rüber zum Abenteuerspielplatz führt, seit Mittwochvormittag reicher.

Angestoßen von Manfred "Mensch" Mayer und unterstützt vom Team Stadtgrün um Mario Dietrich haben Zweitklässler der Niederscheyrer Grundschule eine Trauerweide sowie prominente Vertreter verschiedener Organisationen, die sich für die Kunst, den Naturschutz und nicht zuletzt die Biodiversität einsetzen, weitere sechs Laubbäume am Spazierweg entlang gepflanzt. Zwei Traubenkirschen, zwei Winterlinden, ein Bergahorn und eine Stieleiche dürfen dort ab sofort wachsen und gedeihen. "Obstbäume sind aus", erklärt Dietrich die Laubbaum-Auswahl. "Der Markt ist komplett leer gefegt."

Nun ist das Pflanzen von Bäumen von Haus aus positiv, finden sicher nicht nur Naturfreunde. Grundsätzlich hat Pfaffenhofen vor zwei Jahren beschlossen, 500 Bäume neu zu pflanzen. "Das zieht sich zwar etwas hin", sagt Manfred "Mensch" Mayer. "Aber diese Aktion spielt in diesen Zusammenhang zumindest rein."

Seit er im Jahr 2009 an der Seite von Steffen Kopetzky auf der Ilminsel eine symbolische Eiche gepflanzt hat, lässt ihn diese Reminiszenz an eine bekannte Kunst- und Naturschutzaktion des Künstlers Joseph Beuys nicht mehr los. Beuys hatte im Jahr 1982 im Rahmen der documenta in Kassel ein Landschaftskunstwerk geschaffen, bei dem er 7000 Eichen einsetzte und mit Begleitsteinen aus Basalt ausstattete. Diese "ökologische Intervention" sollte den urbanen Lebensraum nachhaltig verändern. Beuys bezeichnete seine Eichen-Aktion als "Soziale Plastik" - und das passt schon rein namentlich perfekt zur "Sozialen Skulptur", wie Mayer seinen Hallertauer-Verein sieht und bezeichnet.

Nun hätte Beuys, der 1982 starb, exakt am Mittwoch theoretisch seinen 100. Geburtstag gefeiert. Und das nahm Mayer nun zum Anlass, die ihm nahestehenden Vereine und Organisationen aus Pfaffenhofen um einen Schulterschluss zu bitten, der "mit Kunst freilich nicht wirklich was zu tun hat", wie er einräumt, "dafür aber umso mehr mit Biodiversität".

Beuys sei nicht nur ein berühmter Künstler, sondern auch ein Wegbereiter der ökologischen Bewegung gewesen, fährt er erklärend fort. Und so sei es ihm nicht schwer gefallen neben Bürgermeister Thomas Herker (SPD) für die Stadt auch weitere lokale Akteure vom Bund Naturschutz, vom Landesbund für Vogelschutz, vom Aktionsbündnis "Pfaffenhofen summt", dann auch noch vom Neuen Pfaffenhofener Kunstverein - für den diesmal übrigens nicht Steffen Kopetzky selbst, sondern vielmehr seine Ehefrau Dorle beherzt zur Schaufel griff - und eben auch von der Niederscheyrer Grundschule zu begeistern. Die Schulkinder, die nach wochenlangem Homeschooling endlich wieder in Klassenstärke zusammenkommen durften, verließen trotz des Nieselregens ihre Schule zumindest nicht völlig widerwillig, um die Baumwurzel mit Erde zu bedecken. "Aber wir hätten schon lieber weiter gelernt", meint eine Grundschülerin auf Herkers Nachfrage hin ganz ehrlich. Die Trauerweide der Kinder steht von den anderen sechs Baumsetzlingen etwas entfernt näher zur Schule hin. Und die Kleinen können nun verfolgen, wie ihr Bäumchen immer größer wird.

Die anderen sechs Bäume reihen sich zur Unterführung hin aneinander. Jede beteiligte Organisation hat 200 Euro für die Setzlinge in die Hand genommen. Mit der Gesamtzahl sieben bezieht sich "Mensch" Mayer wieder auf die Beuys-Aktion mit den 7000 Eichen. "Die drei Nuller haben wir weggelassen", meint er mit einem Lachen. Geht es nach ihm, können gerne jeden Tag sieben weitere Pflanzungen folgen, bis am Ende 7000 zusammenkommen. Ein Ziel, das aber noch in weiter Ferne liegt. Zunächst peilen Herker und Mayer die erwähnte 500er-Marke an.

"Aber was den Naturschutz betrifft, kann man die Latte nicht hoch genug hängen", so Mayer. Wofür er von der Seite ein zustimmendes Nicken erntet - von Manuel Hummler, der nach dem Schaufeln für den BN-Baum auch noch Kopetzky und dem Kunstverein zur Hand geht. "Genau so war es gedacht", sagt Mayer da. "Als verbindende Aktion, irgendwo zwischen Kunst und Biodiversität."

PK

Patrick Ermert