Pfaffenhofen
Woodstock mitten in der Kreisstadt

Britische All-Star-Band fasziniert bei Gastspiel in Pfaffenhofen die Zuhörer

18.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:31 Uhr
Sechs hochkarätige Bluesmusiker auf einen Blick: George Glover (von links), Pete "Sarge" Frampton, Tom Diewock, Steve Gibbons und Robert "Dackel" Hirmer. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Eine fulminante Show mit Stars der britischen Musikszene aus den 60er Jahren haben die Zuhörer am Sonntagabend im Moosburger Hof erlebt. "The sound of the Sixties" war versprochen worden, und der geht immer noch in die Beine und auch unter die Haut.

Die mittlerweile 25. Blues-Night im Moosburger Hof passe gut zu 50 Jahre Woodstock-Festival, erklärte Hotelchef Sven Tweer und freute sich über die fast 200 Gäste im Saal des Hotels, das erste Konzert damals im Wintergarten habe ganze 14 Gäste verzeichnet. Die Entwicklung bis heute habe er Raimund "Ray" Frick zu verdanken, der die Kontakte zu den Musikern habe und auch den Enthusiasmus für den Blues und dessen Entwicklung zur Beat- und Popmusik. Die wurde von Musikern wie Eric Clapton, Steve Winwood oder John Mayall nachhaltig geprägt. Aus dieser Ära entstammt "George Glover (73), der seit 35 Jahren in der britischen Climax Blues Band und auch heute am Keyboard sitzt", stellte Frick den ersten Musiker vor. Glover war im Moosburger Hof ebenfalls schon mal zu hören wie auch Federico Bozas am E-Bass zusammen mit der Zakiya Hooker Band und dem Ingolstädter Drummer Tom Diewock, die schon damals für Furore sorgten (PK berichtete). An der Gitarre Peter "Sarge" Frampton (70), alle zusammen bilden das Bandprojekt "British Blues & Rock Explosion". "Special Guests" waren Steve Gibbons (77), der schon mit George Harrison auf der Bühne stand, und nicht zuletzt der "local hero" Robert "Dackel" Hirmer aus Vohburg. "Da stehen geballte 370 Jahre Bluesmusik auf dem Podium", rechnete Frick vor, doch das sollte nicht zu Fehlurteilen verleiten, denn Musiker altern nicht. Wer daran Zweifel hatte, wurde umgehend eines Bessern belehrt, denn die Rock Explosion machte ihrem Namen alle Ehre und legte los im Sound der 60er, groovy, erdig, mit typischen Orgeltönen aus dem Keyboard und markanten Gitarren-Riffs, passend zur Stimme von Sarge Frampton. Da sprang der Funke sofort über auf das überwiegend reifere Publikum, wie auch nachfolgend bei "Long Time Gone" von Crosby, Stills and Nash, den diese in Woodstock performed hatten. Dann aber Latin Beat von Argentinier Federico Bozas am Bass, der ebenso gut singt, wie er auf den vier Saiten seines Instruments unterwegs ist. Darauf wieder Frampton mit einem Titel von Jimi Hendrix, bis der Vohburger Publikumsliebling "Dackel" Hirmer sein Akkordeon schulterte und mit seiner Reibeisenstimme Blues in Reinkultur ("Freedom") fabrizierte. Ein Titel mit phänomenalen Bass- und Drum-Soli und Szenenapplaus des begeisterten Publikums. Mit "Früher mit The Who auf Tournee und heute in Pfaffenhofen" kündigte Frick ein Urgestein der Musikgeneration der 60er an: Steve Gibbons enterte das Podium, ganz in Schwarz, aber mit weißem Schal um den Hals, griff gleich auf seiner Stratocaster in die Saiten und bewies, dass er auch stimmlich immer noch up to date ist. Das nicht zuletzt bei Titeln wie "Like A Rolling Stone", knackigem Rock'n'Roll oder "Twist and Shout" aus den Kehlen von sechs Vollblut-Musikern, was die Stimmung im Saal noch mehr anheizte. Nach der Pause beeindruckende Versionen von Carlos Santanas "Black Magic Woman" und Claptons "I Shot The Sheriff", bei denen die Band höchste Virtuosität bewies. Zusammen mit Steve Gibbons kehrte die Band unter rhythmischem Klatschen der Zuhörer mit "Memphis Tennesse" wieder in die Beat-Ära zurück, bis das markante Orgel-Intro von "With A Little Help From My Friends" begeisterte Publikumsreaktionen hervorrief und an den unvergessenen Joe Cocker erinnerte. Den vertrat glänzend, beeindruckend und unter die Haut gehend "Dackel" Hirmer, mit Gefühl im Ausdruck und rostigen Nägeln in der Stimme. Absoluter Höhepunkt eines Konzerts mit vielen Glanzlichtern und mit Musikern, die den Sound und das Feeling der 60er Jahre nicht nur interpretieren, sondern auch leben. Und die sich gegenseitig wie Frampton an der Gitarre und Glover am Keyboard mit sichtbarem Spaß an ihrer Musik zu virtuosen Höchstleistungen anstacheln. Dabei improvisieren sie oft auf Zuruf spontan, aus einem Guss und erzeugen mit markanten Gitarren-Riffs, groovigen Basslines und prägnanten Fills an den Drums einen Sound, der durch Mark und Bein geht und die Zuhörer auf den Polsterstühlen nicht mehr ruhig sitzen lässt. Die sind schlichtweg begeistert, bedanken sich am Ende mit frenetischem Applaus und stehenden Ovationen für ein Konzert mit Nostalgie pur.

Hans Steininger