Wolnzach
"Zurück in die Vergegenkunft"

Sauglocknläutn mit Ritsch Ermeier und Walter Zinkl feiert Bühnenjubiläum mit einem Auftritt im Hopfenmuseum

01.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:56 Uhr
Sauglocknläutn mit Ritsch Ermeier (links) und Walter Zinkl feierten ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum in Wolnzach. −Foto: Kollmeyer

Wolnzach (wok) 20 Jahre Sauglocknläutn hat das Musikkabarett-Duo mit den Protagonisten Ritsch Ermeier (53) und Walter Zinkl (56) im Hopfenmuseum in Wolnzach gefeiert.

Dem Publikum servierten die beiden mit "Zurück in die Vergegenkunft" Kabarett der Extraklasse.

Beiden Musikern ist gleich anzumerken, dass sie ihre Scharfzüngigkeit im Laufe der vergangenen 20 Jahre keineswegs verloren haben. Sie verpacken ihre Meinung gekonnt in ihre Musik, sei es ein Zwiefacher oder eine Polka. Aber es kann durchaus auch einmal ein Tango sein wie beim "Chalet am Tegernsee", bei dem sie die die Schönen und Reichen am berühmten bayerischen See aufs Korn nehmen.

Zu Beginn ihres Programms, das mindestens die doppelte Anzahl an Besuchern verdient gehabt hätte als die nur gut 50 Gäste, mussten sich beide erst einmal selbst für ihre 20-jährige Bühnenpräsenz loben. Von den Gästen gab es dann ein gesungenes Ständchen, dann ging es aber rund mit einem Lied über das Einkaufsverhalten, wie es einmal war und wie es heute ist. In Gstanzlform sinnierte das Duo dann über das Thema Technik und Natur, über Sex im Internet anstatt im Bett und über Versprechen von Politikern vor der Wahl und der Realität nach der Wahl.

Und um den Namen des Programms besser verständlich zu machen, wiesen beide darauf hin, dass die Gegenwart höchstens drei Sekunden lang sei, alles, was davor war, sei Vergangenheit, alles, was danach kommt ist schon Zukunft. Schließlich lebten alle im Saal bereits im letzten Jahrtausend. "In der Zukunft werden wir von Sachen eingeholt, die wir in der Vergangenheit vergessen haben", sagten sie. "Also: Wenn du in der Vergangenheit zu langsam warst, hast du keine Zukunft mehr".

Schwermütige Gedanken wischten sie dann weg mit humorigen Beiträgen über Männerwünsche damals - Rasierwasser oder Krawatten - und heute beim Lied "Da Done mit da Drohne". Walter Zinkl sang über Alpträume nach dem Essen einer Schweinshaxe, man plauderte über Schnitzeltage in Wolnzach und wollte die Kultur mit dem "Ich bin dagegen" umkehren in ein "Ich bin dafür". Zum Beispiel, "dass der Schweinsbratn a Krustn hat, dass der Silbereisen ned mehr singt; dass die braune Brühe endlich verschwind; dass der Pfarrer sei Köchin liebt".

Das Publikum ging fleißig mit, klatschte oder sang, genoss das, was Sauglocknläutn da bot. Die TV-Krimis wie Tatort oder Kluftinger-Filme waren ein Thema und Ministerpräsident Markus Söder mit seinem damaligen Kreuzerlass, es ging um die AfD, die Steinzeit und die Plastikzeit, ganz nach dem Motto "Holledau plastikfrei - ihr seid dabei! ". Auch das Nachrichtenverbreiten damals und heute rund um die "Fake News" sparte das Duo nicht aus, um abschließend in einer Zugabe festzustellen, wie schön es doch in Bayern ist, wobei auch hier der mahnende Zeigefinger erhoben wurde.

Insgesamt ein zeitkritisches und sehr gut verpacktes Programm, das bestens ankam. Das Publikum zeigte das mit donnerndem Applaus nach jedem Beitrag.