Pfaffenhofen
Zecken fühlen sich heuer besonders wohl

Gesundheitsamt und Allgemeinarzt Skoruppa beantworten die wichtigsten Fragen zu den Blutsaugern

23.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:29 Uhr
Verhasste Blutsauger: Zecken geht es besser, je wärmer die Winter sind. Heuer startete die Saison schon im März, sagt der Allgemeinmediziner Stefan Skoruppa aus Jetzendorf. −Foto: dpa/Archiv

Pfaffenhofen - Die Zeckensaison hat heuer besonders früh begonnen. Das Pfaffenhofener Gesundheitsamt und Stefan Skoruppa, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Pfaffenhofen und Allgemeinmediziner in Jetzendorf, beantworten die wichtigsten Fragen rund um den lästigen Blutsauger.

 

Sind die Zecken heuer besonders gefährlich?

Ja, sagt Skoruppa. "Heuer ist es schon im März richtig losgegangen." Sonst sei das immer erst zwei Monate später der Fall gewesen. Generell habe er die vergangenen Jahre beobachtet, dass Zecken wegen der milden Temperaturen auch im Winter schon zum Problem wurden. Der Landkreis Pfaffenhofen gehört laut Gesundheitsamt zu den aktuell 164 Kreisen in Deutschland, die als FSME- Risikogebiete definiert sind. Eine Prognose zur Zeckengefahr könne man schlecht stellen. "Jedoch ist zu erwarten, dass viele Bürger ihren Urlaub in Deutschland verbringen und sich in der heimischen Natur aufhalten."

Gibt es im Landkreis spezielle Gebiete, die besonders anfällig für Zecken sind?

Zecken finden sich im Landkreis in ländlichen, aber auch in städtischen Gebieten, so das Gesundheitsamt. "Sie krabbeln auf Grashalmen herum, in Sträuchern und im Unterholz, bewegen sich auf Wiesen und in Wäldern." Aber auch in den heimischen Gärten und Parks, oder auf Sport- und Bolzplätzen und in Biergärten seien die kleinen Blutsauger unterwegs.

Welche Krankheiten können Zecken übertragen?

Zum einen FSME, eine Virus-Infektion. Sie kann grippeähnliche Symptome, Fieber und bei einem Teil der Patienten auch eine Hirnhautentzündung auslösen. Sehr selten kann ein schwerer Verlauf auch tödlich enden. Laut Robert-Koch-Institut verlaufen 70 bis 95 Prozent der Fälle jedoch komplett ohne Symptome oder ohne einen schweren Verlauf. Zum anderen kann Borreliose, eine bakterielle Infektionskrankheit, durch Zecken übertragen werden. "Hier ist das häufigste Erkennungszeichen die Wanderröte, ein roter Kreis auf der Haut, der größer wird", so Skoruppa. Aber auch Gliederschmerzen und Fieber sind möglich. Das Gemeine: Oft kommen die Symptome erst lange nach dem Zeckenstich. "Sobald man solche Kreise feststellt, sollte man sofort zum Arzt gehen."

Kann man diese Krankheiten behandeln?

Es gibt keine spezifische Behandlung gegen FSME. Das Robert-Koch-Institut rät zu einer FSME-Impfung für Menschen in einem Risikogebiet. "Bei einer Impfung sind die Verläufe viel leichter", so auch Skoruppa. Zudem sei sie gut verträglich und jede Krankenkasse übernehme die Kosten. Gegen Borreliose gibt es hingegen keine Impfung, dafür kann sie mit Antibiotika gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig erkannt wird, so Skoruppa.

Wie viele Infizierte mit FSME und Borreliose gab es heuer und die vergangenen Jahre?

Borreliose-Fälle gab es laut dem Pfaffenhofener Gesundheitsamt 22 im Jahr 2016, danach stieg die Zahl kontinuierlich auf 38 im vergangenen Jahr. Heuer waren es bisher acht gemeldete Fälle. Bei FSME gab es seit 2001 zwischen einem und drei Fällen.

Wie kann man sich vor den Blutsaugern schützen?

Natürlich kann man lange Hosen und Handschuhe tragen, aber das ist im Sommer auch nicht zielführend, sagt der Jetzendorfer Allgemeinmediziner. Es gibt auf dem Markt auch Sprühmittel gegen Zecken, die man vor allem an den Beinen aufsprühen sollte, so der Arzt. "Denn Zecken kommen meist in einer Höhe von 20 bis 80 Zentimetern vor", so Skoruppa, "sie fallen nicht von Bäumen herunter."

Werden wir die kommenden Jahre mit mehr Zecken rechnen müssen?

Das Gesundheitsamt rechnet damit, dass Zecken immer mehr zu einem Ganzjahresproblem werden. "Die Winter sind in Deutschland zunehmend wärmer", heißt es. "Zecken lieben die milden Temperaturen mit der Folge, dass sie noch früher und viel länger aktiv sind." Und somit gebe es auch das ganze Jahr über die Gefahr, von einer Zecke gebissen zu werden.

Was sollte man denn tun, wenn man von einer Zecke zugebissen wurde?

Am besten ist es, die Zecke mit den Fingernägeln oder einer speziellen Zeckenzange zu entfernen, so der Allgemeinmediziner Skoruppa. "Zecken haben manchmal Widerhaken, deshalb kann eine leichte Drehung helfen", so Skoruppa. Wenn Überreste bleiben, "wächst die Haut in der Regel nach, aber man sollte es beobachten." Jedenfalls werde nicht wie bei der Biene noch einmal Gift entleert. Generell gelte bei Zecken trotz der Gefahren: "Man muss keine Panik haben." 

Desirée Brenner