Wolnzacher Finanzaffäre: "Außer Anschuldigungen kommt gar nichts"

01.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:04 Uhr

Wolnzach (WZ) Die Finanzaffäre schlägt Wellen, die für den Wolnzacher Bürgermeister Machold das Fass zum Überlaufen bringen: Landrat Josef Schäch trage in keiner Weise zur Aufklärung bei, ergehe sich nur in Anschuldigungen und reite selbst die noch mit hinein, die ihm jahrzehntelang loyal zur Seite standen.

Bürgermeister Jens Machold ist sauer, stinksauer. Die aktuellen Entwicklungen in Sachen "Finanzaffäre" oder besser gesagt die öffentlichen Äußerungen des damaligen Wolnzacher Bürgermeisters und jetzigen Landrats Josef Schäch zeichneten ein völlig falsches Bild. Deshalb: "Es ist an der Zeit, mit einigen Märchen aufzuräumen", so Machold. So zum Beispiel sei es einfach nicht wahr, dass Schäch selbst gleichzeitig mit dem Markt Wolnzach im Juli 2008 eine überörtliche Prüfung der Wolnzacher Finanzen durch den Prüfungsverband beantragt habe. Richtig sei vielmehr: "Dass ich im Juli mit dem Prüfungsverband telefoniert habe. Mündlich war die Prüfung somit vereinbart, schriftlich reichten wir das nach. Bei diesem Telefonat wurde mir angeraten, auch den Amtsvorgänger, also Herrn Schäch, zu informieren. Daraufhin hat er der Prüfung zugestimmt und eine Kopie dieses Schreibens an den Prüfungsverband geschickt. Er ist also sozusagen auf ein galoppierendes Pferd aufgesprungen", so Bürgermeister Machold.

Persönlich habe er Josef Schäch mehrfach gebeten, zur Aufklärung beizutragen, "aber bis auf zwei Kurzauftritte ist nichts passiert". Besagte "Kurzauftritte" fanden statt am 1. Juli 2008 um 16.30 Uhr durch Landrat Schäch, wobei er laut Machold das Angebot ablehnte, an der unmittelbar anschließenden Fraktionsführerbesprechung – um 17 Uhr – teilzunehmen, sowie am 3. Juli 2008 durch Ex-Kämmerer Wolfgang Zwack, der in nicht-öffentlicher Sitzung dem Wolnzacher Marktgemeinderat auch keine konkreten Antworten gegeben habe. "Seither", so Machold weiter, "gab es keinerlei Hilfe zur Aufklärung, sondern nur mehr Schuldzuweisungen an den Gemeinderat, den Rechnungsprüfungsausschuss und vor allem auch die Rathausbediensteten". Ein Umstand, den der amtierende Wolnzacher Bürgermeister besonders übel nimmt, denn: "Es ist für mich eine unverständliche Haltung, dass sich ein ehemaliger Chef nicht vor seine Mitarbeiter, auch insbesondere vor Wolfgang Zwack stellt." Viele Gedanken und Fragen gerade wegen seiner Person quälten die ehemaligen Kollegen im Rathaus, zudem seien die Mitarbeiter – der größte Teil lebt im Markt – tagtäglich den Fragen und manchmal auch Anschuldigungen auf der Straße ausgesetzt.

Anschuldigungen, auf die sie nicht einmal reagieren dürften, denn: "Im Gegensatz zum Herrn Landrat, der jede Gelegenheit nutzt, über Pressemitteilungen Mitleid zu erregen, haben diese Mitarbeiter die Neutralität gegenüber der Verwaltung zu wahren – und halten sich auch daran." Das gelte auch für den gesamten Gemeinderat, der sich in der Vergangenheit sehr zurück gehalten habe und jetzt auch mit zum Teil "frei erfundenen Sachverhalten mitbeschuldigt werde." Es wäre an der Zeit, meint Bürgermeister Jens Machold, dass der jetzige Landrat zumindest politisch und moralisch seine Verantwortung für die Gesamtvorgänge übernehme, "anstatt sich bemitleiden zu lassen" und dann auch noch versuche, Zeugenvernehmungen vor der Landesanwaltschaft in München durch seine Anwesenheit zu beeinflussen. Machold: "Wer hier zu bemitleiden ist, das sind die Rathausmitarbeiter, deren Familien und auch ein Wolfgang Zwack mit seiner Familie".

Die Mitarbeiter der Marktverwaltung hätten, so Machold weiter, diesem damaligen Bürgermeister 18 Jahre lang "das Wertvollste gegeben, was ein Mitarbeiter zu bieten hat, nämlich Loyalität". Dass er nun die Marktverwaltung (Presserklärung im PK vom Dienstag, 31. März: "Insofern habe er den damit beauftragten Personen vertraut und das war auch nicht nur einer") sozusagen unter Pauschalverdacht stelle, das schlage dem Fass schon den Boden aus.

Der Wolnzacher Ex-Bürgermeister solle doch einmal nachlesen, was er schon alles gesagt habe, dann müsste er doch selbst die Unglaubwürdigkeit erkennen. Dass immer wieder der Vorwurf durchklingt, er selbst als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses, Gemeinderat und jetziger Bürgermeister müsste die Vorgänge erkannt haben, versteht Jens Machold, zu viele Un- und Halbwahrheiten kursieren in der Bevölkerung. Er antwortet daher mit einem Beispiel: "Im Jahr fallen bei einem Markt in der Größe Wolnzachs rund 10 000 Kassenbelege an, die jeweils stichprobenartig überprüft werden. Und selbst der Prüfungsverband, der seit Monaten bei uns im Haus sitzt, spricht von einer ,Stichprobenprüfung’". Zudem dürfe man nicht vergessen, dass – im Gegensatz zur BKPV-Prüfung – ja keiner annahm, dass irgendetwas faul sein könnte. Machold: "Es wurden zum Beispiel Einnahmen durch Grundstücksverkäufe eingebucht – und am nächsten Tag gleich wieder ausgebucht. Man ist hier ganz klar das Prinzip der Verschleierung gefahren." Selbst im betreffenden Zeitraum durchgeführte Prüfungen durch den Prüfungsverband oder die Rechtsaufsicht hätten keinerlei Beanstandungen gebracht.

In der heutigen Gemeinderatssitzung um 19 Uhr soll im Rathaus über das weitere Vorgehen seitens des Marktes beraten werden.